Nach zwei Wochen Probemitgliedschaft bei der Online-Partnervermittlung "ElitePartner" trudelt bei einem Kunden eine Rechnung über 2979 Euro ein - trotz fristgerechter Kündigung. Eine "gelesene Nachricht" kostet demnach 35 Euro. Solche Fälle häufen sich. Die Verbraucherzentrale Hamburg schreitet nun ein.
ElitePartner ist - laut Werbespruch - die "führende Online-Partnervermittlung für Akademiker und Singles mit Niveau". Seit 2004 könnten hier Männer und Frauen mit dem Wunsch nach einer "langfristigen Beziehung" Gleichgesinnte finden - so steht es auf der Webseite, die nach eigenen Angaben mehr als drei Millionen Mitglieder hat. Von der Startseite lächelt eine hübsche junge Frau entgegen. "Journalistin, Yoga und Theater" steht unter dem Schwarz-weiß-Foto. Zahlreiche Auszeichnungen habe ElitePartner erhalten, erfährt der Nutzer weiter. In den "Erfolgsgeschichten" ist zu lesen, dass ElitePartner "viele glückliche Paare" zusammengebracht hat. Doch jetzt schlägt die Verbraucherzentrale Hamburg Alarm.
Kunden der Internet-Partnervermittlungen ElitePartner und AcademicPartner werden trotz eines fristgerechten Widerrufs ihrer Verträge mit Rechnungen in Höhe von mehreren tausend Euro konfrontiert. Die Verbraucherschützer in Hamburg bezeichnen diese Forderungen als "absurd" und verklagen deshalb die Betreiberin Elitemedianet GmbH, eine Tochter der Tomorrow Focus AG. Mehr als 80 Mitarbeiter betreuen die Online-Partnervermittlung, die mittlerweile auch in Österreich und der Schweiz aktiv ist.
Der Verbraucherzentrale zufolge berechnet ElitePartner ehemaligen Kunden alle bis zum Zeitpunkt des Widerrufs erbrachten Leistungen: Dazu zählen etwa 15 Euro pro gesendeter, 35 Euro pro gelesener Nachricht sowie 59 Euro für ein detailliertes Persönlichkeitsprofil. Ein Kunde, der sich innerhalb der ersten zwei Wochen gegen einen Zweijahresvertrag entschied und fristgemäß widerrief, habe trotzdem eine Rechnung in Höhe von 2.979 Euro erhalten, die er ohne weitere Erklärung mit 224,10 Euro begleichen sollte.
Die Höhe der geforderten Zahlungen sei ohne jede rechtliche Grundlage, sagten die Verbraucherschützer. Das Widerrufsrecht habe für Verbraucher keinen Nutzen mehr, und selbst der aus Kulanz eingeräumte Betrag übersteige oft die Kosten für eine dreimonatige Mitgliedschaft. Dies sei eine neue "fiese Masche", um Menschen, die einen Partner suchen, das Geld aus der Tasche zu ziehen, erklärte Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale.
Der Geschäftsführer von ElitePartner, Jost Schwaner, sagte zu den Vorwürfen: "Eine mögliche Klage der Verbraucherzentrale ist unserer Ansicht nach völlig unbegründet. Wenn unser Produkt während der Widerrufsfrist genutzt wurde, z.B. Nachrichten ausgetauscht, ist im Falle des Widerrufes Wertersatz zu leisten. Unsere Vorgehensweise entspricht nach unserer Auffassung den geltenden gesetzlichen Regelungen. Wir kommunizieren dies auch sehr transparent auf unserer Seite."
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