Samstag, 7. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.52


Churchill und die Hungersnot in Bengalen

Zu den vielen Tragödien, die sich im Schatten des Zweiten Weltkriegs abspielten, gehörte die große bengalische Hungersnot von 1943. Neue Recherchen des indischen Historikers Madhusree Mukerjee werfen ein höchst kritisches Licht auf die Rolle, die Premierminister Winston Churchill dabei spielte.

Die Gründe für das große Sterben unter der einheimischen Bevölkerung, dem mit über 3 Millionen mehr Menschen zum Opfer fielen als durch den Krieg und die Unruhen bei der nachfolgenden Teilung des Landes zusammengenommen, waren vielschichtig. Durch den Angriff der Japaner auf die Reiskammer Burma fielen die Lieferungen von dort aus, und ein Hurrikan hatte 1942 große Teile der Reisernte in Bengalen vernichtet. Durch Spekulationen angeheizt, wurde der Preis für das Grundnahrungsmittel Reis für die arme Bevölkerung unerschwinglich.

Zur Katastrophe wurde die Lage aber durch die zögerliche bis kontraproduktive Reaktion der britischen Behörden in Indien und im Mutterland. London bestand weiterhin darauf, dass indischer Reis an andere Kriegsschauplätze und an verbündete Staaten exportiert wurde. Selbst der Vizekönig, Lord Wavell, bezeichnete die Regierungspolitik gegenüber Indien als "nachlässig, feindselig und verächtlich".

Mukerjee sieht in den Akten eindeutige Hinweise darauf, dass Churchill und seine Berater die Hungersnot aus politischem Kalkül und nicht ohne rassistische Untertöne gewähren ließen. Churchill habe gehofft, die Unabhängigkeitsbewegung zu schwächen. Als immer neue erschreckende Todeszahlen eintrafen, fragte der Premier lediglich: "Aber Gandhi lebt noch immer?"

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