Wer war eigentlich Oskar Schindler?
Oskar Schindler wurde am 28. April 1908 in der sudetendeutschen Industriestadt Zwittau (tschechisch: Svitavy) geboren. Er wurde in einem bürgerlichen Haus katholisch erzogen, ohne selbst religiös zu sein. Im Alter von 20 Jahren heiratete er die Gutsbesitzertochter Emilie. Seine Geschäfte waren in der Heimatstadt nicht sonderlich erfolgreich. So ging er zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in der Folge des deutschen Einmarsches in Polen (1939) nach Krakau (nun Regierungssitz des neu ernannten "Generalgouvernements"), um hier eine neue Chance zu suchen. Er übernahm als NSDAP-Mitglied zwei Betriebe, die vorher Juden gehörten und die der Fabrikation und dem Vertrieb von emaillierten Haushaltswaren dienten. Einen dieser Betriebe verwaltete Schindler als Treuhänder der deutschen Besatzungsregierung. In der Nähe von Krakau, in Zabocie, baute er dann seine eigene "Deutsche Emailwarenfabrik" (DEF) auf, die während des Krieges vornehmlich Kochtöpfe und Patronenhülsen für die Truppen an der Front herstellte. Schindler beschäftigte in seiner Fabrik hauptsächlich jüdische Zwangsarbeiter, weil diese für einen an die SS zu zahlenden Tageslohn von 6 bis 7,50 Mark die billigsten Arbeitskräfte waren. Andererseits schützte er so die durch die Nürnberger Rassengesetze entrechteten Juden vor der Deportation in Konzentrations- oder Vernichtungslager.
Die deutsche Besatzungsmacht löste seit Anfang 1943 das Krakauer Getto auf. In der Folge der brutalen Räumung, die auf den Augenzeugen Schindler einen entscheidenden Eindruck gemacht haben muss, wurden viele Juden in das Arbeitslager Paszów verbracht. Dieses Lager wurde von dem Kommandanten Amon Goeth geführt, der wegen seiner Grausamkeiten (z.B. Todesschüsse vom Balkon seiner Villa auf Gefangene) gefürchtet war.
Schindler verfügte über gute Kontakte zu höheren deutschen Beamten in der Rüstungsverwaltung. Diese Beziehungen setzte er ein, und es gelang ihm, eine Zweigstelle des Arbeitslagers Plaszów auf dem Gelände seiner Emaillierfabrik einzurichten. Er gab vor, so die Ausbeutung der Juden zu vereinfachen. Durch dieses Engagement war es Schindler möglich, 900 Juden für seine Zweigstelle zu rekrutieren und sie damit vor der Verschickung in die Vernichtungslager zu retten. Aufgrund des Schutzes, den die Herstellung der kriegswichtigen Produkte seiner Fabrik bot, konnte Schindler auch Juden vor der unausweichlichen Deportation bewahren, die den Arbeitsanforderungen nicht entsprachen oder die für diese nicht qualifiziert waren.
Als im Herbst 1944 die Ostfront durch das Vordringen der Roten Armee zusammenzubrechen drohte, erhielt der tatkräftige Fabrikant die Erlaubnis, seine Fabrik in der Form einer Gesellschaft für die Rüstungsproduktion in Brünnlitz (Brnenc) im Sudetenland neu zu gründen und sie auf 250 Güterwagen dorthin zu verlagern. Außerdem setzte der Hasardeur unter Einsatz seines Vermögens durch, dass seine jüdischen Arbeiter von Zabocie mitkommen und weiter für ihn arbeiten durften. So konnten 700 bis 800 jüdische Männer vom Lager Gross-Rosen und ungefähr 300 jüdische Frauen, die versehentlich ins Todeslager transportiert worden waren, von Auschwitz nach Brünnlitz gebracht werden, weil ihnen ein außerordentliches Dokument, "Schindlers Liste", Kriegswichtigkeit attestierte. Schindler war mit seinem Einsatz für die Juden großen Gefahren ausgesetzt. So wurde er mehrfach von der Gestapo wegen des Verstoßes gegen die Nürnberger Rassengesetze und wegen Korruption verdächtigt und verhaftet. Durch Bestechung und List, aber auch durch Verbindungen zu Berliner Ministerien erreichte er jedoch immer wieder seine Freilassung.
Am Tag der deutschen Kapitulation konnte Oskar Schindler dann endlich seine jüdischen Arbeiter freilassen. Sie beschenkten ihn mit einem vergoldeten Ring, dem als Dank und Erinnerung ein Spruch aus dem jüdischen Talmud eingraviert war: "Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt." Nach dem Krieg schlug Schindlers Versuch, mit seiner Frau eine neue Existenz als Pelztierzüchter in Argentinien zu gründen, fehl, obwohl treue "Schindlerjuden" bei der Finanzierung geholfen hatten. Ihr Einsatz führte nach seiner Rückkehr nach Frankfurt im Jahre 1957 auch zur Anerkennnung in Europa und in Israel. Ihm wurde das Bundesverdienstkreuz verliehen. Außerdem pflanzte Schindler 1962 einen Johannisbrotbaum mit seinem Namen im Garten der Gerechten von Yad Vashem in Jerusalem. Im Jahre 1974 starb er und wurde auf seinen eigenen Wunsch auf einem katholischen Friedhof in Jerusalem beigesetzt.
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