Sonntag, 17. Februar 2013

+++VERGELT´S GOTT, oder das lange Abschiednehmen von Papst Benedikt XVI.+++



Das öffentliche Abschiednehmen von Benedikt XVI. (85) geht weiter: In diesen Minuten spricht der Papst zum vorletzten Mal auf dem Petersplatz das Angelus-Gebet („Der Engel des Herrn...“). 150 000 Menschen sind dabei. Normalerweise kommen zu diesem Gebet „nur“ einige zehntausend Anhänger.
Schon am Morgens waren Gläubige und Schaulustige zum Vatikan geströmt, Hunderte Sicherheitskräfte sind im Einsatz.

Benedikt XVI. segnet die Pilger und grüßt in allen Weltsprachen aus dem Fenster seines Arbeitszimmers. Eventuell spricht er auch erstmals kurz auf Deutsch über seinen Rückzug.
Als er sich auf italienisch bei den Gläubigen bedankt, spenden die Menschen tosenden Beifall – viele Familien aus Rom sind dabei.
Aber auch bayerische Fahnen sind zu sehen und englische Töne zu hören. „Wir wollten uns verabschieden“, sagte Amy Champion, eine Touristin aus Wales. „Es gehört viel Mut dazu, diesen Job zu machen. und noch mehr Mut, ihn zu kündigen.“
Bis nächsten Samstag zieht sich der Papst dann wegen der traditionellen Fastenexerzitien zurück.

Das Gebet ist auch ein erster wichtiger Test für die Behörden in Rom. Bis zu seinem Rücktritt am 28. Februar hat der Papst noch einige offizielle Termine – und die halbe Welt will sich persönlich verabschieden. Ein Riesen-Andrang!
Am Samstagabend empfing Benedikt Italiens Regierungschef Mario Monti in einer Privataudienz. Es sei ein „herzliches und intensives Abschiedstreffen” gewesen, hieß es anschließend laut der Nachrichtenagentur Ansa in einer Vatikan-Mitteilung.

Sein Bruder Georg Ratzinger (89) gehört jedoch nicht zu jenen, die nun noch unbedingt nach Rom wollen. „Es wollen jetzt so viele Kontakt zu ihm, da muss ich ihm nicht auch noch Zeit wegnehmen”, sagte der 89-Jährige. „Später werde ich hinfahren.”
Die letzten Tage seines Bruders als Papst werden laut Georg Ratzinger ausgefüllt mit Audienzen, Besprechungen, der Erledigung von Korrespondenz. „Und er muss noch entscheiden, was er alles einpacken und mitnehmen will”, sagte Ratzinger.

Der Biograf des Papstes sagte, der Papst habe seine Erschöpfung und die schwindende Kraft bereits vor längerer Zeit eingeräumt. Der Journalist Peter Seewald traf den Papst in den vergangenen Monaten mehrmals im Vatikan, zuletzt vor etwa zehn Wochen, berichtet der „Focus“.
Auf die Frage, was noch von seinem Pontifikat zu erwarten sei, habe der Papst im Sommer geantwortet: „Von mir? Nicht mehr viel. Ich bin doch ein alter Mann, die Kraft hört auf. Ich denke, das reicht auch, was ich gemacht habe.”
Er habe den Papst nie zuvor so erschöpft und niedergeschlagen gesehen, sagte der Münchner Autor. Mit letzter Kraft habe der deutsche Papst den dritten Band seines Jesus-Werkes zu Ende gebracht. „Mein letztes Buch”, habe Benedikt XVI. gesagt.

Die Ernennung eines neuen Papstes könnte indes früher erfolgen als erwartet. Die Kardinäle beraten darüber, ob das Konklave vor dem 15. März begonnen könnte.
Die eigentlich vorgesehene Frist von 15 bis 20 Tagen nach Beginn der Sedisvakanz („leerer Stuhl Petri”) dient normalerweise dazu, dass die wahlberechtigten Kardinäle genügend Zeit haben, um aus aller Welt nach Rom zu reisen.
Weil diesmal jedoch genug Zeit sei, sich vorzubereiten, könnte der Termin vorgezogen werden, sagte am Samstag Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.

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