Mittwoch, 29. Mai 2013

+++"EINS GEGEN EINS", oder was Dr. Sahra Wagenknecht mit 19.000 EUR machen würde+++



Es ist gut fünf Jahre her, da wurde dem Volk der Sparer und Häusle-Bauer versichert: Unser Erspartes ist sicher. Kanzlerin Merkel und ihr damaliger Finanzminister Steinbrück gaben dieses Versprechen gemeinsam ab. Aber: Wegen der Krisen in Griechenland und Zypern zweifeln viele Deutsche mittlerweile daran. Die sogenannte Spar-Neigung hat einen historischen Tiefstand erreicht (Gesellschaft für Konsumforschung). Die Deutschen geben ihre Notgroschen lieber aus! Eine Überreaktion? Oder steht uns der schlimmste Teil der Krise noch bevor?

Darüber diskutierte Claus Strunz in seiner Sendung „Eins gegen Eins“ (Sat.1.) mit dem Thema: Angst um unser Geld – Ist mein Erspartes noch sicher?

Die Talkrunde

Sahra Wagenknecht (Vize-Vorsitzende der Linkspartei), Prof. Dr. Max Otte (Ökonom FH Worms), Michel Friedman (Rechtsanwalt und Publizist), Dr. Daniel Stelter (Unternehmensberater Boston Consulting Group), Ralph Brinkaus (CDU, Mitglied des Finanzausschusses).

Der Sparer-Talk

Zwar werden in Deutschland keine Vermögen eingefroren wie auf Zypern, aber wer heute sein Geld auf die Bank bringt macht Verlust! Weil Sparer durchschnittlich nur 0,6 Prozent Zinsen bekommen, die Inflation aber bei 4 bis 5 Prozent liegt, wird Geld auf der Bank entwertet!
Sahra Wagenknecht spricht von einer „schleichenden Enteignung“. Sie dürfte sich auskennen. Wagenknecht hat gerade ihren Doktortitel in Ökonomie für eine Arbeit über „Die Grenzen der Auswahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern“ erhalten. Das Problem geht für sie jedoch viel weiter, sie wiederholt ihre bekannten Thesen. „Das Bankensystem funktioniert nicht.“ Eigentlich würden nur imaginäre Werte und Blasen geschaffen.
Max Otte stimmt ihr zu: „Die Welt steht kurz vor einem Crash – wir sind in einer dramatischen, instabilen Situation.“ Schon 2006 hatte der Ökonom vor der jetzigen Krise in seinem Buch, Der Crash kommt, gewarnt.
Michel Friedman hält dagegen. Zwar akzeptiert der ehemalige Moderator die Kritik am Fehlverhalten der Banken, aber er relativiert: „Es gibt jederzeit immer wieder Krisen, und Menschen haben Angst.“ Und trotz allem sei der Euro höher bewertet als zum Ausgabezeitpunkt. Außerdem herrsche in Deutschland eine super Konjunktur. „Das wirkliche Problem liegt bei denen, die Angst schüren“, meint er. Ein Hieb gegen Wagenknecht.

CDU-Finanzexperte Brinkhaus ist auf Friedmans Seite. Die Bundesregierung habe bereits sehr viel gegen die Krise unternommen. Zum Beispiel durch das Trenn-Banken System, das das Spar-Geschäft vom Investment-Banking löst und die Rente mit 67. Außerdem würden Katastrophen-Szenarien sowieso nicht helfen: „Wir müssen gestalten!”
Doch Unternehmensberater Daniel Stelter sieht da schon ganz andere Probleme: „Unser Erspartes ist nicht in Gefahr, wir haben es bereits verloren!“
Da wirft Strunz ein: „Aber das Licht im Studio leuchtet doch und vorhin kam auch noch Geld aus dem Bankautomaten. Wo ist denn der Crash?“

Stelter kann die Frage nach dem Crash auch nicht wirklich befriedigend beantworten. Er rechnet vor, dass die Verschuldung zwischen 2000 und 2010 fünfmal so schnell wie die Wirtschaft gewachsen ist. Friedmans hoffnungsvolle Prognosen seien also „mathematisch unmöglich”. Stattdessen brauchten wir einen Schuldenschnitt. Das Schlimmste wäre zu warten, behauptet er. „In zwanzig Minuten Diskussion verlieren wir 60 Millionen Euro.“

Nochmals versucht Brinkhaus Vertrauen zu verbreiten. Auch in Zypern wären am Ende die Kleinen verschont geblieben und eigentlich sind unsere „Spareinlagen sicherer denn je, denn unser Finanzsystem funktioniert gut“.

Gegen Ende der Realitätstest: Strunz legt in Anlehnung an die Durchschnitts-Einlagen jedes Deutschen je 19 000 Euro in bar auf die Tische der Diskussionsteilnehmer. „Wie würden Sie das Geld anlegen?”, fragt er.

Während Friedman die Hälfte in australische Dollar investieren würde und den Rest in Triple-A Anleihen, empfiehlt Wagenknecht ein Konto bei der Genossenschaftsbank. 
Doch Empfehlungen kommen beim Publikum nicht an. Mit überwältigenden 72 Prozent erklären die anwesenden Zuschauer, dass sie nicht länger an die Sicherheit des Ersparten glauben.

Klartext:

Bei „Eins gegen Eins“ diskutierten gestern eigentlich Drei gegen Zwei! Während Moderator Strunz häufig von den Wortgefechten der Anwesenden überrumpelt wurde, konnten die Nebendarsteller Brinkhaus und Stelter das Rampenlicht beanspruchen.
Ob unsere Spareinlagen sicher sind, wissen wir immer noch nicht. Und mit dieser Erkenntnis sitzen wir wohl im gleichen Boot wie die Talk-Runde.

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