Mehr als 50 Jahre lang waren Denis und Margaret Thatcher verheiratet. Er stand immer im Schatten seiner berühmten Frau - und kultivierte diese Rollenverteilung: "Sie ist der Boss, ich bin ihr größter Fan."
Er war ihre größte Stütze, zehn Jahre älter und nannte seine Frau einfach nur "the boss": Sir Denis Thatcher, Ehemann und wichtigster Berater von Margaret Thatcher, verstarb im Juni 2003 im Alter von 88 Jahren. Ein schwerer Schlag für die britische Ex-Regierungschefin, denn der ehemalige Finanzdirektor einer Ölgesellschaft war ihr Anker - im politischen Zirkus und in ihrem Alltag.
Bei einer Parteiveranstaltung in seinem Wahlkreis hatten sie sich kennengelernt. Sie 24 Jahre alt, blond, streng, konservativ und er, frisch geschieden, wohlhabend, Spross einer Londoner Unternehmerfamilie, die mit Chemikalien zu tun hatte. Das Interesse für Chemie verband den Geschäftsmann und die Chemiestudentin - 1951 heirateten die beiden, zwei Jahre später kamen ihre Zwillinge Mark und Carol auf die Welt. Seine zweite Ehe hielt mehr als 50 Jahre, bis zu seinem Tod.
Sein Geld ermöglichte es Margaret Thatcher, in der Politik Karriere zu machen. Mit seiner Unterstützung übernahm sie 1975 die Führung der Tories, der konservativen Partei. Und schließlich zog Sir Denis 1979 an ihrer Seite als erster First Gentleman in die Downing Street Nummer Nr. 10 ein.
Ein Leben lang stand er im Schatten seiner berühmten Gattin. Sein Motto war dem Nachrichtensender BBC zufolge: Die Gefährten des Premierministers sollten zwar immer präsent, aber niemals anwesend sein. "Sie ist der Boss, ich bin ihr größter Fan." Und so war es denn auch.
Er ertrug es mit gelassenem Humor, wenn sich die britische Presse über seine Rolle im Hintergrund lustig machte. Oder wenn sie ihn als einen dem Gin zugeneigten Sportfanatiker karikierte. Stattdessen antwortete er auf die Frage, wie er seine stets straffe Position hinter der Eisernen Lady pflege: "Mit Zigaretten und Gin."
"Grundstein für den Erfolg der Eisernen Lady"
Seine Frau wusste diese Art sehr zu schätzen. Er sei immer da gewesen, um sie zu trösten und ihr zu helfen, schreibt Margaret Thatcher in ihren "Erinnerungen". An anderer Stelle steht: "Ohne ihn an meiner Seite hätte ich niemals mehr als elf Jahre lang Premierministerin sein können."
Der "Independent" würdigte Denis Thatcher am Todestag seiner Frau noch einmal als "Grundstein für den Erfolg der Eisernen Lady". Er habe seine Rolle auf intelligente Art und Weise ausgefüllt - und dabei seine eigenen Interessen stets hinter ihren zurückgestellt. Anfang der Neunziger wurde ihm zudem eine seltene Ehre zu Teil: Er wurde in den Stand eines Baronets berufen. Seine Ehefrau erhielt ehrenhalber den Titel einer Lady.
"Sir Denis war ein freundlicher und großherziger Mann, ein wahrer Gentleman, der viele Freunde hatte", sagte der damalige Premierminister Tony Blair 2003 zum Tode des Thatcher-Gatten. Sir Denis galt als ironisch, schlagfertig und immer gut für eine Anekdote. Mit der Political Correctness nahm er es nicht immer allzu genau - als Anhänger der Apartheid nannte er Schwarze schon mal "fuzzywuzzies". Ohnehin nahm er selten ein Blatt vor den Mund, Journalisten bezeichnete er prinzipiell als "Reptilien".
Sir Denis galt als der einzige Mann, bei dem die Eiserne Lady weich wurde. Einmal brachte er bei einem Parteitag der Konservativen einen Kellner samt vollbeladenem Getränketablett zu Fall. Seine durchnässte Gattin tröstete er mit den Worten: "Das Kleid ist ja schwarz, da sieht man fast nichts."
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