Dienstag, 16. April 2013

+++OLIVER KAHN bloggt - No.11+++


Liebe Fußball-Fans,


die deutsch-spanischen Duelle im Champions League-Halbfinale stellen alle anderen Themen in den Schatten. Auch das Pokalhalbfinale am Dienstag und Mittwoch verblasst ein wenig angesichts des Aufeinandertreffens von Bayern gegen Barcelona und Dortmund gegen Madrid.
Die Diskussionen um die Chancen der Bundesligisten werden zusätzlich angeheizt durch den Besuch von Reals Trainer José Mourinho beim Dortmunder Spiel am Samstag in Fürth und der Wette von Jürgen Klopp, ob die Bayern vor dem Duellen mit Barca Pep Guardiola als Quelle anzapfen werden.
Der Fußball ist mit seinen hochprofessionellen Informations- und Scoutingsystemen längst gläsern geworden. Geheimnisse gibt es kaum noch. Von mannschafts- und individualtaktischen Analysen bis hin zu ausgeklügelten Leistungsprofilen und Statistiken – jedes Detail wird ausgewertet. Jeder Trainer hat seine eigene Methode, um sich und seine Mannschaft auf einen Gegner vorzubereiten.
Allerdings bleibt es weiterhin eine große Herausforderung für die Trainer, aus dem riesigen Datenangebot die wesentlichen und wichtigen Informationen herauszufiltern und so zu vermitteln, dass die Mannschaft einen echten Mehrwert daraus ziehen kann. Aus meiner Erfahrung beherrschen nur die wirklich guten Trainer die Kunst, den Spielern die entscheidenden Stärken und Schwächen einer Mannschaft und einen darauf abgestimmten Matchplan überzeugend zu vermitteln.
Auch vor dem Hintergrund der verfügbaren Informationen mutet es für mich nicht überzogen an, wenn Reals Trainer José Mourinho persönlich nach Fürth reist, um sein eigenes Bild von den Stärken und Schwächen Dortmunds weiter zu schärfen. BVB-Trainer Jürgen Klopp hat sich über den Sinn der „Spionagereise“ etwas belustigt geäußert: „Mourinho hat Eindrücke gesammelt, mit denen er in zwei Wochen nichts mehr anfangen kann, weil dann alles anders sein kann“, so Klopp.
Das mag sein. Allerdings weiß Mourinho genau, dass auf diesem Niveau jede Kleinigkeit über Sieg und Niederlage entscheiden kann. Frühere Spieler von ihm betonen immer wieder, mit welcher Akribie er die gegnerischen Spieler studiert, um seiner eigenen Mannschaft wertvolle Hinweise liefern zu können.
Anders verhält sich die Konstellation bei Bayern, Guardiola und Barcelona. Guardiola  kennt den Klub wie kein anderer, die aktuelle Mannschaft trägt noch immer seine Handschrift. Guardiola besitzt Detailkenntnisse über Messi, Iniesta, Xavi & Co., die in einem so engen Duell durchaus von Interesse sein könnten. Allerdings wird Trainer Jupp Heynckes aufgrund seiner Qualität und Erfahrung auch ohne Insider-Kenntnisse seine Mannschaft perfekt einstellen.
Trotzdem steht das Management mit Guardiola im stetigen Austausch. Die nächste Saison muss geplant werden, Personalien müssen entschieden und Termine abgestimmt werden. Da wird natürlich auf gar keinen Fall über das Halbfinale gesprochen ...

Euer Oliver.

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