Es ist der mächtigste Verein der USA – und zugleich der gefährlichste! In Houston (Texas) trifft sich an diesem Wochenende die US-Waffenlobby zu ihrer Jahrestagung. Eine der wichtigsten Rednerinnen ist Ex-Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin (49).
Für ihre Knallhart-Ansichten erntet die Republikanerin vor der „National Rifle Association“ (NRA) tosenden Applaus, Standing Ovations. Die 70 000 Gäste sind aus dem Häuschen, als sie spricht.
Sarah Palin, einstige Ikone der strikt konservativen Tea-Party-Bewegung, lobt die NRA für ihre Unnachgiebigkeit. „Das Washingtoner Establishment verhöhnt euch, und ihr gebt nicht auf”, ruft sie in die Menge. Die jüngsten Massaker haben führende Politiker in Washington nach Palins Ansicht dazu verleitet, eine Tragödie auszubeuten, um die Freiheiten gesetzestreuer Menschen einzuschränken.
Der Spitzname ihres Sohnes Trig (5) sei „Trigger“ (dt. Abzug), ihr Neffe heiße mit zweitem Vornamen Remington (Remington ist ein US-Waffenhersteller, Anm. d. Red.). Wieder tosender Applaus für die Waffennärrin!
Der Kampf der Lobby gegen Obama
Die mächtige US-Waffenlobby feiert bei ihrer Jahrestagung in Houston offen einen Triumph – die Niederlage der Initiative von Präsident Barack Obama für striktere Waffengesetze. „Dies ist nicht nur eine Schlacht um Waffenrechte”, sagte NRA-Vizepräsident James Porter zum Auftakt der Veranstaltung. Beim Kampf um das Recht auf Waffentragen gehe es um mehr: Dies sei ein „Kulturkampf”. „Ihr in diesem Raum seid Freiheitskämpfer”, rief er den Teilnehmern zu.
„Wir werden in unseren Rechten und den Rechten aller gesetzestreuen Waffenbesitzer niemals zurückweichen”, sagte Wayne LaPierre, ebenfalls Vizepräsident der NRA.
Das NRA-Treffen in Houston ist das erste seit dem Massaker an einer Grundschule in Newtown im Dezember. Damals hatte ein Amokläufer 20 Kinder und sechs Erwachsene erschossen.
Obama hatte daraufhin den Kampf für schärfere Waffengesetze zur Chefsache gemacht. Zeitweise sah es nach einem historischen Durchbruch aus, eine Einigung zwischen Demokraten und Republikanern schien greifbar nahe.
Doch dann scheiterte das Vorhaben. Ein Gesetzentwurf, der striktere Kontrollen von Waffenkäufern vorsah, wurde im Senat abgeschmettert – auch mit Hilfe von Demokraten. Dies war eine der schwersten Schlappen, die Obama bisher hinnehmen musste. Der Einfluss und Druck der Lobby auf einzelne Politiker galt als eine der Ursachen der Niederlage.
Erst unlängst hatte ein Zwischenfall mit Schusswaffen in privater Hand Schlagzeilen in den USA gemacht: Ein Junge (5) im Bundesstaat Kentucky erschoss seine zwei Jahre alte Schwester mit einem Gewehr – es war seine eigene Waffe!
Die NRA stützt ihren Kampf vor allem auf den sogenannten zweiten Verfassungszusatz, der das Recht der Amerikaner auf Waffentragen festschreibt.
Erst vor Jahren hatte das Oberste Gericht dies nochmals bestätigt. Zudem hat die NRA ihre ganz eigene Logik. Sie betont immer wieder, gegen Kriminelle mit Waffen gebe es letztlich nur ein Mittel: Jeder Amerikaner müsse in der Lage sein, sich mit seiner eigenen Waffe zu verteidigen.
Die Lobby schlägt deshalb bewaffnete Wachmänner an allen Schulen der USA vor. Umfragen zeigen allerdings, dass die Mehrheit der Amerikaner für striktere Waffengesetze ist.
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