"Es sollte auch mal gut sein": Kardinal Joachim Meisner peilt seinen Ruhestand an. Wenn er am ersten Weihnachtstag 80 Jahre alt wird, will der Kölner Erzbischof zurücktreten. Falls der Papst ihn lässt.
Joachim Meisner will an seinem 80. Geburtstag als Erzbischof von Köln zurücktreten. Das wäre am 25. Dezember dieses Jahres. Er werde ein entsprechendes Gesuch im Vatikan einreichen, sagte der 79 Jahre alte Kardinal. "Dann sollte es auch mal gut sein." Er rechne "sehr stark" damit, dass der Papst seinem Wunsch entsprechen werde. Meisner steht seit 1989 an der Spitze der größten deutschen Diözese.
Vor fünf Jahren hatte Papst Benedikt XVI. ein obligatorisches Rücktrittsgesuch Meisners abgelehnt. Das Kirchenrecht sieht vor, dass ein Bischof mit Vollendung seines 75. Lebensjahres seinen Rückzug anbietet. In den vergangenen Jahren hatte der Kölner Erzbischof immer mal wieder über Ruhestandspläne gesprochen. "Ich bin nicht pflastermüde, aber bin der Meinung, es wäre nach 25 Jahren gut, wenn ein neuer Erzbischof die Richtung angibt", sagte er Ende 2012 in einem Interview mit der "Welt". Sein 25-jähriges Jubiläum stünde Mitte Februar 2014 an - also nur gut sechs Wochen nach dem Rückzugstermin, den Meisner nun nannte.
Seine Nachfolge ist noch unklar. Meisner sagte, er habe darüber weder mit Papst Benedikt XVI. noch mit Papst Franziskus je gesprochen. Meisners eigener Ernennung war ein langer Streit zwischen Papst Johannes Paul II. und dem Kölner Domkapitel vorausgegangen.
Im Ruhestand will Meisner seine Memoiren schreiben. Er werde weiter in Köln bleiben, aber nicht mehr im Erzbischöflichen Haus wohnen, sagte er. Meisner gilt als äußerst konservativer Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland. Immer wieder machte er bundesweit Schlagzeilen, etwa wenn er Abtreibungen mit den Verbrechen der Nazis verglich.
In diesem Jahr überraschte er mit einer Kehrtwende bei der "Pille danach": Zwei katholische Krankenhäuser in Köln hatten eine vergewaltigte Frau abgewiesen, woraufhin eine Welle der Empörung über die Kirche hereinbrach. Daraufhin ließ Meisner die "Pille danach" für vergewaltigte Frauen plötzlich doch zu, weil neuere Präparate keine abtreibende Wirkung mehr hätten. Die Deutsche Bischofskonferenz folgte seiner Linie.
"Wenn ein Haus brennt, kann ich nicht erst alle Bischöfe zusammentrommeln", sagte Meisner der dpa zu seinem Alleingang. "Ich brauchte nicht die Zustimmung der Bischöfe, ich brauchte die Zustimmung Roms, und die habe ich gehabt."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen