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Sonntag, 2. Februar 2014

Veränderung und Umbau für meine Leser!

Mancher Leser wird sich schon gefragt haben, warum ich seit geraumer Zeit nichts mehr gepostet habe. Nun, es ist einmal an der Zeit, das Kontor noch besser, noch interessanter, also insgesamt noch lesenswerter zu machen. 
Ich mache mir weiterhin Gedanken dazu und demnächst öffnet das Kontor wieder seine Pforten mit frischem Material und lesens-und lachenswertem Inhalt.

Bis dahin bitte ich alle um etwas Geduld und möchte mich von Herzen an der Stelle für die große Treue und das immense Interesse bedanken.

Auf bald! Wir lesen uns!

Ihr/Euer Oliver.



Samstag, 23. November 2013

+++Dankeschön, danke und merci allen Gratulanten+++


Liebe Leser, Freunde und Gratulanten,

ich möchte mich von Herzen für die unglaublich vielen und wunderbaren Glückwunsch-Mails bedanken. Ich habe mich über jeden Einzelnen gefreut, der an mich gedacht hat. Ich werde versuchen, die Mails zu beantworten, allerdings kann das bei insgesamt ca. 600 etwas dauern!

Seid herzlich gegrüßt!

Euer Oliver.

Mittwoch, 20. November 2013

+++Der große Dieter Hildebrandt ist tot+++


Der Kabarettist Dieter Hildebrandt ist tot.

Das teilte der Karikaturist und enge Freund Dieter Hanitzsch der Nachrichtenagentur dpa mit. Hildebrandt starb in der Nacht zu Mittwoch in einem Münchner Krankenhaus im Alter von 86 Jahren. Hildebrandt litt seit längerem an Prostata-Krebs. 

Wieder geht ein Großer der kurzweiligen Unterhaltung!

Ruhe in Frieden!

Mittwoch, 6. November 2013

Samstag, 26. Oktober 2013

+++WM 2014, oder Deutschland als weißes Ballett und rot-schwarzes Streifenhörnchen+++


Erst in ein paar Wochen wird Adidas die Trikots der deutschen Nationalmannschaft für die WM 2014 in Brasilien präsentieren.

Doch im Internet auf der Seite www.footyheadlines.com kursieren bereits Bilder. Und die sind revolutionär!


Auf den Ausweich-Trikots (derzeit grün) sind große breite rot-schwarze Streifen zu sehen. Das Design erinnert an ein Trikot der brasilianischen Klub-Mannschaft Flamengo Rio de Janeiro. Damit will sich der DFB in Brasilien als guter Gast zeigen.

Das Heimtrikot ist ganz in Weiß gehalten und hat in Anlehnung an die Nationalfarben einen schmalen Brustring, in dem Rot dominiert, aber auch Schwarz und Gold eingearbeitet sind.
Völlig neu: Auch die Hosen des Heimtrikots sind komplett weiß. Damit wird die DFB-Auswahl ein weißes Ballett.
Adidas-Medienchef Oliv
er Brüggen: „Das neue DFB-Trikot wird Mitte November vorgestellt. Bis dahin bitten wir um Verständnis, dass wir uns nicht öffentlich dazu äußern werden.“

Das Internet ist ihm zuvorgekommen.

Dienstag, 15. Oktober 2013

+++Kampf der Gladiatoren+++


Union und SPD haben bis tief in die Nacht getagt und sondiert. Doch einigen konnten sich CDU, CSU und SPD noch nicht auf Koalitionsgespräche.

Teilweise lagen die Nerven blank, es solle auch mal „gerappelt“ haben, wie CSU-Chef Horst Seehofer im Anschluss sagte. Ein „Auf und Ab“.
Fakt ist: Die Parteien haben sich nichts geschenkt – im Laufe der Sondierung gerieten die Verhandlungsführer offensichtlich mehrfach hart aneinander, es wurden auch Auszeiten genommen.
„Man muss auch die Belastbarkeit einer möglichen neuen Koalition austesten”, sagte dazu Dobrindt, der eine harte Auseinandersetzung mit NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte.
Denn besonders umstritten in der Runde war nicht der Mindestlohn, den die SPD durchsetzen will, sondern das Thema Steuern und Finanzen.

Kraft soll Merkel entgegen geschleudert haben, dass man so keine Verhandlungen führen könne. Auslöser war wohl eine Provokation Dobrindts: Kraft solle erst mal ihren Landeshaushalt in Ordnung bringen. Seehofer sagte an die Adresse der SPD: „Die Finanzwelt ist immer begrenzt. Die Bedürfniswelt ist unbegrenzt. Und dieses Grundgesetz wird keine Regierung aufheben können.”

Seit 16 Uhr saßen die Unterhändler von CDU, CSU und SPD zusammen. Nach mehr als acht Stunden öffneten sich um kurz nach Mitternacht endlich die Türen der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin, die Verhandlungsteilnehmer verließen das Gebäude.

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte nach dem Treffen, es habe noch keine konkreten inhaltlichen Ergebnisse gegeben. Es seien sehr intensive, sehr sachliche Gespräche gewesen, die Gemeinsames, aber auch Trennendes offenbart hätten.
CSU-General Alexander Dobrindt ergänzte: „Es soll eine Woche der Wahrheit werden, aber noch gibt es viel Nebel!“
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sprach von „sehr intensiven Gesprächen“. Man habe abklopfen können, was Schnittmengen seien, wo Differenzen liegen.
Eines aber habe sie vermisst: „2005 gab es wenigstens Alkohol, dieses Mal nix.“ Vielleicht war das aber auch besser so, so Nahles.
Anscheinend war es so anstrengend, dass am Ende beinahe ein Lapsus passiert wäre. Zunächst hieß es beiderseits, Union und SPD hätten eine dritte Sondierungsrunde vereinbart.
Dann schoben die Generalsekretäre vor den Mikrofonen aber nach, erst müsse man die zweite Sondierung von Union und Grünen am Dienstagabend abwarten.
Offenbar hatte man des Nachts nicht mehr so ganz auf dem Schirm, dass Schwarz-Grün ja theoretisch möglich ist. Auch wenn auf allen Seiten gemutmaßt wird, dass das zweite Sondierungsgespräch von Union und Grünen am Dienstagabend scheitert. Vor allem die Äußerungen der Grünen selbst, aber auch von Unions- und SPD-Politikern deuteten darauf hin, dass sie nicht an ein solches Bündnis glauben.

Zuletzt hatten sich die Zeichen für eine große Koalition gemehrt. Allerdings gibt es in der SPD weiter große Widerstände gegen eine Zusammenarbeit mit CDU und CSU. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles verlangte klare Zusagen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), zu welchen Zugeständnissen sie bereit sei. Sie erwarte „mehr Verbindlichkeit, an erster Stelle beim Mindestlohn, aber nicht nur dort“, sagte Nahles vor dem zweiten Treffen.

Aber auch in der Union gibt es Zweifel. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Thomas Strobl meldete in der WELT zudem „staatspolitische Bedenken” gegen eine große Koalition an.

Montag, 14. Oktober 2013

+++Liegt das Bernsteinzimmer in NRW?+++


Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gilt das Bernsteinzimmer als verschollen und seitdem wird es von Profis wie Laien fieberhaft gesucht. Bislang wurde vor allem der Osten Deutschlands durchkämmt. Jetzt vermuten Schatzjäger das „achte Weltwunder“ in Wuppertal. Die Goldsuche ist in vollem Gange.
Der Betonschacht liegt nur einen Meter vom Bürgersteig entfernt. Ein Seil ragt hinein. Eimer für Eimer Schutt wird an dem Seil hinaufgezogen und ausgekippt. Unten schwitzt Nikolaus Brandau, ausgerüstet mit Helm und Lampe. Er schuftet in seiner Freizeit am Rand einer großen Industriebrache in Wuppertal. Brandau gehört zu einer Gruppe privater Schatzsucher, die ein Auge auf das Gelände geworfen haben. In Wuppertal ist unter ihnen eine Art Goldrausch ausgebrochen. Gesucht wird immerhin das „achte Weltwunder“, das Bernsteinzimmer.

Doch warum Wuppertal? So weit im Westen ist wohl noch nie nach dem legendären Schatz gesucht worden. Dessen Spur verliert sich in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, 1200 Kilometer weiter östlich. Bislang war regelmäßig in Thüringen, Sachsen und in Bayern die Erde umgepflügt worden. Dort will man in den letzten Kriegswirren 1945 verdächtige Lastwagen-Kolonnen gesehen haben.

Das Bernsteinzimmer verpackt in 28 Kisten

Der Mythos treibt Karl-Heinz Kleine (67) schon seit Jahren um. Den gebürtigen Sachsen hat es vor fast 30 Jahren nach Wuppertal verschlagen. Seine Theorie: Das heutige Wuppertal war die Heimat des damaligen NS-Gauleiters für Ostpreußen, Erich Koch – und der Kriegsverbrecher soll die Verantwortung für die 27 oder 28 Kisten getragen haben, in denen das Bernsteinzimmer verpackt war. Er soll aber auch noch viele weitere Schätze in den besetzten Gebieten zusammengerafft haben.

Koch starb 1986 in einem polnischen Gefängnis. „Auf dem Bernsteinzimmer hatte der Koch die Finger drauf“, sagt Kleine. Und der Nazi habe den Schatz bestimmt nicht per Lkw, sondern per Eisenbahn fortschaffen lassen, glaubt er. Ist es dem einstigen Reichsbahner gelungen, den Schatz vor der anrückenden Roten Armee in seiner Heimat zu verstecken? Kannte er nicht sogar den Rüstungsunternehmer, dem das Gelände damals gehörte? Traf der sich nicht in den letzten Kriegstagen mit Görings Stellvertreter Erhard Milch?

Lagert der Schatz unter einem illegalen Schuttplatz?

Kleine vermutet unter dem Gelände eine Bunkeranlage für die Rüstungsproduktion. Seit Wochen versucht er mit seinem privaten Team, einen Eingang zu finden. Auf dem Gelände wachsen dichte, haushohe Brombeersträucher. Seit Jahrzehnten wird es als illegaler Schuttablageplatz genutzt. Ein paar Straßen weiter fährt die Schwebebahn. Der genaue Ort der Grabungen ist ein Geheimnis. „Vor ein paar Jahren hatte mal eine Zeitung den damaligen Grabungsort verraten. Da ging die Party los.“

Zwei Schächte wurden bereits ausgehoben – sie führten lediglich zu Rohrleitungen, aber der dritte Schacht sieht anders aus. Verbirgt sich dahinter der Zugang zum Bunker?

Während Brandau den letzten Meter Schutt wegbuddelt, setzt sich eine kleine Fahrzeugkolonne in Bewegung. Es gilt, einen Tipp zu überprüfen, der zu einem Gelände ein paar hundert Meter entfernt führt. Wieder verfallene Fabrikhallen, Industrie aus einer anderen Epoche. Brech- und Stemmeisen werden ausgepackt. Doch der vermeintliche Stolleneingang entpuppt sich rasch als Zugang zu einem Abwasserkanal. Das beweist die Nase: „Pestilenzartig.“ Rückmarsch.

Man habe die Unterstützung der Stadt. Technisches Hilfswerk und Feuerwehr helfen schon einmal, berichtet Kleine. Der Stadt Wuppertal würde er auch das Bernsteinzimmer übergeben, im Ernstfall, sagt er. Es gehöre zwar Russland, aber vor der Rückgabe sollte es wenigstens einmal in Deutschland ausgestellt werden, meint der Rentner.

Seit seinem Verschwinden am Ende des Zweiten Weltkriegs ist das Bernsteinzimmer Objekt der Begierde für zahllose Abenteurer. Trotz vieler aufwendiger Suchaktionen ist die auf 100 Millionen Euro Wert geschätzte Kostbarkeit bis heute verschollen.

„Wir machen weiter“

Die Wandvertäfelungen, ein Geschenk Preußens an Russland, gelten als Meisterwerk der Schnitzkunst. Preußens König Friedrich Wilhelm I. hatte es dem Zaren Peter dem Großen geschenkt. Rund 200 Jahre lang befand sich der prunkvolle Raum im Katharinenpalast.

Ein Handy läutet Sturm. Das Team um Brandau ist am Ziel, hat das Ende des Schachtes erreicht. Die Kolonne eilt zurück. Zum Vorschein ist ein rostiger Absperrhahn gekommen – und ein Rohr. Kleines Blick spricht Bände: Wieder nur ein alter Zufluss zur Kanalisation. Misserfolg heißt der ständige Begleiter aller Bernsteinzimmer-Sucher. „Das war nix“, sagt Kleine. Nach kurzer Pause fügt er hinzu: „Wir machen weiter. Ich will hier in den Bunker rein.“

Zwangsarbeiter untertunnelten das Bergische Land

Wenn denn einer da ist. Das Gelände war von einer US-Firma aufgekauft worden, die bisher auf seine Anfrage keine Pläne herausgerückt habe, sagt Kleine. Können Arbeiter von damals nicht einen Hinweis auf den Eingang geben? Fehlanzeige. Immerhin: Zeitzeugen bestätigen, dass es damals einen Bunker gegeben habe. Auch in einer Bunkerliste der Stadt sei er vermerkt.

Das bergige Wuppertal mit seinen Felsenkellern, Tunneln, Stollen, Bunkern und seiner Industrievergangenheit dürfte die Schatzsucher noch eine ganze Weile auf Trab halten. Gewaltige Stollen waren von Zwangsarbeitern in das Bergische Land getrieben worden, um die Rüstungsproduktion vor den alliierten Bombern zu schützen. Dafür war die „Organisation Todt“ verantwortlich.

Initiativen wie „Wuppertal Untertage“ haben bereits eine ganze Reihe unterirdischer Katakomben, Stollen und Bunker erforscht. Die Bugspitze für den Düsenjäger ME-262 wurde in einer der unterirdischen Anlagen produziert. Kleine will jedenfalls wiederkommen, so lange seinem Verein nicht das Geld ausgeht. Es gebe da noch so eine Stelle, die Hoffnung mache: „Aber dafür brauchen wir schweres Gerät.“

Sonntag, 13. Oktober 2013

+++Uni-Typologie der "Neuen" auf dem Campus+++


Nie lernt man mehr Menschen auf einen Schlag kennen als in der allerersten Uniwoche. Damit man sich bei dem Gewusel noch zurechtfindet, gibt es als Unterscheidungshilfe die Typologie der Erstsemester.

Der Überinformierte

Daran erkennst du ihn: An dem Stadtplan, auf dem er sich die Lage der Universitätsgebäude mit einem Leuchtmarker markiert hat. Auch sonst kennt sich der Überinformierte schon jetzt besser aus als der Fachstudienberater, weil er den Sommer zwischen Abitur und Studium damit verbracht hat, die Prüfungsordnung auswendig zu lernen, sich zu Kursen anzumelden und mit Lineal und Filzstiften eine riesige Übersicht zu basteln, welche Module er in welchem Semester belegen möchte. In der Facebook-Gruppe eures Studiengangs wird er auch in den folgenden Semestern zuverlässiger als das Uni-Intranet mit der „Hallo an alle, vergesst nicht“-Formulierung an Semesterrückmeldetermine, Sprachkursanmeldungen und Hausarbeitsabgabefristen erinnern.

Bei der Infoveranstaltung in der O-Woche fragt er, ob er dieses Seminar aus dem Schwerpunktmodul nicht doch schon im ersten Semester besuchen kann – das wird ja erst wieder in zwei Semestern angeboten und da will er gerade ins Ausland gehen. 

Triffst du ihn im Supermarkt, liegen in seinem Einkaufskorb… zwei Packungen Spaghetti, Dosenmais und eine Packung H-Milch. Alles von der Hausmarke des Supermarkts. 

In der freien Zeit zwischen den Einführungsveranstaltungen, lädt er das Guthaben seiner Kopierkarte auf, nimmt an der Bibliotheksführung teil und meldet seinen neuen Wohnsitz im Bürgerbüro an. 

So wohnt er: Kastenförmiger Neubau, WG-Küche mit Spülmaschine, ruhige, aber zentrale Lage. Die Wohnung teilt er sich mit zwei Masterstudenten. 

Der Weitgereiste


Daran erkennst du ihn: An seinem Handgelenk, an dem entweder ein Lederarmband oder eine Gebetskette aus Holzperlen baumelt. Nach dem Abitur hat der Weitgereiste nämlich ein Jahr Pause eingeschoben, um – so ungebunden, wie man ja nie wieder sein wird – eine Weltreise zu machen, bei einem weltwärts-Programm Englisch in einem entlegenen chinesischen Bergdorf zu unterrichten oder auf einer neuseeländischen Obstplantage Äpfel zu pflücken. Erst zwei Tage vor Beginn der O-Woche ist er wieder in Deutschland gelandet und ist schon jetzt von der deutschen… wie heißt das? Engstirnigkeit? Sorry, solche Wörter fallen ihm nicht mehr ein, seitdem er drei Monate in Kanada war. Nachdem du es ihm beim heiteren Wörterraten in den Mund gelegt hast, kann er dir schließlich sagen, dass er von der deutschen Engstirnigkeit total genervt ist. 

Bei der Infoveranstaltung in der O-Woche fragt er, warum am Sprachenzentrum der Uni keine Kurse in Thai angeboten werden. 

Triffst du ihn im Supermarkt, liegen in seinem Einkaufskorb… je nach bereistem Land Currypaste, eine Dose Kokosmilch, Hirse oder Kichererbsenmehl. Übrigens der gleiche Grund, warum du dich mit ihm anfreunden solltest. Schon mal selbstgemachte Pakoras gegessen? Eben. 

In der freien Zeit zwischen den Einführungsveranstaltungen, muss er erst einmal wieder richtig in Deutschland ankommen. Das heißt Bürokratiegedöhns erledigen, sich bei den alten Freunden melden und endlich den Durchfall loswerden, mit dem er sich seit Indonesien herumschlägt. 

So wohnt er: In einem Wohnheimzimmer, das er sich von einem Internetcafé in Vietnam aus organisiert hat. Schon dabei ist die Internetverbindung ständig zusammengebrochen, ausgedehnte Suchaktionen nach WGs waren also nicht drin. 

Das Klammeräffchen 

Daran erkennst du es: An dem schüchternen Blick, mit dem es die anderen bei der Kneipentour mustert. Zu Hause – das ist ganz schön weit weg – war das Klammeräffchen in seinem Freundeskreis sehr beliebt, aber die kannte es ja auch schon seit der Mittelstufe. In der neuen Stadt ist es deswegen erst einmal verunsichert, ob es jemals wieder richtige Freunde finden wird. Und ob es überhaupt eine gute Entscheidung war, fürs Studium so weit wegzuziehen, die anderen sind ja alle in der Heimat geblieben. Umso enthusiastischer stürzt es sich auf jeden, der mit ihm eine Unterhaltung beginnt. 

Bei der Infoveranstaltung in der O-Woche fragt es nichts, bloß nicht auffallen. 

Triffst du es im Supermarkt, liegen in seinem Einkaufskorb… eine Packung streichzarte Butter, Bioscheibenkäse und Schokokekse. Eigentlich alles, was die Eltern auch immer im Einkaufswagen hatten.

In der freien Zeit zwischen den Einführungsveranstaltungen, müssen erst einmal die neuen Bekanntschaften gefestigt werden: Beim Kaffeetrinken, bummeln in der Innenstadt oder bei der Bibliotheksführung, zu der dieser übermotivierte Student unbedingt gehen wollte. Das trifft sich aber gut, weil man ihm gleich all die Fragen stellen kann, die einem bei der Infoveranstaltung zu dämlich vorkamen. 

So wohnt es: In einem Einzimmerappartement mit einem Zwei-Quadratmeter-Balkon. Das Zimmer selbst ist studentisch-uniform mit weißen Ikea-Möbeln eingerichtet, über dem Malm-Bett hängt das Abschiedsgeschenk der Freunde von daheim: Ein Fotoposter, auf dem die Gruppe Händchen haltend ins Meer hineinrennt. 

Der Befreite 

Daran erkennst du ihn: An seinem Atem, wenn du ihn abends beim Weggehen triffst. Jahrelang hat er auf den Studienbeginn hingefiebert, wenn ihn seine Mutter am Wochenende geweckt hat, indem sie auf der Anlage im Wohnzimmer Bruce Springsteen aufgedreht hat. Dazu die Schule, dieser Kindergarten, wo man sich noch in der Abizeit Ausreden überlegen musste, wenn man einmal gefehlt hat. Und diese stinkigen Oberstufenfeten mit Strandmotto. Vorbei! 

Bei der Infoveranstaltung in der O-Woche fragt er nichts, nippt aber emsig an seinem Kaffee. Und empfindet es als gutes Zeichen, dass er es überhaupt hierher geschafft hat nach gestern Abend. Das mit dem Studium wird schon klappen, obwohl überall sonst so viel los ist gerade. 

Triffst du ihn im Supermarkt, liegen in seinem Einkaufskorb… eine Flasche Rum, Fertigpizza und ein Tetrapak Eistee. 

In der freien Zeit zwischen den Einführungsveranstaltungen, schläft er oder gammelt mit seinen Mitbewohnern auf der Couch. Die sind sowieso viel unkomplizierter und weniger anstrengend als diese hypermotivierten Erstis, die er bei der Infoveranstaltung getroffen hat.

So wohnt er: In einer Fünfer-WG mit riesigem Wohnzimmer, in dem abends mit Freunden vorgeglüht wird und außerdem gerade ein Bekannter von einem Bekannten übernachtet, der in der Stadt war und eine Schlafgelegenheit brauchte. Die Lage: an der lauten Hauptverkehrsachse, aber zentraler geht es nicht. 

Der Daheimbleiber 

Daran erkennst du ihn: An dem völligen Desinteresse an deiner Person und dem gelangweilten Blick, den er während des gesamten Einführungswochen-Vergnügungsprogramms aufsetzt. In der Abizeit kam ihm die Idee, in seiner Heimatstadt zu studieren, ziemlich klug und entspannt vor. Spätestens nach der zweiten Uniwoche ödet ihn diese Entscheidung aber selbst ein bisschen an. Schließlich hat sich an seinem Leben nur wenig geändert: Statt morgens um acht zur Schule zu fahren, kann er jetzt zwei Stunden länger schlafen, bevor das Seminar losgeht. Und, fast vergessen: Er steigt an einer anderen U-Bahn-Station aus.  

Bei der Infoveranstaltung in der O-Woche fragt er, ob man sein Auslandssemester auch in Australien verbringen kann, wenn man das als Freelancer organisiert. Bitte, bitte, weit weg von hier. 

Triffst du ihn im Supermarkt, liegt in seinem Einkaufskorb… nichts, weil du ihn dort gar nicht triffst. Höchstens seine Eltern am Samstag, die für ihn immer noch Kinder Pinguin im Kühlschrank bunkern. 

In der freien Zeit zwischen den Einführungsveranstaltungen, geht er zum Fußballtraining, trifft sich mit seiner Freundin und abends dann mit seinem alten Freundeskreis zum Weggehen. 

So wohnt er: Im Reihenendhaus seiner Eltern. Eigentlich wollte er mit seinem besten Freund eine WG in der Innenstadt gründen, aber der Wohnungsmarkt war total überlaufen, als er sich im September auf die Suche gemacht hat. Spätestens zum nächsten Semester dann, wenn in der WG eines anderen Kumpels was frei wird.


+++40 Millionen Euro in Limburg+++


Sie steigen und steigen und steigen...

Die Kosten für die Umbauten am Sitz für den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) werden wohl noch einmal deutlich teurer: Die Gesamtkosten könnten auf bis zu 40 Millionen Euro steigen, berichtet die „Welt am Sonntag“.

Der Zeitung zufolge rechnet die Limburger Stadtverwaltung zusätzlich zu den bisher veranschlagten 31 Millionen Euro für den Bischofssitz mit Folgekosten in Millionenhöhe. Der Grund: Schäden in der direkten Umgebung der Residenz, die durch die Baumaßnahmen entstanden sind und von der Kirche beglichen werden müssen.

Konkret handelt es sich laut Zeitung um erhebliche Straßenschäden sowie Beschädigungen an Häuserfassaden auf der Zufahrt zum Domberg. Zudem prüft das Limburger Bauamt derzeit, wie sehr die unter den Zufahrten liegende Kanalisation, die Gasleitungen und Kabel in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Auch eine 25 Meter lange Mauer, die im Zuge der Bauarbeiten abgerissen wurde, muss neu aufgezogen werden.

Bistumssprecher Martin Wind bestätigte der Zeitung, dass solche Kosten auf den Bischöflichen Stuhl zukommen. „Diese Rechnungen werden dann selbstverständlich beglichen.“
Ursprünglich waren für das gesamte Bauprojekt 5,5 Millionen Euro eingeplant.

Samstag, 12. Oktober 2013

+++Woodstock in wilhelminischer Zeit+++


Jahrhundertfeier mit mystischem Flair: Vor 100 Jahren trafen sich etwa 3000 Jugendliche auf dem Hohen Meißner, einem Bergrücken östlich von Kassel. Ohne Kleiderordnung und wie im Rausch tanzten und sangen sie gemeinsam - eine Provokation für ihre konservativen Zeitgenossen.

Es regnete, Nebel lag über dem herbstlichen Land. Doch niemand störte sich daran. Erwartungsvoll erklommen rund 3000 junge Frauen und Männer am 11. Oktober 1913 die Hänge des Hohen Meißner. Um nichts in der Welt wollten sie den Ersten Freideutschen Jugendtag verpassen, der in freier Natur, auf den Wiesen des osthessischen Berglandes stattfand. Zwei Tage lang verwandelten sie das Meißner-Gelände in eine riesige Festwiese und vergaßen den wilhelminischen Drill, dem sie im Alltag zu Hause und in der Schule ausgesetzt waren: "Wettkämpfe und Reigentänze überall. Mittags wurde in Gruppen gekocht und der Rauch der Feuerstätte mischte sich mit den aufsteigenden Nebeln. Man ging von Gruppe zu Gruppe und traf überall Freunde", beschrieb eine junge Studentin aus Jena euphorisch ihre Eindrücke. 

Der Lebensreformer Hans Paasche begeisterte sich: Endlich sei er jungen Menschen begegnet, die "gehen konnten und springen, sprechen, lachen und singen". In seinem Buch "Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland" legte er seine Beobachtungen der fiktiven Figur eines afrikanischen Stammeshäuptlings in den Mund. "Sie hatten kein Leibgerüst und keine Zwangsschuhe. […] Ihr eigenes Haar hing in goldenen Flechten über den Rücken und Kränze roter Beeren schmückten ihre Köpfe." 



Als Großveranstaltung, gar als "Jahrhundertfeier" hatten die Veranstalter, die aus höchst unterschiedlichen lebensreformerisch und reformpädagogisch inspirierten Gruppen kamen, das Fest angelegt. Und der große Wurf war ihnen tatsächlich gelungen. Der Jugendtag war so etwas wie ein gigantisches Open-Air-Event, ein wilhelminisches Woodstock, das den Aufbruch Jugendlicher in eine neue, bessere und vor allem freiere Zukunft feierte. Wie im Rausch erlebten die jungen Frauen und Männer fernab der Zwänge des Alltags diese Tage und kehrten mit dem Gefühl einer tiefen emotionalen Verbundenheit und getragen von dem "Meißner-Geist" nach Hause zurück. 

"Alkohol- und Nikotinfrei" 

Die "Jugendbewegung" stand im Herbst 1913 auf ihrem ersten Zenit. Sie umfasste eine Vielzahl von Gruppierungen, die mehr Freiheit und Selbstbestimmung einforderten. Am bekanntesten sind und waren die sogenannten Wandervogelgruppen, in denen sich Gymnasiasten zusammenfanden. In der schulfreien Zeit gingen sie gemeinsam wandern und suchten in der Natur ihre Freiräume vom Alltag. Ebenso prägend waren die studentischen Gruppierungen wie etwa die "Akademische Freischar", der "Bund abstinenter Studenten" oder die "Akademische Vereinigung", die mit zu den wichtigsten Organisatoren und Akteuren des Ersten Freideutschen Jugendtages zählten. 

Bewusst planten sie ihren großen Tag als Gegenveranstaltung zur Einweihungsfeier des gigantischen Völkerschlachtdenkmals, die fast zeitgleich in Leipzig stattfand und an die große Entscheidungsschlacht gegen Napoleon 1813 erinnerte. Sie wollten sich abheben von den patriotischen Massen, die Kaiser und Reich huldigten und Deutschlands Großmachtstellung in Europa und der Welt beschworen. Bewusst knüpften die Meißner-Veranstalter an die Feste der deutschen Nationalbewegung des frühen 19. Jahrhunderts an, bei denen nicht die nationale Einheit, sondern Freiheit und Gleichheit im Vordergrund gestanden hatte. Sie begingen ein Fest der Jugend, in der Tradition der "Feste eines freien Volkes unter freiem Himmel" ähnlich wie das Wartburgfest 1817 oder das Hambacher Fest 1832. 

Unterstützung erhielten die Jugendgruppen von seinerzeit bekannten Persönlichkeiten wie dem Pädagoge Gustav Wyneken, dem Gründer der Volkshochschule Klappholttal auf Sylt, Knud Ahlborn, dem Psychoanalytiker Siegfried Bernfeld, dem Schriftsteller Manfred Hausmann und Lebensreformer Paasche. Einen zumindest vagen programmatischen Rahmen erhielt das Fest durch Leitsätze, die am Vorabend auf der nahegelegenen Burg Hanstein vereinbart worden waren: "Die Freideutsche Jugend will nach eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, in innerer Wahrhaftigkeit ihr Leben gestalten. Für diese innere Freiheit tritt sie unter allen Umständen geschlossen ein. Zur gegenseitigen Verständigung werden Freideutsche Jugendtage abgehalten. Alle gemeinsamen Veranstaltungen der Freideutschen Jugend sind alkohol- und nikotinfrei." 

Die Aura des Ortes 

Geradezu mystisches Flair bekam die ungewöhnliche Veranstaltung durch die flammende, fast spirituelle Rede Wynekens. Die Zukunft liege "durch eine dichte Nebelwand verhüllt", verkündete dieser oben auf dem Gipfel unter herbstlichem Himmel. Es sei, als höre man dennoch "durch den Nebel hindurch von einem fernen Zeitenjenseits oder von der Ewigkeit her die Stimme der Gerechtigkeit und der Schönheit." Schließlich forderte er seine Zuhörer auf, sich würdig zu erweisen, "Krieger des Lichts" zu werden. Für welche Ziele und gegen wen sie geistig kämpfen sollten, ließ er allerdings offen. 


Die öffentlichen Reaktionen auf das Fest waren gespalten. In der auflagenstarken Familienzeitschrift "Die Gartenlaube" hieß es, es bestehe zwar ein gewisses Misstrauen von Seiten Erwachsener gegen diese "Freiheitsbewegung" der Jugend, und es sei auch noch nicht klar zu erkennen, wie sich diese "Revolte" gegen die Zwänge der Schule entwickeln werde. Dennoch: Die Tatsache, dass sie ihren Anspruch auf jugendliche Freiräume zum Wandern nutze, stelle nun wirklich "keinen Missbrauch der Freiheit" dar. Bedenklich sei lediglich "die gar so radikale Selbstverständlichkeit, mit der Mädchen und Knaben beieinander" gewesen seien. 

Ein knappes Jahr später brach der Erste Weltkrieg aus. Danach war nichts mehr, wie es einmal war. Die Teilnehmer des Meißner-Ereignisses von 1913 aber sprachen später noch oft von der Aura des Ortes. Für viele von ihnen war es der Beginn einer jugendbewegten Zeitrechnung. Etwa für den Sozialdemokraten Carlo Schmid, einen der Väter des Grundgesetzes. Als er im Jahre 1975 den von dem Hamburger Kaufmann Alfred Toepfer gestifteten Hanseatischen Goethe-Preis erhielt, kam er noch einmal auf der Ereignis zu sprechen. "Die Welt" beschrieb die Szene damals so: "Er blickt Herbert Weichmann an und Alfred Toepfer und macht vom Bankett im Atlantik-Hotel weg einen Gedankensprung über sechs Jahrzehnte: Wir waren alle drei auf dem hohen Meißner." 

(Fotos: Archiv der deutschen Jugendbewegung, Burg Ludwigstein)

+++Facebook macht alle Profile der Nutzer öffentlich!+++


Wer bei Facebook von anderen Nutzern über die Suchbox nicht gefunden werden wollte, konnte dies einstellen. Damit ist künftig Schluss: Das Unternehmen hat die Funktion abgeschafft, sie habe sich überlebt. Profile können nicht mehr versteckt werden.

Facebook-Nutzer können ihr Profil künftig nicht mehr von der Suchfunktion des Netzwerkes verbergen. Zuvor konnten Facebook-Mitglieder festlegen, dass sie bei einer namentlichen Suche über die Webseite nicht auftauchen wollen.

Diese Funktion („Wer kann deine Chronik über deinen Namen finden?“) gab es unter den Einstellungen zur Privatsphäre. Tippte dann ein anderer Facebook-Nutzer den Namen dieser Mitglieder in die Facebook-Suchbox ein, wurde das Profil nicht angezeigt. Diese Möglichkeit werde jetzt vollständig entfernt, kündigte Facebook-Manager Michael Richter an.

„Funktion hat sich überlebt„

Sie sei bereits vergangenes Jahr für die Nutzer entfernt wurden, die die Einstellung nicht aktiviert hatten. Inzwischen nutze nur noch eine „kleine Prozentzahl“ der mehr als eine Milliarde Facebook-Mitglieder die Option. Sie sollen durch einen Hinweis auf der Facebook-Startseite über die Änderungen informiert werden.

Die Funktion habe sich überlebt, begründete Richter den Schritt. So könnten Nutzer die Profile anderer Mitglieder auch über gemeinsame Freunde oder Kommentare zu Fotos finden. Facebook stellte Anfang des Jahres die neue Suchfunktion „Graph Search“ vor. Damit können Nutzer verstärkt nach Interessen oder Themen suchen, also etwa ihre Bekannten in einer bestimmten Stadt finden. Bisher gibt es die neue Suchfunktion nur für Nutzer der englischsprachigen Facebook-Version.

Einstellungen selber vornehmen

Wer einschränken wolle, welche Informationen andere auf Facebook sehen können, solle das bei jedem Eintrag einzeln machen, rät Richter. Das sei „der beste Weg, zu kontrollieren was Menschen über euch auf Facebook finden können“.

Mitglieder können bei Statusnachrichten oder Fotos einstellen, ob allein die eigenen Facebook-Kontakte, auch deren Freunde oder die gesamte Öffentlichkeit einen Eintrag sehen soll. Nutzer würden in den kommenden Wochen noch einmal darauf hingewiesen, dass es diese Möglichkeiten zur Einschränkung gibt.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

+++VK.COM, oder der Machtkampf um das Facebook Osteuropas+++


Wer kontrolliert Russlands größtes Social Network VK.com? Ein mysteriöser Investor hat 48 Prozent der Firma übernommen, will nun mit Werbung mehr Geld verdienen. Dem freigeistigen Gründer droht er mit Rauswurf. Der aber wittert eine Intrige des Kreml.

Die Entwickler des sozialen Netzwerks VK.com residieren wie Fürsten über den Dächern von Sankt Petersburg. 2012 hat das Unternehmen ein Jugendstilanwesen an der Flaniermeile Newskij Prospekt bezogen, das US-Diplomaten während des Ersten Weltkriegs als Botschaft nutzten. Vom Dach ragt eine verspielte Glaskuppel in den Himmel.

Hier schlägt das Herz eines digitalen Königreichs mit derzeit rund 200 Millionen registrierten Nutzern. Die meisten stammen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. In Russland ist VK.com Marktführer vor der US-Konkurrenz Facebook. Errichtet hat es der Russe Pawel Durow, Jahrgang 1984. Er hat VK.com 2006 gegründet, gemeinsam mit seinem Bruder Nikolaj und ein paar Kompagnons.
Mit zweien davon hat Durow sich überworfen. Das könnte ihm zum Verhängnis werfen. Beide haben im Frühjahr überraschend ihre Anteile verkauft und damit die Tür geöffnet für den Einstieg eines Investors, den Durow für einen Strohmann des Kreml hält.

Faible für Neo aus "The Matrix"

Ilja Scherbowitsch heißt der Geschäftsmann, der sein Geld mit Wertpapiergeschäften für die Deutsche Bank und russische Staatsunternehmen gemacht hat. Scherbowitsch saß auch ein Jahr im Aufsichtsrat von Rosneft, dem staatlichen Ölriesen, der von Igor Setschin gesteuert wird, einem engen Vertrauten von Präsident Wladimir Putin.

Pawel Durow hat ein Faible für die Science-Fiction-Trilogie "Matrix". Er kleidet sich gern wie der Cyber-Rebell Neo aus dem Film. Auf das Übernahmeangebot eines großen russischen Internetkonzerns antwortete er einmal, indem er via Twitter ein Foto seines ausgestreckten Mittelfingers verschickte. Weil er nicht raucht und nicht trinkt, gab es auf der Webseite nie Werbung für Zigaretten oder Alkohol. Weil Durow Anhänger libertärer Ideen ist, stellte er sich stur, als der Inlandsgeheimdienst FSB ihn aufforderte, Foren der Anti-Putin-Opposition zu schließen. VK funktioniert nach Durows Gesetzen, noch.

Werbung in homöopathischen Dosen

UCP, der Investmentfond des Geschäftsmanns Ilja Scherbowitsch, hält 48 Prozent des Unternehmens. Im Interview droht UCP dem Gründer Durow kaum verhohlen mit dem Rauswurf. Es gebe "in der Firma selbst und auf dem Markt genügend andere Talente", die VK.com führen könnten.

Durow hält das für ein Manöver der Staatsmacht, um ihn kaltzustellen. Als nach den Parlamentswahlen 2011 Zehntausende Russen gegen Wahlfälschungen demonstrierten, veröffentlichte Durow ein "Bürgerliches Manifest". Darin forderte er Freiheit für das Internet und hohe Strafsteuern für Öl- und Gaskonzerne, die wirtschaftlichen Pfeiler des Kreml. Als die inhaftierte Pussy-Riot-Aktivistin Nadeschda Tolokonnikowa im September in Hungerstreik trat, machte sich Durow für sie stark.



Scherbowitschs UCP betont, nur wirtschaftliche Ziele zu verfolgen. Der Geschäftsmann will mehr Geld durch Werbung verdienen. Sein Kalkül: Würde VK.com seinen Nutzern so viel Werbung präsentieren wie Facebook, könnte das Unternehmen seinen Gewinn um das Siebenfache steigern. Durow ist dagegen, er hat seinen Nutzern Werbebanner bislang nur in homöopathischen Dosen zugemutet.

Zugleich aber treibt Durow eigene Projekte voran. Über seine Firma Digital Fortress investiert er in neue Start-ups. Im Sommer ging Telegram an den Start, mit dem Durow dem Messenger-Dienst WhatsApp Konkurrenz machen will.

Der neue Anteilseigner prüft deshalb eine Klage. Durow spanne womöglich Programmierer des sozialen Netzwerks ein und nutze Ressourcen von VK.com für persönliche Zwecke. Telegram werde im iTunes-Store als "social network" vertrieben. Durow mache seinem eigenen Unternehmen Konkurrenz.

"Kein respektvolles Verhältnis zu den Aktionären"

UCP strebt deshalb ein Abkommen an, das die Abgrenzung von VK.com und der Durow-Firma Digital Fortress klar regelt, bislang ohne Erfolg. Der Gründer pflege "kein respektvolles Verhältnis zu den Aktionären", so ein UCP-Funktionär. Durow wirft dem Fonds im Gegenzug "Drohungen und Druck" vor, viele Programmierer wollten deshalb die Firma verlassen.

Die Folge ist ein Patt. Die meisten Programmierer sind dem Netzwerk-Gründer treu ergeben. Muss er das Unternehmen verlassen, werden sie ihm wohl folgen. Durow kontrolliert zudem das operative Geschäft, aber nur noch 12 Prozent der Anteile. Auf der anderen Seite hat Scherbowitschs UCP mit 48 Prozent auch keine Mehrheit.
Den Konflikt entscheiden könnte nur Alischer Usmanow, mit 18 Milliarden Dollar der reichste Mann des Landes. Seiner Mail.ru-Group gehören die übrigen 40 Prozent von VK.com. Usmanow verdankt sein Vermögen Gas- und Stahlgeschäften - und nicht zuletzt einem guten Draht zum Kreml. Politische Dissidenz gehörte dagegen nie zum Portfolio des Magnaten. Als ein zum Usmanow-Imperium gehörendes Nachrichtenmagazin nach den Parlamentswahlen 2011 einen Stimmzettel abdruckte, auf den ein wütender Wähler mit großen roten Buchstaben "Putin, f... dich!" geschrieben hatte, setzte Usmanow den Chefredakteur umgehend vor die Tür.

Im Machtkampf bei VK.com aber verhält sich der Oligarch bislang still. Er hat die Stimmrechte seiner Anteile an Durow übertragen. Dabei bleibt es. Es gebe ein "erhebliches Risiko, dass VK.com ohne Durow und sein Team an Wert verliert", so ein Sprecher. In Moskauer Wirtschaftskreisen kursiert aber noch eine zweite Erklärung, warum der 60 Jahre alte Usmanow den 29-jährigen Durow gegen alle Widerstände stützt: "Der mag ihn einfach."

+++"Bar des Jahres 2014"+++


Der „Mixology Bar Awards“ ist der Oscar unter den Bar-Auszeichnungen. Er wird jährlich zum Auftakt der internationalen Fachmesse „Bar Convent“ in Berlin vergeben.

Am 7. Oktober versammelte sich im Berliner Grand Hyatt Hotel die Barbranche, um die Preisträger zu ehren.
Großer Abräumer des Abends war die Kölner Bar „Spirits“, die gleich zwei Awards gewann. Das „Spirits“ wurde „Bar des Jahres“, die „Spirits“-Mannschaft Frederik Knüll, Vincent Balzac, Dominique Simon, Dominik Mohr und Marian Krause zudem „Barteam des Jahres“.
Zur Spirituose des Jahres wurde der Tanqueray Malacca Gin gekürt. Helmut Adam: „Seit Jahren haben wir einen Gin-Boom, aber auch Wermuth ist wieder im Kommen.“

Helmut Adam, Herausgeber des Magazins „Mixology“ und Gründer der internationalen Fachmesse „Bar Convent Berlin“ lobte den Gewinner: „Diese Bar macht nie groß auf sich aufmerksam, macht keine Aktionen, so wie andere Bars. Hier steht der Gast im Mittelpunkt“.

Waren es früher die 40- bis 50-Jährigen, die sich den Barbesuch leisten konnten, strömen heute auch die Zwanzigjährigen in die Bars und ordern klassische Drinks. Auch die wachsende Zahl der Bars sprechen ihre eigene Sprache: Viele neue Bars eröffnen und halten sich trotz der großen Konkurrenz.

Woran erkennt der Fachmann eine gute Bar?

„Dass der Gast begrüßt und auch verabschiedet wird. In einer Bar wird Alkohol konsumiert, der dehydriert. Deshalb sollte ohne Nachfrage Wasser serviert werden. Sie sollten auch darauf achten, ob frische Produkte oder Convenience-Produkte verwendet werden. Das macht sich im Geschmack deutlich bemerkbar.“

Wieviel darf ein Cocktail kosten?

„Bei einem Preis von 3 bis 4 Euro würde ich keine große Qualität voraussetzen. Das muss aber nicht heißen, das der Cocktail schlecht ist“, sagt Adam. „Große Häuser begründet einen Preis von 20 Euro für einen Cocktail mit ihrem guten Service.“ Ab 25 Euro hört aber auch bei ihm der Cocktail-Spaß auf. Solch einen Preis aufzurufen, hält Adam selbst bei der Verwendung hochwertiger Produkte für überzogen.

„Die Kunst der hochklassigen Mixologie ist auf dem Weg, ein wichtiger Bestandteil mitteleuropäischer Genusskultur zu werden“, sagt Helmut Adam. „Die mit dem 'Mixology Bar Award' ausgezeichneten Bars und Bartender sind die wichtigsten Botschafter dieser Kultur.“