Eduard III. und der Hosenbandorden
Es ist einer der exklusivsten Orden, den das Vereinigte Königreich zu bieten hat: der Hosenbandorden. Im 14. Jahrhundert rief der englische König Eduard III. ihn ins Leben, angeblich, um die berühmte Tafelrunde von König Artus wieder herzustellen. Seinen Namen verdankt der Orden einem eher peinlichen Zwischenfall. ..
Eine unangenehme Situation für die Geliebte des Königs: Catherine Grandison, die Countess of Salisbury verliert beim Tanz mit Eduard III. ihr blaues Strumpfband. Um die peinliche Situation zu entkrampfen, soll der König das Strumpfband aufgehoben und sich selbst ums Bein gebunden haben. Dem allgemeinen Gelächter der Anwesenden, entgegnet er auf französisch: „Honi soit qui mal y pense“ (frei übersetzt: „Beschämt sei, wer schlechtes dabei denkt“). Dieser Ausspruch ist bis heute das Motto des Ordens. Ob die Gründung wirklich auf dieses Ereignis zurückzuführen ist, liegt im Dunklen der Geschichte – historisch lässt es sich nicht beweisen. Im Allgemeinem folgen Wissenschaftler heute der Annahme, dass der Hosenbandorden 1348 offiziell von Englands König Eduard III. gestiftet wurde. Damit rief er den exklusivsten Orden aus, den Großbritannien bis heute zu bieten hat.
Doch The Most Noble Order of the Garter ist nicht irgendeine Vereinigung für die Reichen und Schönen – auch wenn die Mitglieder ausschließlich bedeutende Persönlichkeiten sind – so steht doch hinter der Gründung des Hosenbandordens ein viel größerer Gedanke: Eduard III. regiert zur Zeit des ausgehenden Mittelalters und hat mit dem latenten Verfall des Rittertums zu kämpfen. So keimt in ihm der Gedanken auf, eine erlesene Gemeinschaft von ritterlich tugendhaften Männern zu etablieren – wie es einst König Artus getan haben soll.
Schon von Kindesbeinen an, ist Eduard von Artus fasziniert, um dessen Leben sich Legenden und Mythen ranken. Obwohl man schon zu damaliger Zeit den Wahrheitsgehalt der Artus-Geschichte anzweifelt, ist dies nicht länger von Bedeutung. Denn – nicht nur für Eduard III., sondern auch für andere Herrscher Europas – stellen Artus und seine Tafelrunde den Idealtypus des

Rittertums dar. Ihm zu Ehren werden in ganz Europa Feste gefeiert und Turniere veranstaltet.
Der englische König Eduard geht nun einen Schritt weiter: Er gründet den Hosenbandorden, der Artus` Tafelrunde nachempfunden sein soll. An jenem runden Tisch soll Artus einst die besten Männer des Landes um sich geschart haben, die sich durch Gerechtigkeit, Tapferkeit und höfisches Benehmen auszeichneten. Artus und seine zwölf Mannen stehen damals für den Inbegriff ritterlicher Tugend. Diesen Inbegriff möchte auch Eduard aufgreifen, um den Verfall der ritterlichen Werte aufzuhalten. Er sieht sich selbst als zweiten König Artus und macht es seinem Vorbild nach: Insgesamt 24 tugendhafte Männer lädt Eduard III. an seine „runde Tafel“.
Doch nicht nur der Verfall des Rittertums steht im Zentrum von Eduards Gründungspolitik: Mit dem Orden versucht der englische König die Oberschicht fester an sich zu binden. Denn nach der Eroberung Englands 1066 durch die Franzosen fühlen sich viele Ritter und Adelsleute mehr französisch als englisch. Erst unter der Regierung Eduards beginnen die Adeligen sich mehr als Engländer zu fühlen. Denn mit der Einführung des Hosenbandordens schafft es der englische König, eine Gemeinschaft zwischen sich und seinen Untergebenen entstehen zu lassen. Ein genialer Schachzug: So war ihm die Unterstützung der Oberschicht bei seiner weiteren Kriegspolitik gegen Frankreich und Schottland gewiss.
Auch wenn heute Tugendhaftigkeit und Ritterlichkeit weit weniger im Vordergrund stehen, so werden die Mitglieder des Ordens doch nach ihrem Verdienst um das Königreich oder den Souverän (dem Monarchen) ausgewählt. Im Laufe der Zeit ernannten die Ordens-Souveräne nicht nur männliche Mitglieder, auch Frauen wurden zunehmend häufiger in den exklusiven Kreis aufgenommen. Und auch ausländischen Rittern und bedeutenden Persönlichkeiten wurde diese Ehre zuteil.
Bis heute genießt der Hosenbandorden europa- und weltweit ein enormes Ansehen. Und wie schon zu damaliger Zeit, so ist es auch heute noch, eine der höchsten Ehrungen, die einer verdienten Persönlichkeit zuteil werden kann.
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