Dienstag, 10. September 2013

+++Günni und Tommy gegen die Republik+++


Wer ist schlauer? Der Pate aus Potsdam und der Kumpel aus Kulmbach? Oder die Deutschen? Darum ging es bei "Die 2 - Gottschalk und Jauch gegen alle". Doch der Wettkampf geriet zur Nebensächlichkeit. Gefeiert wurde eine eherne Männerfreundschaft.

Gottschalk und Jauch spielen gegen Deutschland. Das ist die Idee, und die klingt schon einmal gut. Noch besser: "Deutschland" ist, wenn man so will, dümmer als Gottschalk und Jauch zusammen. Die "Showgiganten" beziehungsweise "Alphatiere" des deutschen Fernsehens beantworteten eine Reihe läppischer Fragen zutreffender als "die Deutschen".

Wie viele Getränke kommen in einem Liedchen vor, das der live zugeschaltete Otto Waalkes da zur Klampfe krächzt? Nach welchem Flug kämpft man in der Regel am längsten mit den Folgen eines Jetlags? Was ist schwerer, eine Million Euro in Ein-Cent-Münzen oder die 500 Leute im Studiopublikum? Wie viele Tore hat Bayern München seit Gründung der Bundesliga erzielt? Oft gab es Gelegenheit, Gottschalk beim feixenden Schulterzucken und Jauch beim Kopfrechnen zuzuschauen.
Ist das große Unterhaltung? Darum ging es eigentlich nicht an diesem denkwürdigen Abend. Abgeliefert wurde eine krude Mischung aus "Wetten, dass..?", Kindergeburtstag und "Menschen 2013". Es ging darum, dass "Günni" und "Tommy", wie sie sich bisweilen nannten, zusehends ihren Spaß daran hatten. Jauch erlaubt sich dann immer diese Zuckungen rund um den Mund, Gottschalk gewisse Rückfälle in seine Zeit als schlagfertige Rampensau. Als Barbara Schöneberger einmal eine interessierte Anfrage von Jauch mit "Ich bin selbstverständlich nicht tätowiert" beantwortete, konterte Gottschalk: "Dann ist ja noch viel Platz!"

Küsschen rechts, Küsschen links

Überhaupt, Barbara Schöneberger. Man muss sie nicht mögen, nur war sie mit ihrem resoluten Mutterwitz hier endlich mal wieder an der richtigen Stelle. Das zeigte sich in Kleinigkeiten. Sie siezte Jauch, duzte Gottschalk und beließ beide damit in ihren ohnehin schon ambivalenten öffentlichen Rollen - hier der schlitzohrige Pate aus Potsdam, dort der flamboyante Kumpeltyp aus Kulmbach. Gottschalk grüßte sie mit Küsschen rechts, Küsschen links, Jauch mit einem angedeuteten Diener.

Kaum hatte sie eine ihrer Fragen gestellt, leitete Schöneberger, während "Deutschland" per Telefon die richtige Antwort tippte, zum gemütlichen Teil über: "So, jetzt quatschen wir erst einmal eine Weile privat", und dann tauschten Simon und Garfunkel frotzelnd ein paar Anekdoten aus ihrer nicht eben kurzen gemeinsamen Vergangenheit aus.

Wie der Günni einst dem Tommy den Tiefgaragenplatz beim Bayerischen Rundfunk neidete und auch dessen Nummernschild: "STA-PN8" für Gottschalks Radiosendung "Pop nach 8". Wie der Tommy mal den Günni in Malibu besuchte und ein viel zu kleines Autos für die Fahrt in die Wüste buchte. Wohin beide, wenn überhaupt, zu Urlaubszwecken noch mit dem Flugzeug reisen. Solche Sachen, Dönnekes aus der Welt der Prominenten. Dann durften beide wieder schöne Automobile ertasten.

Hin und wieder gab es alte Fotos aus den Familienalben von Hall und Oates zu sehen, wie lustig die früher aussahen und wie viel Zeit seitdem vergangen ist. Dinosaurier, die den einen oder anderen Kometeneinschlag überlebt haben. Gefeiert wurde damit wie nebenbei auch eine Männerfreundschaft, die von den Beteiligten quasi in Echtzeit beglaubigt wurde - von der innigen Umarmung bis hin zum seltenen Anblick eines schroffen Gottschalk, als Jauch ihn einmal für wesentlich einfältiger hielt, als er ist: "Jetzt ist aber Schluss mit lustig!"

Schwer vorstellbar, mit welchen beiden anderen Kandidaten eine Show wie "Die 2 - Gottschalk und Jauch gegen alle" funktionieren würde. Als beide einmal Kopfhörer trugen, bemerkte Schöneberger schön schnippisch: "Bei Gottschalk gibt's gute Musik, Günther Jauch lesen wir seine Kontoauszüge vor." Und jeder weiß, worauf angespielt wurde.
Ach ja, gespielt wurde auch. Wirklich stark war die Sendung aber immer dann, wenn sie jenen Leerlauf entwickelte, der nur mit dem Jazz der Schlagfertigkeit gefüllt werden kann. Einmal mussten Jauch und Henry Maske (für "Deutschland"), warum auch immer, möglichst lange an einer nachgebildeten Hubschrauberkufe hängen. Ob das ein Handicap sei, mit dem Ehering dort zu baumeln? "Ehering ist immer ein Handicap", so Schöneberger. Und bevor es dann losging und Henry Maske sich festklammerte, warf Gottschalk von der Seite ein: "Ich hab' immer noch den Reflex: Topp…"

Tja, dieser Gottschalk. G'scheißt sich nix, wie der Bayer sagt, und rollt wie eine losgerissene Kanone vergnügt über das Deck des deutschen Fernsehens. Ein großes Talent. Vielleicht sollte man den mal eine echte Samstagabendshow moderieren lassen.

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