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Dienstag, 23. Oktober 2012
+++OBAMA vs. ROMNEY - Letztes TV-Duell in Boca Raton+++
Manchmal schien nicht so ganz klar, wer hier Herausforderer war und wer Amtsinhaber. US-Präsident Barack Obama sorgte für reichlich Schärfe im letzten TV-Duell mit seinem Rivalen Mitt Romney. Der Republikaner dagegen setzte seinen Marsch in die politische Mitte fort, wo er nur konnte. Wo Obama angriff, wich er aus. Wo der Präsident über eigene Erfolge sprach, stimmte ihm der Rivale zu. Obama dominierte - aber Romney neutralisierte ihn.
Obama hatte die besseren Sprüche, er war engagierter, härter, überzeugender, kurz: der Sieger der Debatte. In einer CNN-Umfrage direkt nach der Sendung stimmten dem 48 Prozent zu, Romney sahen 40 Prozent als den Gewinner. Bei CBS war es deutlicher: 53 zu 23 Prozent für den Präsidenten.
Dennoch: Mitt Romney hat dieses außenpolitische Duell, das über weite Strecken auch ein wirtschaftspolitisches war, keineswegs verloren; er ist eher eine Art zweiter Sieger.
Und genau das könnte Romney reichen. Denn anders als in den beiden Debatten zuvor musste er den Präsidenten nicht mehr herausfordern, sondern viel eher das eigene Momentum halten. Denn in den nationalen Umfragen hat er mittlerweile mit Obama gleichgezogen und in entscheidenden Swing States wie Ohio seinen Abstand deutlich verkürzt. Das wollte er auf keinen Fall gefährden. Stattdessen zielte Romney an diesem Abend ganz offensichtlich darauf ab, als Leader zu erscheinen, als einer, der das Land anführen kann.
In einer NBC-Erhebung erklärten 21 Prozent der Befragten vor dem Duell, sie seien unsicher, ob Romney einen guten Job als Präsident machen würde. Um diese Leute ging es Romney heute: Jene, die ihn theoretisch wählen würden, aber noch zögern. Es könnte funktioniert haben. "Romney hat den Commander-in-Chief-Test bestanden", urteilte nachher der altgediente Präsidenten-Berater David Gergen auf CNN.
Erstens: Romney drängt weiter in die Mitte. Noch im Vorwahlkampf der Republikaner gab er den harten Hund, drohte Iran mit Krieg, kritisierte den Irak-Abzug. Doch im TV-Duell von Boca Raton spricht Romney vor allem über eines: Frieden, Frieden und nochmal Frieden. "Wir wollen einen friedlichen Planeten, das ist unser Ziel", sagt er. Und: Krieg sei nur das letzte Mittel. Oftmals übernimmt Romney auch einfach die Position Obamas: Etwa im Falle der Unterstützung der syrischen Rebellen oder beim Abzug aus Afghanistan bis zum Jahr 2014. "Romneys Ideen unterscheiden sich nicht von meinen", sagt Obama irgendwann. Die terroristischen Attacken auf die US-Vertretung im libyschen Bengasi und den Tod des Botschafters klammern die Kandidaten diesmal beide nahezu aus.
Zweitens: Obama geht in die Offensive. Der Präsident sieht seine Werte in den Umfragen bröckeln, er fürchtet um die wichtigen Swing States. Da will er sich gerade in der Außen- und Sicherheitspolitik, die er insbesondere seit der erfolgreichen Jagd auf Top-Terrorist Osama Bin Laden als sein Parade-Gebiet ansieht, nicht in die Ecke stellen lassen. Über die gesamten 90 Minuten geht er seinen Rivalen scharf an.
Er sei ja froh, sagt der Präsident, dass Romney jetzt auch al-Qaida als größten Feind ansehe - vor kurzem sei das ja noch Russland gewesen, das Romney als "geopolitischen Gegner Nummer eins" klassifiziert hatte. Das sei doch Kalter Krieg. Romney, sagt Obama, verfolge die Außenpolitik der achtziger Jahre, die soziale Agenda der Fünfziger und die Wirtschaftspolitik der zwanziger Jahre. Und: Im Nahen und Mittleren Osten brauche es starke Führung "und nicht falsche und rücksichtslose". Darauf Romney ganz präsidial: "Mich zu attackieren, das ist noch kein Programm."
Drittens: Die Außenpolitik-Debatte wird zum wirtschaftspolitischen Duell. Moderator Bob Schieffer hat keine Chance: Immer wieder versuchen sowohl Romney als auch Obama, die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik zu thematisieren. Denn sie wissen: Das ist das Thema Nummer eins für die Amerikaner. Außenpolitik interessiert in diesem Jahr nur äußerst mäßig. So spricht Romney über die Notwendigkeit eines starken Militärs - und kommt dann direkt zu den Schuldenproblemen daheim und den College-Kids, die nach dem Abschluss keine Arbeit fänden. Obama fordert mehr Geld für die Schulen. Und Romney verweist auf seine bildungspolitischen Erfolge als Gouverneur von Massachusetts.
Viertens: Unterstützung für Israel. Obama weiß, dass ihn Romney in Sachen Israel attackieren wird, dass er ihm Schwäche unterstellen will. Also gibt er sich hart: Er stehe an der Seite Israels, wenn das Land attackiert werden sollte; so lange er Präsident sei, werde Iran keine Atomwaffe erlangen; das Mullah-Regime unterstütze den weltweiten Terrorismus. Obama macht Romney die Räume eng. Der unterscheidet sich dann auch nur in einem Punkt vom Amtsinhaber: Schon Irans Fähigkeit zum Bau einer Nuklearwaffe - nicht erst die faktische Produktion der Bombe - sei für ihn nicht hinnehmbar, sagt Romney. Und dann attackiert er Romney noch einmal sehr persönlich: Als er Präsidentschaftskandidat gewesen sei und zu Besuch in Israel - wie zuletzt Romney - da habe er, Obama, keine Spendengalas abgehalten, "da war ich in Jad Vaschem".
Fünftens: Der beste Spruch geht an Obama. Als Romney moniert, die Marine habe weniger Schiffe als 1916, entgegnet der Präsident: "Nun, Gouverneur, wir haben auch weniger Pferde und weniger Bajonette." Man habe dafür jetzt "diese Dinger, die man Flugzeugträger nennt und auf denen Flugzeuge landen können. Wir haben diese Schiffe, die tauchen können, Atom-U-Boote."
ENDE OFFEN!
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