Dienstag, 8. Oktober 2013

Geschichte kompakt No.7


Das Konzil von Konstanz

24. Dezember 1414, ein Schiff verlässt den Hafen von Überlingen am Bodensee. An Bord ist König Sigismund mit seinem Gefolge. Unter dem Geläut der Weihnachtsglocken steigt er in Konstanz an Land. Er hatte Papst Johannes XXIII. die Einberufung eines allgemeinen Konzils in die Reichsstadt Konstanz abgerungen. Sigismund wird die beherrschende Gestalt des vier Jahre dauernden Konzils.
Johannes XXIII. ist vom König von Neapel aus Rom vertrieben worden und muss nun auf ein gutes Einvernehmen mit dem deutschen König bedacht sein. Am 28 Oktober 1414 zieht Johannes mit einer Eskorte von 600 Reitern in die Stadt und eröffnet das Konzil am 5. November. In Konstanz treffen bald auch Gesandte der Päpste Gregor XII. und Benedikt XIII. ein. Johannes hofft, als einzig legitimer Papst anerkannt zu werden. Im Konzil wird aber immer deutlicher die Forderung nach seinem Rücktritt erhoben. Zum Schein willigt er ein, versucht dann aber, das Konzil zu sprengen: Am 20. März 1415 flieht er, als Stallknecht verkleidet, heimlich nach Schaffhausen und später nach Breisach. Von dort widerruft er sein Rücktrittsversprechen als erzwungen und ungültig und fordert die Kardinäle auf, zu ihm zukommen. König Sigismund hält das Konzil mit starker Hand zusammen und erklärt, es werde auch ohne Papst weiterarbeiten. Angesichts der drohenden Selbstauflösung erklärt sich die Synode im berühmten Dekret Haec Santa vom 6. April 1415 als rechtmäßige Vertretung der Gesamtkirche, der auch der Papst Gehorsam schulde.

Johannes XXIII. wird als Gefangener nach Radolfzell zurückgebracht. Wegen Förderung des Schismas durch seine Flucht, unsittlichen Lebenswandels und Unverbesserlichkeit erklärt ihn das Konzil für abgesetzt und hält ihn gefangen. Die Kirche zählt ihn nicht zu ihren Päpsten. Erst 1958 nimmt wieder ein Papst diesen Namen an: Angelo Roncalli.

Der bereits 90jährige römische Papst Gregor XII. tritt im Juli 1415 zurück, nicht jedoch Bendikt XIII. Das Konzil macht auch ihm den Prozess und setzt ihn 1417 ab. Völlig entmachtet zieht er sich in eine Templerfestung bei Barcelona zurück. Am 6. Juli 1415 hat das Konzil Jan Hus zum Tode verurteilt, weil er die Irrlehren John Wyclifs verteidigt und gepredigt habe. Hus wird als Ketzer verbrannt. Sein Tod ist das Fanal zum Aufstand gegen Kirche und König in ganz Böhmen.

Am 11. November 1417 wird in Konstanz ein neue Papst gewählt. Er nennt sich nach dem Tagesheiligen Martin V. Nach 40 Jahren hat die Kirche damit wieder ein allgemein anerkanntes Oberhaupt.
Der wichtigste Reformbeschluss des Konzils ist das Dekret Frequens, das regelmäßige Konzilien im Abstand von zehn Jahre vorsieht. Auf dem Konzil von Basel (1431-1438) kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen um das Verhältnis zwischen Konzil und Papst. Danach vermeiden die Päpste die Einberufung von Konzilien. Andere Beschlüsse beschneiden die päpstlichen Eingriffe in das Ämter- und Pfründenwesen, beschränken die Ablässe oder heben die Union von mehreren kirchlichen Stellen in einer Person auf. Die Beschlüsse werden aber nur nachlässig umgesetzt. Damit wird der Boden für die Reformation bereitet.





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