Enorme Brutalität, hohe Disziplin und Raffinesse: Die Zetas zählen zu Mexikos mächtigsten und gefürchtetsten Drogenkartellen. Nun haben Ermittler Miguel Ángel Treviño, den Chef der Bande, gefasst.
Die USA hatten fünf Millionen Dollar Kopfgeld auf seine Ergreifung ausgesetzt, auf der Fahndungsliste der mexikanischen Sicherheitsbehörden stand Miguel Ángel Treviño gleich hinter Joaquín "El Chapo" Guzmán, dem Chef des Sinaloa-Kartells. Nun melden US-Behörden und mexikanische Drogenfahnder übereinstimmend die Festnahme von Treviño, alias Z-40, dem gefürchteten Boss des Zeta-Kartells.
Es ist einer der größten Schläge gegen die paramilitärische Bande, die in Mexiko und angrenzenden Ländern wegen ihrer Blutrünstigkeit und Brutalität gefürchtet ist. Die Festnahme von Z-40 könnte die Gewichte im mexikanischen Drogenkrieg endgültig zugunsten des Sinaloa-Kartells verschieben.
Treviño, der erst seit zehn Monaten an der Spitze der Verbrecherorganisation stand, ging mexikanischen Marinesoldaten am Montag in Nuevo Laredo an der US-Grenze ins Netz - der Stadt, in der er vor 40 Jahren geboren wurde. Tamaulipas ist die Heimat der Zetas, die einst als bewaffneter Arm des Golf-Kartells begannen, sich dann aber abspalteten und selbst in das Geschäft mit Drogen- und Menschenschmuggel einstiegen.
Bei der Operation auf einer Landstraße um 3.45 Uhr Ortszeit seien keine Schüsse gefallen. Treviño war in einem Pritschenwagen unterwegs, als er geschnappt wurde. Begleitet wurde er von einem Leibwächter und einem Mann, der wohl der Finanzmanager des Kartells war. Im Wagen wurden acht Waffen gefunden, 500 Schuss Munition - und zwei Millionen Dollar in bar.
Die Gründergeneration der Bande besteht ausnahmslos aus desertierten Soldaten einer Eliteeinheit, spezialisiert auf Aufstandsbekämpfung und Drogenfahndung. Sie zeichnen sich durch hohe Disziplin, enorme Brutalität und große Kenntnisse in Geheimdiensttätigkeiten aus. Die US-Anti-Drogen-Behörde DEA bezeichnete die Zetas einst als die "raffinierteste, technisch fortgeschrittenste und gewalttätigste Organisation", die im Ringen um Rauschgift, Routen und Reviere in Mexiko mitmischt.
Interne Streits zermürben die Macht der Zetas
Die Zetas haben sich schon vor Jahren auch dem Verschleppen von zentralamerikanischen Migranten verschrieben. Sie begannen damit, Migranten massenweise zu exekutieren und zu zerstückeln, wenn sie kein Lösegeld beibringen konnten oder sich weigerten, für die Zetas zu arbeiten.
Die Festnahme von Treviño ist der erste große Erfolg des neuen Präsidenten Enrique Peña Nieto im Kampf gegen die Drogenkartelle. Der Staatschef war in den vergangenen Wochen vermehrt in die Kritik geraten, da seine Strategie gegen das organisierte Verbrechen ohne Erfolg blieb. Die Zahl der Todesopfer ging kaum zurück, und die Kartelle konnten wie eh und je ohne Störung ihre Geschäfte führen. In den ersten sieben Monaten der Amtszeit des neuen Staatschefs wurden 7110 Menschen im Zusammenhang mit dem Kartellkonflikt getötet.
Z-40 stand erst seit Oktober an der Spitze der Zetas. Er folgte Heriberto Lazcano, alias Z-3, nach, dem damaligen Chef der Organisation. Lazcano war bei einer Schießerei mit Soldaten getötet worden. Seine Leiche wurde anschließend von Bewaffneten im nördlichen mexikanischen Bundesstaat Coahuila geraubt und tauchte nicht wieder auf. Bis heute ist nicht klar, ob Z-40 seinen damaligen Chef Lazcano ans Messer lieferte. Die beiden waren seit langem zerstritten. Seit dem Tod von Z-3 und unter Führung von Z-40 aber haben die Zetas Einfluss verloren und reiben sich in internen Streits und Fraktionierungen auf. Die Festnahme von Z-40 dürfte nun zur weiteren Atomisierung der paramilitärischen Bande führen.
Treviño stammt aus einer Familie mit 13 Geschwistern, von denen mindestens sechs im Business mitmischen. Z-40 war einer der wenigen Zetas, die es bis an die Spitze der Organisation schafften, ohne über militärische Erfahrung zu verfügen. Er ersetzte den Makel durch besondere Skrupellosigkeit und Sadismus. Er soll seine Opfer gerne zerstückelt oder bei lebendigem Leib verbrannt haben. Und im Stile aller großen Drogen-Capos hatte er eine Schwäche für Raubtiere, die er sich aus Afrika kommen ließ und im Garten seiner Anwesen hielt. Zudem liebte er Autorennen und Pferdewetten.
Verbindungen zur italienischen Mafia 'Ndrangheta
Während Mafias wie das Sinaloa-Kartell von Chapo Guzmán in der Bevölkerung noch als der "gute Narco" wahrgenommen werden, weil sie Schulen und Kirchen bauen und an Kinder armer Leute Stipendien vergeben, sind die Zetas eine Art kriminelles Großunternehmen mit dem Ziel der Gewinnmaximierung.
Da wo das Sinaloa-Kartell bei den Menschen geachtet wird, werden die Zetas geächtet und gefürchtet. "Sie haben keinerlei ideologische oder politische Ziele. Sie sind nur auf finanziellen Gewinn und die Sicherung der Existenz ihrer Organisation ausgerichtet", sagt der mexikanische Politologe Jesús Cantú.
Die Zetas kontrollieren praktisch die gesamte Golf-Küste Mexikos von Quintana Roo bis nach Tamaulipas. Der Arm der Zetas scheint grenzenlos und reicht von Guatemala im Süden Mexikos bis in die USA im Norden. Zudem bestehen Verbindungen zu der italienischen Mafia 'Ndrangheta. Außerdem liefern sich die Zetas im Norden Mexikos harte Auseinandersetzungen mit den Erzfeinden vom Sinaloa-Kartell.
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