Donnerstag, 31. Januar 2013

+++CLÁSICO erstaunlich friedlich+++



Ohne den erkrankten Trainer Vilanova erreicht Barcelona beim Pokal-Clásico ein 1:1 in Madrid. Die Führung durch Fabregás gleicht Varane nach Vorlage von Özil aus. Es geht erstaunlich friedlich zu beim Duell der Erzrivalen.

Es passiert höchst selten, dass beim Clásico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona ein Sitz im Stadion leer bleibt. Am Mittwochabend indes war ein ziemlich exponierter Platz im Bernabéu unbesetzt. Weil Tito Vilanova seine Krebserkrankung in New York behandeln lässt, fehlte der Trainer der Katalanen. Über das Internet verfolgte er die Partie und war durch ein Chatprogramm mit Stellvertreter Jordi Roura verbunden. Was Vilanova sah, dürfte ihn erfreut haben. Im Hinspiel des Pokal-Halbfinales erreichte Barça in Madrid ein 1:1. Nach der Führung durch Cesc Fàbregas (50. Minute) glich Raphaël Varane (81.) für Real aus.

Die Stimmung konnte vor dem Spiel kaum unterschiedlicher sein. Bei Real hing der Haussegen wieder einmal mächtig schief. Wichtige Spieler sollen sich gegen Coach José Mourinho aufgelehnt haben. Zudem fehlten Ángel Di María, Sergio Ramos und Fábio Coentrão gesperrt; Pepe sowie Torwart Iker Casillas, der sich im Viertelfinale in Valencia durch den Tritt des eigenen Kollegen Álvaro Arbeloa die Hand brach, waren aus gesundheitlichen Gründen abstinent. Barcelona indes genoss den Vorsprung von 15 Punkten in der spanischen Liga auf den Erzrivalen.

Real-Rückhalt Casillas wurde von Diego López vertreten. Der Schlussmann saß schon von 2005 bis 2007 hinter dem fünffachen Welttorhüter auf der Bank und wurde erst vor wenigen Tagen aus Sevilla zurückgeholt. Die erste knifflige Aufgabe hatte allerdings sein Gegenüber Jose Manuel Pinto zu lösen, der wie immer im Pokal für Stammtorwart Victor Valdés im Tor stand. Nach gerade einmal 45 Sekunden foulte Gerard Piqué Cristiano Ronaldo kurz vor dem Strafraum. Den Freistoß des Portugiesen wehrte Pinto gerade noch mit einer Hand ab.

Danach entwickelte sich das Spiel wie gewohnt: Real, mit Mesut Özil und Sami Khedira in der Startelf, setzte auf Konter über Cristiano Ronaldo, Barcelona zog das Tiki-taka-Spiel mit am Ende 61 Prozent Ballbesitz auf. Den nächsten Donnerschlag aber setzte Barça-Hirn Xavi Hernández nach einem ruhenden Ball. Sein Freistoß klatschte an die Latte (21.). Drei Minuten später spielte Ricardo Carvalho einen grotesken Rückpass zu Torwart López, den Fàbregas erlief. Doch Xavi brachte den Ball nicht an Varane vorbei, der auf der Linie klärte. Auf der anderen Seite traf Karim Benzema nur das Außennetz (27.).

Callejóns Doppelfehler führt zur Barça-Führung

Sollte der Clásico etwa torlos enden? Bisher gingen lediglich acht von 222 Duellen der beiden bedeutendsten spanischen Klubs 0:0 aus. Und siehe da: Fünf Minuten nach Wiederanpfiff lag der Ball im Netz von Madrid. José Callejón beging gleich einen Doppelfehler. Erst klärte er das Spielgerät mit dem Kopf in die Mitte. Dann hob er nach Lionel Messis Balleroberung und dessen Pass auf Fabregás das Abseits auf. Der Halb-Stürmer der Katalanen hatte vor 80.000 Zuschauern keine Mühe, um zum 0:1 zu treffen.

Nun kamen beide Teams zu Chancen. Varane stoppte Fabregás im letzten Moment mit einer herausragenden Grätsche (56.), auf der Gegenseite strich Ronaldos Kopfballaufsetzer nach Flanke von Michael Essien um Zentimeter am Pfosten vorbei (60.). Barcelona wiederum hätte zweimal erhöhen können. Doch Fabregás hatte nach Rückpass von Dani Alves Rückenlage und schoss über das Tor (70.), dann ließ sich der alleine Richtung López eilende Pedro Rordíguez zu viel Zeit und lupfte den Ball hauchzart am Tor vorbei (73.).

Keine wilde Treterei: Nur sechs Fouls von Barça

Die mangelnde Chancenverwertung der Katalanen sollte sich in der 81. Minute rächen. Özil flankte aus dem rechten Halbfeld, und der erst zwanzig Jahre alte Innenverteidiger Varane, der eine starke Partie ablieferte, setzte sich im Luftkampf gegen Fabregás und Carles Puyol durch. Gegen den wuchtigen Aufsetzer aus elf Metern hatte Pinto keine Abwehrchance. Die letzte Gelegenheit der Partie besaß Jordi Alba. Der Außenverteidiger nahm einen Lupfer von Xavi volley, doch der starke López rettete Real mit einer Glanzparade das Remis (88.).

Die relative Torarmut im Duell der Schwergewichte lag auch daran, dass weder Ronaldo noch Messi effektive Klasse zeigten. Der Portugiese hatte am Wochenende einen Hattrick in zehn Minuten erzielt, der Argentinier war vier Mal erfolgreich. Beide hatten wenige gute Szenen. Immerhin artete der Clásico nicht wie so oft in eine wilde Treterei aus. Je drei gelbe Karten waren ob der traditionellen Brisanz im Rahmen; Barcelona beging gar nur sechs Fouls in 94 Minuten. Das kann beim Rückspiel, das erst am 27. Februar ausgetragen wird, wieder ganz anders aussehen. Dann sitzt hoffentlich auch Tito Vilanova wieder auf seinem Stammplatz.

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