Liebe Fußball-Fans,
die vom Abstieg bedrohte TSG Hoffenheim hat ihren Trainer Marco Kurz und ihren Manager Andreas Müller entlassen. Die Entscheidung ist nachvollziehbar. Weder Müller noch der von ihm im Dezember verpflichtete Kurz haben es geschafft, die sportliche Talfahrt des Klubs zu stoppen – trotz der 13 Millionen Euro, die Müller im Winter in neue Spieler investiert hat. Darüber hinaus muss sich das Duo vorwerfen lassen, im Fall von Tim Wiese eine mehr als unglückliche Personalpolitik betrieben zu haben (siehe meinen Blog vom 04.02.).
Wie wenig Vertrauen die Mannschaft in die sportliche Leitung offenbar hatte, wurde letzte Woche deutlich, als Kapitän Andreas Beck in einem „kicker“-Interview anzweifelte, dass „wir mit der gleichen Konstellation wieder hinkommen, wohin der Verein möchte: attraktiv und erfolgreich Fußball spielen".
Eine Aussage, die man als Misstrauensvotum gegenüber Trainer und Manager verstehen kann. Beck kritisierte auch die „unfassbare Fluktuation“ in Hoffenheim. Das gilt für den Spielerkader genauso wie für den Bereich der sportlich Verantwortlichen: Seit 2009 hat die TSG sechs Trainer und vier Manager verschlissen (siehe meinen Blog vom 28.01.).
Beck fordert „neue Impulse“. Doch wie können die aussehen? Und wer kann sie setzen? Mit Markus Gisdol wurde jetzt ein Trainer verpflichtet, der von 2009 bis 2011 unter Ralf Rangnick die Nachwuchsmannschaft in Hoffenheim betreut hat. Er ist also mit dem Klub vertraut, was ein Vorteil sein kann. Es stellt sich die Frage, ob es nicht mehr braucht als einen sportlichen Fachmann auf dem Trainerstuhl.
Hoffenheim ist auf vielen Ebenen professionell aufgestellt. Was fehlt ist eine integrative Kraft, die innerhalb des Klubs dafür sorgt, dass die einzelnen Rädchen ineinandergreifen. Zudem muss diese Persönlichkeit dem sogenannten Retortenklub nach außen hin ein Gesicht geben. Es geht darum, die Mitarbeiter, die Fans und vor allem die Spieler über eine absolut positive Ausstrahlung für den Verein zu begeistern. Eine Leuchtturm-Aufgabe, wie sie Rudi Völler für Bayer Leverkusen erfüllt.
Absoluter Nonsens ist es zu glauben, dass ein Abstieg im Hinblick auf einen Neuaufbau jetzt von Vorteil wäre. Die Konsequenzen wären nicht nur auf der Einnahmeseite einschneidend. Auch auf dem Transfermarkt verschlechtern sich die Chancen massiv. Der direkte Wiederaufstieg bedeutet immer einen unkalkulierbaren Kraftakt mit hohem Risiko.
Die Beispiele von Bochum, Karlsruhe, Bielefeld oder 1860 München, die den Wiederaufstieg bis heute nicht geschafft haben, müssten Warnung genug sein. Bei aktuell nur vier Punkten Rückstand auf einen Relegationsplatz muss die TSG jetzt alle Kräfte im Klub bündeln, um den Klassenerhalt noch zu schaffen.
Euer Oliver.
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