Donnerstag, 14. März 2013

+++FRANZISKUS, oder wer den neuen Pontifex inspiriert hat+++


Gemälde des heiligen Franz von Assisi  (Ludovico Cigoli, 1559-1613)

Noch nie gab es einen Papst mit dem Namen Franziskus - damit nimmt sich Jorge Maria Bergoglio das Wirken des heiligen Franz von Assisi zum Vorbild. Versteht man diese Namensgebung als eine Art Regierungserklärung, sagt Franziskus Armut und Korruption den Kampf an.

Wenn der Akt der Umbenennung eine Art Regierungserklärung des frisch gewählten Papstes ist, dann hätten zwei Namen die momentane Zerrissenheit der katholischen Kirche symbolisiert: Pius und Johannes . Nach Pius X., dem Antimodernisierer. Oder nach Johannes XXIII., dem Konzilspapst. Noch nie aber gab es einen Papst mit dem Namen Franziskus. Es ist ein Name, der so überraschend kommt wie der Gewählte selbst.

Die Namensgebung dürfte ein Zeichen dafür sein, dass der Argentinier Jorge Mario Bergoglio sich das Wirken des heiligen Franz von Assisi zum Vorbild nimmt. Der aus der umbrischen Stadt Assisi stammende Ordensgründer lebte im 13. Jahrhundert in Armut, was dem Orden der Franziskaner bis heute wichtig ist. Auch Bergoglio kritisierte immer wieder Armut und Korruption in seinem Land. Zugleich ist die Wahl eines Ordensgründers als Namenspatron eine Referenz an das monastische Leben. Auch Benedikt XVI. hatte mit dem Rückgriff auf den Ordensgründer Benedikt von Nursia die Bedeutung des Mönchtums unterstrichen.

Er entsagte dem Erbe des Vaters

Francesco Giovanni di Pietro Bernardone wurde 1181 oder 1182 in Assisi geboren; er war der Sohn eines wohlhabenden Tuchkaufmannes und seiner französischen Ehefrau. Er hatte eine unbeschwerte, wohlhabende Jugend, wollte Ritter werden, geriet aber nach einer Schlacht zwischen den Orten Assisi und Perugia 1202 in Gefangenschaft.

Während seiner Haft in Perugia wurde er schwer krank, was zu seiner Bekehrung führte. Zurück in Assisi, pflegte er einen Leprakranken, entsagte schließlich dem Erbe des Vaters, rannte der Legende nach nackt aus der Stadt und wurde Einsiedler.

Wie Jesus versammelte er zwölf Männer um sich; die ersten Brüder lebten in Hütten in der Ortschaft Rivotorto. Die Gemeinschaft wuchs rasant - Franziskus muss ein mitreißender Mensch gewesen sein. "Troubadour Gottes" wurde der Mönch genannt, der als Wanderprediger bis nach Ägypten kam und Sanftmut jeder Kreatur gegenüber walten lassen wollte. Der Überlieferung nach soll er 1224 die Wundmale Christi empfangen, sie aber verheimlicht haben. Er starb 1226, auf bloßem Boden liegend, nackt, um auch im Sterben Jesus ähnlich zu sein.

Der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, ist zum neuen Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gewählt worden. Bei seinem ersten Auftritt betet Franziskus für seinen Vorgänger und bittet die Katholiken um gegenseitiges Vertrauen und Brüderlichkeit.

Nicht zu arrogant, nicht unchristlich

Schon zu seinen Lebzeiten entstanden zahlreiche Klostergemeinschaften, die sich dem Leben in Armut und Einfachheit verschrieben - ein Gegensatz damals schon zu dem höfischen Leben in Rom. Arm, einfach, demütig - so wünschen sich auch heute viele Katholiken ihre Kirche. Vielleicht will Bergoglio ja auch hier ein Zeichen setzen: gegen eine verkrustete, höfisch anmutende Kurie.

Dass der Papst sich einen neuen Namen gibt, ist seit dem elften Jahrhundert üblich. Damals hatte Pietro Canepanova seinen Taufnamen abgelegt - aus Sorge, Petrus könne anmaßend wirken. Das Vorbild machte Schule: nicht zu arrogant, nicht unchristlich sollte der Name wirken. Die Umbenennung soll symbolisch zum Ausdruck bringen, dass der Papst mit der Übernahme des Amtes ein anderer Mensch geworden ist.

Manchmal knüpft ein Gewählter auch an seine persönliche Lebens- und Glaubensgeschichte an. "Dieser Name ist uns lieb, weil es der unseres Vaters war. Er ist uns teuer, weil es der Name der kleinen Pfarrkirche war, in der wir unsere Taufe erhielten." Der das kund tat, war, nach einer Wahl 1958, Angelo Giuseppe Roncalli, alias Johannes XXIII. Als Sohn italienischer Einwanderer dürfte Bergoglio der heilige Franz von Assisi aus seiner Familie vertraut sein.



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