Völlig gaga oder total genial? Im Unternehmen von Lars Vollmer (41) legen die Mitarbeiter selber die Höhe ihres Gehalts fest!
Vollmer, Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensberatung Vollmer & Scheffcyzk, hatte von den ewigen Gehaltsdiskussionen die Nase voll. Zusammen mit seinem Partner beschloss er im Herbst 2010: Künftig bestimmen die Beschäftigten ihr Einkommen selber!
Das System funktioniert so: Wer bei Vollmer im Vorstellungsgespräch punktet, bekommt Einblick in die Geschäftszahlen und (zunächst anonymisiert) in die Gehälter aller Mitarbeiter.
Vollmer: „So sieht der Bewerber, was wir überhaupt zahlen können. Er muss seinen Marktwert festlegen.“
Anschließend muss der neue Kollege seine Gehaltsvorstellung mit 3 Mitarbeitern offen diskutieren. Am Ende legt er sein Gehalt fest.
Bislang musste Vollmer noch nie eingreifen. Es genehmigte sich keiner einen überzogen hohen Lohn.
Auch die Urlaubszeiten werden flexibel gehandhabt. Festgeschriebene Urlaubstage gibt es nicht, allerdings ist eine Absprache mit den Kollegen notwendig.
Der Trick: soziale Kontrolle
Jeder der 25 Mitarbeiter weiß, wie hoch das Einkommen der anderen ist. Wer viel verdient, muss auch mehr leisten. Lässt er nach, muss er sich für sein Gehalt rechtfertigen.
Vollmer ist zufrieden. Neiddebatten gibt es keine mehr. Für den Unternehmensberater hat das einen wichtigen Grund: „Der soziale Druck ist so hoch, dass keine Ausreißer vorkommen. Alle arbeiten für den gemeinschaftlichen Erfolg.“
Unternehmer Vollmer steht nicht allein. Auch andere Unternehmen gehen ungewöhnliche Wege:
► Beim Familienunternehmen Trumph, Weltmarktführer bei Laser-Werkzeugmaschinen, bestimmen die 8000 Mitarbeiter selbst, wie viel sie arbeiten wollen. Berufseinsteiger arbeiten mehr, Väter und Mütter haben mehr Zeit für die Familie – alles in Absprache mit Unternehmen und Kollegen.
► Das Maschinenbauunternehmen Wittenstein (1600 Mitarbeiter) schickt seine Mitarbeiter auf Weltreise. Facharbeiter, die in der Firma ihre Lehre abgeschlossen haben, und Absolventen eines Dualen Studiums können auf eine dreimonatige Reise in ein Land ihrer Wahl gehen – bei vollem Lohnausgleich. Zusätzlich gibt es Reisekosten und 1000 Euro im Monat.
► Einen Tag Weiterbildung pro Woche dürfen sich die Mitarbeiter des Darmstädter Systemhauses Profi Engineering Systems nehmen. An dem sollen sich die 340 Beschäftigten mit neuen Themen und Trends beschäftigen.
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