Freitag, 7. Juni 2013

+++SCHMILKA, oder das einsamste Flutdorf Sachsens+++




Es ist der hinterste Zipfel Sachsens, ein landschaftlicher Traum zwischen Sandsteinfelsen. Und seit vier Tagen ein Alptraum: Schmilka (153 Einwohner) ist seit Montag von der Außenwelt abgeschnitten: kein Strom, kein Telefon, kein Funknetz, kein Wegkommen.

Die B 172 nach Bad Schandau steht unter Wasser, der Grenzübergang ins tschechische Hrensko ebenso. Durch die Schneisenlage steigt das Elbe-Wasser hier sachsenweit am höchsten. 10,65 Meter gestern!
„Unsere Stimmung ist noch tiefer als der Grund der Elbe. Wir sind eingesperrt! Vor allem nachts ist es gespenstisch. Alles dunkel und still. Nur das Rauschen des Wassers“, sagt Katrin Flechsig (52). Weg will sie aus ihrem Haus trotzdem nicht – wie 90 weitere Schmilkaer.
„Wir organisieren uns selbst, machen Einkaufslisten für alle“, erklärt Ortsvorsteher Uwe Choritz (45).

Flut vertreibt Tausende aus ihren Häusern

Denn wer raus will aus Schmilka, braucht einen Geländewagen. Wie Sven-Eric Hitzer (50). Der Besitzer des Bio-Hotels „Helvetia“ ackert sich über (eigentlich verbotene) Wanderwege durch den Nationalpark. „Ich sollte Kippen besorgen, damit die Moral oben bleibt“, sagt er lachend. Dabei ist ihm nach Heulen zumute.
Sein Hotel und sieben weitere Objekte stehen in den braunen Elbe-Fluten. „Ich hab Fix-Kosten von rund 50 000 Euro im Monat für 32 Mitarbeiter, Kredite usw. Wir müssen schnell wieder auf die Beine kommen. Im Juli will ich wieder öffnen!“
Ein Wahnsinnsziel, denn in seinem Bio-Restaurant steht das Dreckwasser einen halben Meter unter der Decke. Der Name seines Restaurants klang vor einer Woche noch romantisch: „Strandgut“...

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