Mittwoch, 18. Dezember 2013

Geschichte kompakt No.55


Kamen die Indogermanen aus Anatolien?

Die Heimat der indogermanischen Sprachen wurde lange Zeit in den Steppen Westasiens und Südrusslands vermutet, und der Zeitpunkt, an dem sich die einzelnen Sprachen aus der gemeinsamen Protosprache abzuspalten begannen, vor rund 5000 Jahren angesetzt. Neue Forschungen verlegen Ur-Sprache und Ur-Heimat der Indogermanen gut 3000 Jahre weiter zurück ins Hochland Anatoliens.

Für ihre Forschungen übertrugen die Archäo-Linguisten um Dr. Quentin Atkinson von der Universität Auckland/Neuseeland Modelle der biologischen Verwandtschaftssuche per DNS auf die Sprache: Wie sich in den DNS Umfang und Zeitpunkt von Abspaltungen vom gemeinsamen Hauptstrang einer Art bestimmen lassen, verbinden gemeinsame Wortstämme mit der Ursprache; Veränderungen deuten neue Entwicklungen, Abspaltungen und Wanderungsbewegungen an.

Mit dem Rückgriff  auf diese „phylogenesische Methode“ konnten die neuseeländischen Forscher die „Sprach-DNS“ des Indogermanischen rund 8000 Jahre zurückzuverfolgen. Die ältesten Spuren deuten ins anatolische Hochland, von wo aus sich auch der Ackerbau über die umliegenden Länder ausbreitete. Die Untersuchungen bestätigen damit eine Theorie, die Prof. Colin (Lord) Renfrew vor rund 30 Jahren aufstellte.

Die Anhänger der „Steppentheorie“ geben sich aber nicht geschlagen. Sie stützen sich auf Wortstämme in der Mehrzahl der indogermanischen Sprachen, die auf  markante Entwicklungen wie zum Beispiel die Erfindung des Rades hinweisen, was deutlich später erfolgte. „Haltbarkeit und Verfall von Sprachelementen lassen sich nicht wie archäologische Fundstücke mit der Radiokarbonmethode datieren,“ erklärt dazu Prof. Petri Kallio von der Universität Helsinki.

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