Donnerstag, 5. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.50


Christliche Spuren in einem Stein entdeckt

Ihnen werden heilende Kräfte zugeschrieben. Sie vermögen Warzen und andere Gebrechen zu lindern: Über Bullaunsteine ranken sich bis heute viele Mythen und Legenden. Nun stieß ein schottischer Farmer auf ein seltenes Exemplar der sonderbar ausgehöhlten Steine – versehen mit einem einfachen christlichen Kreuz aus dem 8. Jahrhundert. Eine Reise in die frühchristliche Vergangenheit Schottlands

Über die ungewöhnliche Entdeckung auf der schottischen Insel Canna staunten die Archäologen und Historiker der Universität Glasgow nicht schlecht. Durch Zufall war ein Farmer auf den flachrunden Stein gestoßen und hatte damit den ersten bekannten Bullaun Schottlands freigelegt. Auf der Suche nach steinigen Relikten britischer Vergangenheit waren die Forscher bislang überwiegend in England, Wales und Irland fündig geworden. Bis heute weiß man wenig über die ursprünglichen Verwendungsweisen der sogenannten Bullaune. Vermutlich dienten sie – so der bisherige Forschungstand – als rituelle Mörser oder Gegenstände zur Anbetung von Göttern. Als gesichert gilt, dass sie bis in die Bronzezeit zurückreichen können. Dass auf dem jüngst gefundenen Stein jedoch ein christliches Kreuz eingeritzt ist, deutet auf eine „zweite“ Geschichte jenseits der frühgeschichtlichen Ursprünge hin. Dem Forscherteam zufolge wurde das Brauchtum um den Bullaun offenbar in frühchristlicher Zeit unter neuen Vorzeichen fortgesetzt. Viele Steine wurden bisher in der Nähe von Kirchen und Klöstern gefunden und zeigen das Bestreben der christlichen Kirche von einst, sie in ihr rituelles Leben zu integrieren. So auch auf Canna, das zum Kloster auf der schottischen Insel Iona gehörte. Dorthin kamen wohl christliche Pilger und drehten den Stein, während sie ein Gebet sprachen. 

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