Samstag, 29. September 2012

DAS DUELL!





Hunderte Journalisten waren da, 23 TV-Teams, das Willy-Brandt-Haus in Kreuzberg war am Freitag so voll wie seit dem Wahlabend 2009 nicht mehr. In der Mitte Parteichef Sigmar Gabriel, links Frank-Walter Steinmeier, rechts Peer Steinbrück. Anspannung!
Vier Jahre diente Steinbrück als Finanzminister der Großen Koalition, steuerte Deutschland, gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU), durch die Stürme der internationalen Finanzkrise.

Jetzt fordert er seine Ex-Chefin heraus zum Duell.
Steinbrück: „Wir wollen diese Bundesregierung ablösen. Rot-Grün ist das Ziel.“
Wer hat die besseren Chancen, die meisten Truppen?


►WICHTIGSTE ZIELE

ER: Rettet den Euro!

Dazu will Steinbrück die Banken hart an die Zügel nehmen, aber schnell auch eine Art „Eurobonds“ – also gemeinsame Haftung der Euro-Staaten für ihre Schulden.
Zur Bekämpfung der Bankenkrise will er deren Macht brechen, schärfere Regeln für die Kapitalmärkte einführen.

SIE: Rettet den Euro!

Dazu will Merkel weiter in kleinen Schritten vorgehen, den Druck auf die Euro-Schuldenstaaten hoch halten, endlich zu sparen, ihre Länder zu reformieren.


► CHARISMA

ER: Steinbrück ist ein begnadeter Debatten-Redner, kann poltern, feine Ironie, bösen Spott und komplizierte Fragen mit Klartext beantworten.
Hoher Hoeneß-Klartext-Faktor! Gefahr: Schießt auch mal übers Ziel hinaus, wird verletzend. Und: Nicht jeder versteht seine Ironie.

SIE: Merkel ist am Rednerpult nur Durchschnitt.
Sie legt sich ungern früh auf klare Formulierungen fest; Pathos ist ihr fremd. Ihre Nüchternheit kommt an. Zusätzlich hat sie den Kanzlerinnen-Bonus (wirkt doppelt).




ER: Steinbrück hat die SPD nie geschont – und sie ihn nicht.
Auf Parteichef Sigmar Gabriel kann er zählen, auf Parteilinke nicht. Offen, ob sie ihm im Wahlkampf nicht in den Rücken fallen.

SIE: Merkel sitzt als CDU-Chefin fest im Sattel.
Die ehemals starken Flügel (Wirtschaft, Konservative) sind müde; scharfe Kritik kommt nur noch von außen.


► VERBÜNDETE

ER: Steinbrück muss um die Unterstützung der Gewerkschaften noch werben.

SIE: Merkel wird trotz aller Kritik vom Großteil der Wirtschaft unterstützt.
Internationale Erfahrung, Sachverstand

ER: Steinbrück war Regierungschef in NRW (17 Mio. Einwohner); später Finanzminister in der Bundesregierung.
Von der Euro-Krise kennt er jedes Detail. International ist er gut vernetzt.

SIE: Merkel wird im Ausland oft „mächtigste Frau der Welt“ genannt.
Die Präsidenten von u. a. China und den USA loben sie überschwänglich. Sie ist heute eine der am längsten amtierenden Regierungschefs.


► GRÖSSTE STÄRKE
ER: Kämpfen, Zuspitzen, Durchsetzen.

SIE: Moderieren, „vom Ende her denken“.


► GRÖSSTE SCHWÄCHE

ER: Sein Lieblingstier ist das Rhinozeros.
Widerstände will Steinbrück nicht selten lieber brechen, statt sie geschmeidig zu umgehen.
Dieser Stil fordert oft Widerstand erst recht heraus.

SIE: Weil Merkel lange abwägt, wird oft erst spät klar, was sie wirklich will.
Das wird ihr gern als „Führungsschwäche“ angekreidet.
Tatsächlich teilt sie ihre Ziele mit nur wenigen Vertrauten.


► ALTER

ER: Heute 65.
Wenn Steinbrück Ende 2013 ins Kanzleramt einzöge, ist er fast 67 und müsste sich wohl bald fragen lassen, ob er auch für eine zweite Amtszeit zur Verfügung stünde.

SIE: Heute 58, seit sieben Jahren Kanzlerin.
Zehn Jahre in politischen Top-Jobs hält sie für viel.

Bitte beteiligen Sie sich an meiner oben stehenden Umfrage! DANKE!

2 Kommentare:

AlterKnacker hat gesagt…

Mein Kommentar steht hier: http://freies-in-wort-und-schrift.info/2012/09/29/kommt-lasst-uns-angie-streicheln/

Stefan Wehmeier hat gesagt…

"Im Grunde ist Politik nichts anderes als der Kampf zwischen den Zinsbeziehern, den Nutznießern des Geld- und Bodenmonopols, einerseits und den Werktätigen, die den Zins bezahlen müssen, andererseits."

Otto Valentin ("Warum alle bisherige Politik versagen musste", 1949)

Im Jahr 2012 muss die Politik noch immer versagen, weil kaum jemand den Zins versteht. Dass Politiker den Zins am allerwenigsten verstehen, ergibt sich aus dem Umkehrschluss: Sobald der Zins allgemein verstanden ist, wird die Politik überflüssig! Das heißt nicht, dass die Menschen überflüssig werden, sondern nur jene tatsächlich sinnfreien Tätigkeiten, die etwas "regeln" sollen, was nicht geregelt werden kann, solange es sich durch das vom Kapitalismus befreite Spiel der Marktkräfte nicht selbst regelt. Doch so weit zu denken, fällt den Politikern noch schwer, also erklären wir erst einmal den Zins:

http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/07/der-zins-mythos-und-wahrheit.html