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Montag, 13. Januar 2014

Geschichte kompakt No.69


Die verborgenen Leidenschaften der Katherine Parr 

Sie war die sechste und letzte Gattin des berühmt-berüchtigten englischen Königs Heinrich VIII. Sie war Königin und Regentin von England und Irland. Eine Position, für die sie viele beneideten. Für Katherine Parr dagegen war die Verbindung mit dem englischen König Fluch und Segen zugleich. Persönliche Briefe zeugen von emotionaler Zerrissenheit einer bisher verkannten englischen Königin.  

Eine neue Ausstellung über das Leben und Wirken von Katherine Parr auf Schloss Sudeley in Gloucestershire, wo die junge Königin im Jahr 1548 am Kindbettfieber verstarb, wirft ein neues Licht auf die englische Königin. Galt die letzte Ehefrau an der Seite des umtriebigen Heinrich VIII. bisher als eine der standhaftesten und loyalsten Gattinnen des englischen Königs, offenbaren bisher nicht veröffentlichte Briefe ihre verborgenen Leidenschaften. In den persönlichen Schriften, die nun zum ersten Mal der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, finden sich zahlreiche Belege für ihre tiefen Gefühle für Thomas Seymour, einem engen Vertrauen Heinrichs VIII. Bereits durch die guten Verbindungen ihres erstes Mannes John Neville zum englischen Königshof in London hatte Katherine Thomas, den sie Jahre später heimlich heiraten sollte, kennen und lieben gelernt. Doch das Schicksal führte sie nach Tod Nevilles zunächst nicht in seine Arme, sondern an die Seite des englischen Königs. Schon zu dessen Lebzeiten soll sie die Beziehung zu ihrer vermeintlich großen Liebe wieder aufgenommen und am englischen Hof fortgesetzt haben. Von der verbotenen Liaison zeugen Briefe Katherines, in denen sie ihren Liebhaber unverblümt auffordert, ihr in den frühen Morgenstunden heimlich Gesellschaft zu leisten. Die persönlichen Zeilen zeigen die junge Königin als leidenschaftliche Frau, die ihre Gefühle und Begierden heimlich auslebte und doch gleichzeitig ihren Pflichten als Gattin des englischen Königs nachzukommen wusste. 

Donnerstag, 9. Januar 2014

Geschichte kompakt No.68


Bisher ungeöffnetes Etrusker-Grab gewährt wertvolle Erkenntnisse

In der Nähe von Rom wurde kürzlich ein unversehrtes Grab aus etruskischer Zeit entdeckt. Die Grabbeigaben und die Nähe zu einem Königinnengrab lassen vermuten, dass der darin Bestattete einst ein Prinz war.

Bereits der große Stein, der das Grab perfekt versiegelte, ließ auf einen außergewöhnlichen Fund hoffen: In Tarquinia, etwa 75 Kilometer nordwestlich von Rom, stießen Forscher auf ein etruskisches Grab. Auf Grund der reichen Grabbeigaben und der Nähe zu einem Königinnengrab gehen die Forscher davon aus, dass der Tote möglicherweise ein naher Verwandter des Etruskerkönigs Tarquinius V. ist, der die Gegend um Rom 616 bis 579 v.Chr. beherrschte.

Die Beigaben, darunter Schmuck und korinthische Vasen, geben wertvolle Einblicke in die Kultur der Etrusker, die in ihrer Blütezeit um 900 v.Chr. die Winzerei, den Straßenbau und die Schrift in Europa einführten. Besonders eine kleine Vase, die wohl Balsam enthielt, begeisterte die Wissenschaftler. Sie hängt seit 2600 Jahren an der Wand des Grabes.

Mittwoch, 8. Januar 2014

Geschichte kompakt No.67


Massaker von Deir Yassin vor 60 Jahren

Das ehemalige palästinensische Dorf Deir Yassin im Nordwesten von Jerusalem – heute das Stadtviertel Givat Schaul – ist trauriges Symbol dessen, was die Palästinenser heute als „Nakba“, das Trauma von Flucht und Vertreibung, bezeichnen. Die israelische Organisation Zochrot („Erinnern“) bemüht sich darum, dass die Auswirkungen der israelischen Staatsgründung für die palästinensische Bevölkerung nicht in Vergessenheit geraten.
Rund 400 palästinensische Ortschaften wurden im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 zerstört und etwa 700 000 Palästinenser mussten ihre Heimat verlassen.

Das Massaker von Deir Yassin geschah im April 1948, wenige Wochen vor Ende der britischen Mandatszeit über Palästina. Die arabische Welt lehnte den Beschluss der Vereinten Nationen ab, das Land in einen jüdischen und arabischen Staat aufzuteilen. Auch extremistisch-nationalistische jüdische Kreise waren nicht einverstanden. Sie wollten einen Staat mit mehr Land und weniger arabischen Einwohnern. Die Lage spitzte sich zu, je näher der Tag rückte, an dem die Briten abziehen wollten. Araber hielten Proteststreiks ab, fast täglich kam es zu  bewaffneten Überfällen und Attentaten von beiden Seiten. 

Mitglieder der israelischen Untergrundorganisationen „Irgun“ und „Lehi“ griffen das palästinensische Dorf  Deir Yassin, an und brachten es in ihre Gewalt. Sie gingen von Haus zu Haus und erschossen wahllos Bewohner, auch Alte, Frauen und Kinder. Der Plan der Untergrundkämpfer: Palästinenser, die auf dem Gebiet des geplanten jüdischen Staates lebten, sollten vertrieben werden. Erst als orthodoxe Juden aus der Nachbarschaft in den Ort kamen und beschworen, dass Deir Yassin immer friedlich gewesen sei, endeten die Erschießungen. 

Die Führung der offiziellen jüdischen Untergrundbewegung „Hagana“ verurteilte damals das Massaker. Die Täter wurden aber nie zur Rechenschaft gezogen.

Deir Yassin galt lange als ein dunkles und verdrängtes Kapitel der israelischen Vergangenheit. Inzwischen haben auch israelische Historiker eingeräumt, dass es systematische Vertreibung und Deportation in den Monaten vor und nach der Gründung des Staates Israel gab.

Ohne Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist eine bessere Zukunft nicht möglich, meint die israelische Organisation „Zochrot“. Deswegen  betreibt sie aktive Erinnerungsarbeit in ehemaligen palästinensischen Dörfern und Städten in Israel mit Besichtigungen, Dokumentationen, Veranstaltungen. Sie spricht gezielt ein jüdisch-israelisches Publikum an mit dem Ziel, durch das Aufbrechen dieses tabuisierten Themas eine größere Anerkennung und Übernahme von Verantwortung für die Folgen dieser Politik durch die israelische Gesellschaft zu erreichen. 

Montag, 6. Januar 2014

Geschichte kompakt No.66


Globus mit der ältesten Darstellung Amerikas aufgetaucht

Ein österreichischer Sammler konnte einen Globus erwerben, der neben der Neuen Welt auch andere Länder erstmals darstellt und benennt. Der 509 Jahre alte Globus gilt nicht nur als bedeutender historischer Fund, er gibt zusätzlich einen Einblick in die Weltanschauung der damaligen Zeit und erklärt so ganz nebenbei, wo die Drachen wohnen.

Die kleine Weltkugel in der Größe einer Grapefruit wird auf das Jahr 1504 datiert und ist demnach etwa sechs Jahre älter als der Lenox Globe in der New York Library, der bis dato als älteste Darstellung Amerikas in dieser Form galt. Die nun aufgetauchten bemalten Straußenei-Hälften, die sich über Jahrzehnte in einer bedeutenden Privatsammlung befunden haben sollen, zeigen neben Amerika auch die beschrifteten Globusbildnisse anderer Länder, etwa Japans oder Arabiens.

Nordamerika wird als verstreute Inselgruppe abgebildet und ist unbeschriftet, bei Südamerika finden sich die Inschriften "Mundus novus" (Neue Welt), "Terra de Brazil" und "Terra sanctae crucis" (Land des Heiligen Kreuzes). Weitere Darstellungen auf dem Globus zeigen Schiffe, Monster, zusammenschlagende Wellen, einen Schiffbrüchigen, sowie die aus heutiger Sicht amüsante Bezeichnung für Asien: "Hic sunt dracones" (Hier leben die Drachen).

Der belgische Forscher Dr. Stefaan Missinne geht nach seiner Analyse davon aus, dass der Globus in Venedig möglicherweise von einem Schüler Leonardo da Vincis gefertigt wurde und bezeichnet ihn als "großen Fund".

Sonntag, 5. Januar 2014

Geschichte kompakt No.65


Antiker Schwarzhandel auf hoher See

Überraschung! Statt wie erwartet nur Gläser für Lebensmittel vorzufinden, stießen Archäologen in einem antiken Schiffswrack auch auf Indizien für einen florierenden Schmuggelverkehr.

Die italienische Archäologen haben nicht schlecht gestaunt, als sie die Fracht eines antiken römischen Schiffswracks, das vor rund sechs Monaten unweit der Küste des italienischen Badeortes Marausa gefunden wurde, näher untersuchten. So fanden sich in den Frachträumen des aus dem 3. Jahrhundert stammenden Schiffes nicht wie angenommen nur Gläser für Lebensmittel unterschiedlicher Art, sondern auch Indizien für Schmuggelwaren, die über das Meer nach Italien gebracht wurden. 

Überreste des antiken Schwarzhandels auf hoher See sind wertvolle Ziegel für den Hausbau, die nach bisherigen Erkenntnissen den illegalen Seeweg von Nordafrika nach Rom nahmen, um dort für viel Geld verkauft zu werden. Zur Aufbesserung ihrer spärlichen Löhne erwarben die Seeleute das begehrte Gut zu Billigpreisen im fernen Afrika, versteckten es heimlich in den verschlungenen Wegen des Schiffes und brachten es schließlich in Rom, einem der zentralen Handelszentren der antiken Welt, an den kaufkräftigen Kunden. 

Samstag, 4. Januar 2014

Geschichte kompakt No.64


Haarscharf vorbei an der nuklearen Katastrophe

Die USA entgingen 1961, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, nur durch viel Glück und eine unzuverlässige Technik einer Atom-Katastrophe, als über dem Bundesstaat North Carolina zwei Wasserstoffbomben versehentlich aus einem Flugzeug fielen.

Es war "nur ein einfacher, dynamoelektrischer Schwachstromschalter, [der] zwischen den Vereinigten Staaten und einer riesigen Katastrophe" stand, resümiert Nuklearingenieur Parker Jones, nach dem er das kürzlich freigegebene Dokument über den Atom-Zwischenfall von 1961 analysiert hatte.
Damals, mitten im Kalten Krieg und während der beispiellosen Aufrüstung auf beiden Seiten, hätten die USA um ein Haar einen beachtlichen Teil ihrer eigenen Bevölkerung an der Ostküste vernichtet. Ein B-52-Bomber brach über dem Bundesstaat North Carolina auseinander, wodurch die beiden geladenen Wasserstoffbomben zur Erde fielen. Eine landete, gebremst durch den Fallschirm, in einem Baum, die zweite in einem nahegelegenen Sumpfgebiet. Die erste Bombe reagierte dabei so, wie sie es bei einem gewollten Abwurf hätte tun sollen, drei von vier Sicherheitsmaßnahmen versagten. Nur die letzte, eben jener Schwachstromschalter, der besonders pannenanfällig war, bewahrte Großstädte wie Washington, Philadelphia und New York City vor der Zerstörung und Millionen Menschen vor Tod und Verstrahlung.
Obwohl die USA den Zwischenfall damals bekannt gegeben hatten, wurde erst jetzt bekannt, wie knapp man damals einer nuklearen Katastrophe entgangen war – durch eine Bombe, die die 260-fache Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe entwickelt hätte. Die Tatsache, dass die damaligen Regierungen die Bevölkerung immer wieder beschwichtigten, dass diese Bomben unmöglich versehentlich explodieren und Amerikaner in Gefahr bringen könnten, muss nun,  in einem neuen Licht betrachtet werden.

Freitag, 3. Januar 2014

Geschichte kompakt No.63


Deutsches U-Boot vor Java gefunden

Vor der Küste von Java haben indonesische Fischer das Wrack eines deutschen U-Boots aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Es dürfte sich um das 1944 versenkte U 168 handeln.

Trotz ihrer Waffenbrüderschaft und der gemeinsamen Gegner kämpften im Zweiten Weltkrieg deutsche und japanische Soldaten fast nie Seite an Seite. Eine Ausnahme war die Verlegung deutscher U-Boote nach Südostasien, wo sie von japanisch besetzten Häfen aus gegen Schiffe der Alliierten vorgingen.

1943 wurde die U-Boot-Gruppe „Monsun“ gebildet, welche die Stützpunkte des japanischen Verbündeten zu Einsätzen im Indischen Ozean nutzen sollte. Der Anmarsch der Gruppe erfolgte vom französischen Atlantikhafen Lorient aus um das Kap der Guten Hoffnung nach Niederländisch-Indonesien, das seit 1942 von Japan besetzt war.

In Penang stationiert, konnte U 168 mehrere alliierte Handelsschiffe und lokale Segelboote versenken. Am 5. Oktober 1944 sollte U 168 nach Surabaja überführt werden, wurde dabei aber von einem niederländischen U-Boot angegriffen und versenkt. Von den 50 Besatzungsmitgliedern überlebten 27.


Vor der Küste Javas haben Fischer nun das Wrack eines entsprechden U-Boots entdeckt. An Bord wurden diverse Nazi-Memorabilia sowie mehrere Skelette identifiziert. Die Kennnummer des Schiffs ist allerdings nicht mehr festzustellen; vermutlich ist es U 168. Es könnte sich auch um das Wrack von U 183 handeln. Zu weiteren Untersuchungen oder eine Bergung fehlen vor Ort die Mittel.

Donnerstag, 2. Januar 2014

Geschichte kompakt No.62


Auf den Spuren des ersten Käses

Die bislang ältesten Hinweise auf die Herstellung von Käse sind auf jungsteinzeitlichen Keramikgeräten in Polen entdeckt worden. Demnach wussten die Menschen seit 7500 Jahren um die Verarbeitung von Milch zu Käse.

Bei Ausgrabungen in der Region Kujawien an der unteren Weichsel waren mit kleinen Löchern versehene Keramikgefäße gefunden worden. Über deren Verwendungszweck rätselten die Archäologen, bis jetzt an der Universität Bristol die vorhandenen organischen Spuren untersucht wurden. Wie die Zeitschrift „Nature“ berichtet, handelt es sich dabei um Milchproteine, wie sie beim Käsern entstehen. Vermutlich wurden die Gefäße zum Abschöpfen der sich formenden Käsemasse benutzt. „Wenn wir die Spuren und die Größe und Form der Gefäße damit vergleichen, was wir über die Herstellung von Käse wissen, kann es gar keine andere Erklärung geben“, deutet Prof. Richard Evershed die Analysen.

Die Kunst des Käsemachens rückt damit weit in die „Neolithische Revolution“ zurück, als sich Ackerbau und Viehzucht verbreiteten. Voraussetzung für die Herstellung von Käse sind große Mengen Milch, wie sie nur von domestizierten Haustieren gewonnen werden können. Die Verwandlung in Käse erlaubt es, den Nährwert von Milch über längere Zeit zu lagern. 

Ein weiterer Grund für das Experimentieren mit geronnener Milch dürfte die Laktose-Unverträglichkeit der Steinzeitmenschen gewesen sein, wie sie durch Untersuchungen belegt ist. In der Form von Käse ist Laktose leichter verdaubar. Die Kunst des Käsemachens könnte also auch dazu beigetragen haben, dass sich unter den Bauernvölkern die Toleranz für Laktose schneller verbreitete.

Samstag, 28. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.61


Neue Beweise für die mögliche Existenz eines unehelichen Sohn Hitlers?

Es sollen neue Beweise für die umstrittene Behauptung vorliegen, Hitler hätte einen unehelichen Sohn mit der französischen Teenagerin Charlotte Lobjoje gehabt. 

Der frühere Anwalt des vermeintlichen Sohn Hitlers Jean-Marie Loret behauptet, es gäbe eine Reihe neuer Fotografien und Dokumenten, die die umstrittene These, Jean-Marie Loret sei der uneheliche Sohn Hitlers, beweisen. 
Bereits 1981 wurde das Buch „Der Name deines Vaters war Hitler“ mit eben dieser These herausgebracht. Es soll nun mit dem neuen Beweismaterial neu veröffentlicht werden. 

Jean-Marie Loret soll 1917 während des Aufenthaltes Hitlers als Soldat im Ersten Weltkrieg in Frankreich mit der damals 16-Jährigen Charlotte Lobjoje gezeugt worden sein. Erst kurz vor ihrem Tod habe sie ihren Sohn über die Identität seines leiblichen Vaters aufgeklärt. 
Tatsächlich sind die gleiche Blutgruppe und die gleiche Handschrift Hitlers und Lorets nachgewiesen worden. Loret, der 1985 im Alter von 67 Jahren verstorben ist, soll außerdem Zeichnungen mit der Unterschrift Hitlers auf dem Dachboden der Mutter gefunden haben. 
Dass er wirklich Hitlers Sohn war, konnte aber bisher nicht bewiesen werden. 

Freitag, 27. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.60


Haarscharf vorbei an der nuklearen Katastrophe

Die USA entgingen 1961, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, nur durch viel Glück und eine unzuverlässige Technik einer Atom-Katastrophe, als über dem Bundesstaat North Carolina zwei Wasserstoffbomben versehentlich aus einem Flugzeug fielen.

Es war "nur ein einfacher, dynamoelektrischer Schwachstromschalter, [der] zwischen den Vereinigten Staaten und einer riesigen Katastrophe" stand, resümiert Nuklearingenieur Parker Jones, nach dem er das kürzlich freigegebene Dokument über den Atom-Zwischenfall von 1961 analysiert hatte.
Damals, mitten im Kalten Krieg und während der beispiellosen Aufrüstung auf beiden Seiten, hätten die USA um ein Haar einen beachtlichen Teil ihrer eigenen Bevölkerung an der Ostküste vernichtet. Ein B-52-Bomber brach über dem Bundesstaat North Carolina auseinander, wodurch die beiden geladenen Wasserstoffbomben zur Erde fielen. Eine landete, gebremst durch den Fallschirm, in einem Baum, die zweite in einem nahegelegenen Sumpfgebiet. Die erste Bombe reagierte dabei so, wie sie es bei einem gewollten Abwurf hätte tun sollen, drei von vier Sicherheitsmaßnahmen versagten. Nur die letzte, eben jener Schwachstromschalter, der besonders pannenanfällig war, bewahrte Großstädte wie Washington, Philadelphia und New York City vor der Zerstörung und Millionen Menschen vor Tod und Verstrahlung.
Obwohl die USA den Zwischenfall damals bekannt gegeben hatten, wurde erst jetzt bekannt, wie knapp man damals einer nuklearen Katastrophe entgangen war – durch eine Bombe, die die 260-fache Zerstörungskraft der Hiroshima-Bombe entwickelt hätte. Die Tatsache, dass die damaligen Regierungen die Bevölkerung immer wieder beschwichtigten, dass diese Bomben unmöglich versehentlich explodieren und Amerikaner in Gefahr bringen könnten, muss nun,  in einem neuen Licht betrachtet werden.

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.59


Rätsel der Weltkriegs-Brieftaube gelöst?

Vor einigen Wochen fand ein britischer Hausbesitzer in seinem Kamin das Skelett einer Brieftaube. Die Botschaft in der Beinkapsel stammte offensichtlich aus dem Zweiten Weltkrieg; Kryptografie-Experten beurteilten jedoch eine Entzifferung als hoffnungslos, da es an Hintergrundinformationen fehle. Diese glaubt nun ein kanadischer Hobbyforscher gefunden zu haben.

Die Experten hatten die 27 handschriftlichen Blöcke von Codeziffern über das Internet zugänglich gemacht, um auch unorthodoxe Lösungen zu suchen. Und eine solche glaubt Gord Young aus Ontario/Kanada bieten zu können. Er hatte von seinem Großonkel ein Codebuch aus dem Ersten Weltkrieg geerbt, und er als sich damit an die Entzifferung machte, konnte er in kurzer Zeit eine sinnvolle Botschaft vorlegen. Demnach handelte es sich um eine Aufstellung deutscher Truppenstärken und Bewegungen in der Normandie, abgeschickt vom 27-jährigen William Stott. Der Sergeant von den Lancashire Füsilieren war hinter den Linien abgesetzt worden, um die Feindbewegungen während der Invasion im Juni 1944 zu beobachten.

Die Experten waren an ihrer Vorgabe gescheitert, nur die im Zweiten Weltkrieg entwickelten, höchst komplexen Codes auszuprobieren. Für den Rückgriff auf den älteren Code hat Young eine einfache Erklärung: "Stott wurde von einem Veteranen des Ersten Weltkrieges ausgebildet, einem ehemaligen Artillerie-Beobachter. Dies verrät auch die Schreibweise Serjeant, wie sie damals üblich war. Und auch die verwendeten Abkürzungen gehen auf den Ersten Weltkrieg zurück."

Stott, der zwei Brieftauben mit seiner Nachricht losgeschickt hatte, fiel einige Wochen später und ist auf einem Soldatenfriedhof in der Normandie beigesetzt.

Sonntag, 22. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.58



Justinianische Pest kam bis Bayern

Einem Forscherteam aus München, Mainz und Arizona ist es gelungen den Erreger einer Pandemie aus dem 6. Jahrhundert zu identifizieren. Es handelt sich um Yersinia pestis, dem gleichen Erreger, der für den "Schwarzen Tod" des Mittelalters verantwortlich war.

Schon seit einiger Zeit streiten sich Forscher darüber, ob die Justinianische Pest, die nach dem byzantinischen Kaiser Justinian benannt wurde und schon damals Tausenden das Leben kostete, wirklich die bekannte Beulenpest war. Historische Quellen, die die Symptome dieser Krankheit beschreiben, legten dies nahe. Nun ist der zweifelsfreie Beweis erbracht. 
Das internationale Forscherteam untersuchte Skelette, die sie bei Grabungen aus den Jahren 1997 und 1998 in einem Gräberfeld in der Nähe von Aschheim (Landkreis München) fanden. 

In den Zähnen der Leichen erhielt sich der Erreger dank günstiger Bedingungen über 1400 Jahre und die Forscher konnten geringe DNA-Mengen extrahieren und diese entschlüsseln. Dadurch erwiesen sie einwandfrei, dass der Erreger dem Stammbaum Yersinia pestis zuzuordnen ist und sich die Justinianische Pest wahrscheinlich von Asien aus ausbreitete. Diese neuen Forschungsergebnisse sind auch der einzige Hinweis, dass sich die spätantike Pest bis in hiesige Breitengrade ausbreitete. Denn historische Quellen fehlen.

Freitag, 20. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.58


Opfergaben in der Sonnenpyramide entdeckt

Mexikanische Archäologen haben im Fundament der Sonnenpyramide Überreste einer Opferzeremonie entdeckt, bei der auch Menschen geopfert wurden. Von den Funden erhoffen sie sich Aufschlüsse über die Frühzeit der Stadt Teotihuacan, die erst später von den Azteken besiedelt wurde.

Im Jahr 2008 begann ein Forscherteam mit den Grabungen unter der Pyramide, die mit ihren 220 mal 220 Meter Grundfläche die drittgrößte Pyramide der Welt ist. Sie nutzten dafür einen bereits bestehenden älteren Tunnel. Dabei stießen die Forscher auf Artefakte aus der Bauzeit des gut 2000 Jahre alten Monuments, darunter Gegenstände aus Keramik und Obsidian, Figuren aus Jade und Tierknochen. Ein besonders auffälliges Fundstück ist eine fein gearbeitete Maske aus grüner Jade. Zudem fanden die Archäologen sieben Gräber – darunter auch die von Kindern. Leichen und andere Relikte, die offenbar von religiösen Opferzeremonien zu Baubeginn herrühren, datieren möglicherweise den Bau bis in das erste Jahrhundert nach Christus zurück. Jetzt erhoffen sich die Forscher weitere Erkenntnisse zur Gründungsgeschichte der Pyramide und der Stadt Teotihuacan. Nach wie vor ist unbekannt, welches Volk die Stadt erbaut hatte. Zwischen dem ausgehenden 1. und dem 7. Jahrhundert erlebte die Stadt eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Danach verließen die bis zu 200 000 Einwohner aus bisher unklaren Gründen die Stadt. Manches deutet darauf hin, dass ein verheerender Brand die Bewohner veranlasst haben könnte, den Ort der Katastrophe zukünftig zu meiden. Erst um 1500 entdeckten die Azteken die Stadt und bevölkerten sie ihrerseits. 

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.56


Taschenmesser von Lawrence von Arabien wird versteigert

Ein anonymer Besitzer will das Multifunktionstaschenmesser des legendären Lawrence von Arabien in Großbritannien versteigern. Das rostige Vorgängermodell des Schweizer Offiziersmessers wurde im ehemaligen Garten des einstigen Kriegshelden gefunden und soll um die 300 Pfund einbringen.

Die in dem Holzgriff eingebrannten Initialen T.E.L. verweisen auf die Echtheit des rostigen Taschenmessers aus der königlichen Schmiede Underwood und Farrant. Angeblich soll der Kriegsheld, Thomas Edward Lawrence, besser bekannt als Lawrence von Arabien, dieses Taschenmesser mit sich geführt haben. Für gut 300 Pfund soll die Rarität nun nach dem Willen des unbekannten Besitzers am 13. Dezember in Sherborne/Dorset unter den Hammer kommen. Ähnlich wie sein Nachfolger, das Schweizer Offiziersmesser, stellt das Multifunktionswerkzeug mit Nagelfeile, Schere und Korkenzieher alle wichtigen Utensilien für den Aufenthalt im Freien bereit. 
Während des Ersten Weltkriegs organisierte der abenteuerlustige Brite einen Aufstand der arabischen Stämme gegen die Herrschaft des Osmanischen Reiches. Durch einen geschickt geführten Guerilla-Krieg trug er mit zur Niederlage des auf Seiten der Deutschen kämpfenden Osmanischen Reichs bei. 1935 starb Lawrence mit nur 46 Jahren nach einem Motorradunfall. Um seinen Tod ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien, die den Auftraggeber in Regierungskreisen vermuten, die Lawrence drei Jahre vor seinem Tod wegen angeblicher Spionagetätigkeiten in Verruf gebracht hatten. 

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.55


Kamen die Indogermanen aus Anatolien?

Die Heimat der indogermanischen Sprachen wurde lange Zeit in den Steppen Westasiens und Südrusslands vermutet, und der Zeitpunkt, an dem sich die einzelnen Sprachen aus der gemeinsamen Protosprache abzuspalten begannen, vor rund 5000 Jahren angesetzt. Neue Forschungen verlegen Ur-Sprache und Ur-Heimat der Indogermanen gut 3000 Jahre weiter zurück ins Hochland Anatoliens.

Für ihre Forschungen übertrugen die Archäo-Linguisten um Dr. Quentin Atkinson von der Universität Auckland/Neuseeland Modelle der biologischen Verwandtschaftssuche per DNS auf die Sprache: Wie sich in den DNS Umfang und Zeitpunkt von Abspaltungen vom gemeinsamen Hauptstrang einer Art bestimmen lassen, verbinden gemeinsame Wortstämme mit der Ursprache; Veränderungen deuten neue Entwicklungen, Abspaltungen und Wanderungsbewegungen an.

Mit dem Rückgriff  auf diese „phylogenesische Methode“ konnten die neuseeländischen Forscher die „Sprach-DNS“ des Indogermanischen rund 8000 Jahre zurückzuverfolgen. Die ältesten Spuren deuten ins anatolische Hochland, von wo aus sich auch der Ackerbau über die umliegenden Länder ausbreitete. Die Untersuchungen bestätigen damit eine Theorie, die Prof. Colin (Lord) Renfrew vor rund 30 Jahren aufstellte.

Die Anhänger der „Steppentheorie“ geben sich aber nicht geschlagen. Sie stützen sich auf Wortstämme in der Mehrzahl der indogermanischen Sprachen, die auf  markante Entwicklungen wie zum Beispiel die Erfindung des Rades hinweisen, was deutlich später erfolgte. „Haltbarkeit und Verfall von Sprachelementen lassen sich nicht wie archäologische Fundstücke mit der Radiokarbonmethode datieren,“ erklärt dazu Prof. Petri Kallio von der Universität Helsinki.

Sonntag, 15. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.54


Haben die Briten versucht Lenin zu ermorden?

Im Jahr 1918 soll Großbritannien mit Hilfe der Spione Robert Bruce Lockhart und Sidney Reilly versucht haben, Lenin zu ermorden. Bis heute leugnet die britische Regierung diese Verstrickung. Jetzt ist ein Brief von Lockharts Sohn aufgetaucht, der Zweifel an der offiziellen Regierungsposition aufwirft.

Das Ziel der Briten soll gewesen sein, die Russen zum Wiedereintritt in den ersten Weltkrieg zu bewegen. Schließlich hatten die Bolschewiki nach der Oktoberrevolution Frieden mit dem Deutschen Reich geschlossen. Etwas, was den alliierten Briten gar nicht gefiel. 

Zeitlebens stritt Robert Bruce Lockhart eine mögliche Verstrickung in ein Mordkomplott ab. In seinen 1930 veröffentlichten Memoiren beschuldigt er indes Sidney Reilly, einen Russen,  Mastermind hinter dem geplanten Coup gewesen zu sein. Er behauptet auch Reilly, kaum gekannt zu haben.

Nun ist ein Brief von Lockharts Sohn Robin in einem amerikanischen Archiv aufgetaucht. Er schreibt darin: „Mein Vater hat mir gegenüber deutlich gemacht, dass er viel enger mit Reilly zusammengearbeitet hat, als er öffentlich angedeutet hat.“ Deutet das darauf hin, dass Lockhart doch versucht haben könnte, Lenin zu töten?

Professor Robert Service, der den Brief entdeckt hat, ist überzeugt, dass die ganze Wahrheit nur ans Licht kommt, wenn es Einsicht in weitere Akten gibt. Das Problem: Auch über 90 Jahre nach Kriegsende hält die britische Regierung viele der entscheidenden Dokumente geheim.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.53


Gewand von Jan Hus entdeckt

Völlig unerwartet sind Kleidungsfragmente des auf dem Konstanzer Konzil als "Ketzer" verbrannten Theologen Jan Hus aufgetaucht. In Zukunft sollen sie der Höhepunkt einer Ausstellung des Badischen Landesmuseums sein.

Auf der Suche nach Utensilien für eine Ausstellung zum Konzil von Konstanz (1414-1418) stießen Forscher im Depot des Musée d’Unterlinden in Colmar auf ein Stoffstück, das vom Gewand des Reformators Jan Hus stammen soll. Das stand zumindest auf einem Zettel, der daran befestigt war. Eine daraufhin vorgenommene Untersuchung bestätigt die Datierung des Stoffes auf das Mittelalter, weshalb die Wissenschaftler von der Richtigkeit der Beschriftung überzeugt sind. 

Die Überreste sollen nun das Herzstück der Landesausstellung "Das Konstanzer Konzil. Weltereignis des Mittelalters 1414-1418" im Badischen Landesmuseums bilden, die 2014 stattfindet.

Jan Hus war ein christlicher Theologe im 15. Jahrhundert, dessen kirchenkritische Schriften besonders im deutschen Raum sehr populär waren. Sie beeinflussten unter anderem Martin Luther, der ihn in der Reformationszeit zu einem Märtyrer stilisierte. Während des Konzils von Konstanz wurde Hus wegen Ketzerei angeklagt und zum Tod durch Verbrennung verurteilt. Bei der Hinrichtung sollte darauf geachtet werden, dass kein Andenken übrig bleibt, weshalb der Fund für das Museum um so überraschender ist.

Samstag, 7. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.52


Churchill und die Hungersnot in Bengalen

Zu den vielen Tragödien, die sich im Schatten des Zweiten Weltkriegs abspielten, gehörte die große bengalische Hungersnot von 1943. Neue Recherchen des indischen Historikers Madhusree Mukerjee werfen ein höchst kritisches Licht auf die Rolle, die Premierminister Winston Churchill dabei spielte.

Die Gründe für das große Sterben unter der einheimischen Bevölkerung, dem mit über 3 Millionen mehr Menschen zum Opfer fielen als durch den Krieg und die Unruhen bei der nachfolgenden Teilung des Landes zusammengenommen, waren vielschichtig. Durch den Angriff der Japaner auf die Reiskammer Burma fielen die Lieferungen von dort aus, und ein Hurrikan hatte 1942 große Teile der Reisernte in Bengalen vernichtet. Durch Spekulationen angeheizt, wurde der Preis für das Grundnahrungsmittel Reis für die arme Bevölkerung unerschwinglich.

Zur Katastrophe wurde die Lage aber durch die zögerliche bis kontraproduktive Reaktion der britischen Behörden in Indien und im Mutterland. London bestand weiterhin darauf, dass indischer Reis an andere Kriegsschauplätze und an verbündete Staaten exportiert wurde. Selbst der Vizekönig, Lord Wavell, bezeichnete die Regierungspolitik gegenüber Indien als "nachlässig, feindselig und verächtlich".

Mukerjee sieht in den Akten eindeutige Hinweise darauf, dass Churchill und seine Berater die Hungersnot aus politischem Kalkül und nicht ohne rassistische Untertöne gewähren ließen. Churchill habe gehofft, die Unabhängigkeitsbewegung zu schwächen. Als immer neue erschreckende Todeszahlen eintrafen, fragte der Premier lediglich: "Aber Gandhi lebt noch immer?"

Freitag, 6. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.51


Geldscheine aus Samt und Seide

Während der großen Inflation zu Beginn der 1920er Jahre druckte die Sparkasse Bielefeld Geldscheine auf Samt und Seide. Ziel war dabei vor allem, dass die Bürger die Banknoten sammelten, denn damit machte die Sparkasse Gewinn.

Not macht erfinderisch. Während der Inflation der 1920er Jahre, insbesondere mit der Hyperinflation 1923, als der Wert des Geldes beinahe stündlich sank, druckte nicht nur der Staat Banknoten, sondern auch Kommunen und Banken. Die Sparkasse Bielefeld unter ihrem damaligen Direktor Paul Hanke ging dabei besonders originell vor. Sie gab 1921 zum 700 jährigen Stadtjubiläum Geldscheine heraus, die auf Samt, Seide, Loden oder Jute gedruckt waren. Teilweise waren die Scheine recht aufwändig mit Spitze und einer Vielzahl unterschiedlicher Motive gestaltet. Ziel der eigenwilligen Gelddruckaktion war weniger ihre Verwendung im Handel, als vielmehr das Sammeln und Horten. Denn der Herausgeber von Notgeldscheinen machte nur dann einen Gewinn, wenn die Geldscheine nicht wieder eingelöst wurden. Allerdings sammelten die Menschen nur Scheine, die einen gewissen bleibenden Wert suggerieren konnten. Offiziell war dieses Vorgehen verboten, doch in Zeiten der Krise gelang es kaum, dem Treiben Einhalt zu gebieten. 
Die Bildmotive auf den Bielefelder Notgeldscheinen greifen ganz unterschiedliche Themen auf, wie der Archivar der Sparkasse Bielefeld, Christoph Kaleschke, berichtet. Teilweise illustrieren sie lokale Legenden oder schmücken sich mit angeblich historischen Aussagen, wie etwa die Anordnung der Stadtverwaltung: „Hiermit wird bekannt gemacht, dass niemand in die Bache kackt, denn morgen wird gebraut“. Daneben dienten die Scheine auch als Propagandainstrument. So finden sich auch Schmähungen der als Schandfriedensdiktat bezeichneten Bestimmungen des Versailler Vertrages.
Ursache der Inflation war vor allem der mit der Notenpresse und Staatsanleihen finanzierte Erste Weltkrieg. Mit einem Sieg sollten die immensen Schulden durch Reparationsleistungen der Verlierer getilgt werden. Damit hatte sich das deutsche Kaiserreich bekanntlich verspekuliert. Die Zeche zahlten letztlich die Bürger der nachfolgenden Weimarer Demokratie.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.50


Christliche Spuren in einem Stein entdeckt

Ihnen werden heilende Kräfte zugeschrieben. Sie vermögen Warzen und andere Gebrechen zu lindern: Über Bullaunsteine ranken sich bis heute viele Mythen und Legenden. Nun stieß ein schottischer Farmer auf ein seltenes Exemplar der sonderbar ausgehöhlten Steine – versehen mit einem einfachen christlichen Kreuz aus dem 8. Jahrhundert. Eine Reise in die frühchristliche Vergangenheit Schottlands

Über die ungewöhnliche Entdeckung auf der schottischen Insel Canna staunten die Archäologen und Historiker der Universität Glasgow nicht schlecht. Durch Zufall war ein Farmer auf den flachrunden Stein gestoßen und hatte damit den ersten bekannten Bullaun Schottlands freigelegt. Auf der Suche nach steinigen Relikten britischer Vergangenheit waren die Forscher bislang überwiegend in England, Wales und Irland fündig geworden. Bis heute weiß man wenig über die ursprünglichen Verwendungsweisen der sogenannten Bullaune. Vermutlich dienten sie – so der bisherige Forschungstand – als rituelle Mörser oder Gegenstände zur Anbetung von Göttern. Als gesichert gilt, dass sie bis in die Bronzezeit zurückreichen können. Dass auf dem jüngst gefundenen Stein jedoch ein christliches Kreuz eingeritzt ist, deutet auf eine „zweite“ Geschichte jenseits der frühgeschichtlichen Ursprünge hin. Dem Forscherteam zufolge wurde das Brauchtum um den Bullaun offenbar in frühchristlicher Zeit unter neuen Vorzeichen fortgesetzt. Viele Steine wurden bisher in der Nähe von Kirchen und Klöstern gefunden und zeigen das Bestreben der christlichen Kirche von einst, sie in ihr rituelles Leben zu integrieren. So auch auf Canna, das zum Kloster auf der schottischen Insel Iona gehörte. Dorthin kamen wohl christliche Pilger und drehten den Stein, während sie ein Gebet sprachen.