Montag, 17. Juni 2013

+++17. Juni 1953, oder Gewalt stoppt Mut und Hoffnung in der DDR+++



Der Tag, an dem die DDR-Bürger für ein paar Stunden „Freiheit“ schmeckten, endete blutig. Mit Todesurteilen.​
Heute vor 60 Jahren war der „17. Juni“ – der Aufstand der DDR-Arbeiter gegen den „Arbeiter- und Bauernstaat“.​

Mit russischen T-34-Panzern wurde der Volksaufstand am 17. Juni 1953 in Berlin niedergeschlagen. Demonstranten wehrten sich mit Steinen.

Ein Staat, der seine Bürger nicht nur unterdrückte, der kritische Meinungsäußerungen mit Haft bestrafte – ein Staat, der seine Bürger nicht mehr ernähren konnte. ​
Bodenreform und Misswirtschaft hatten zu akutem Lebensmittelmangel geführt. Dazu kam es in den Haushalten ständig zu Stromabschaltungen – um den Bedarf der Industrie zu decken.​

Am 12. Juni verkündet der DDR-Ministerrat die „Normerhöhung“ um 10,3 Prozent – heißt: mehr Arbeit für gleichen Lohn. Auf der Hausbaustelle „Block C-Süd“ (heute Karl-Marx-Allee) fällt erstmals das Wort „Streik“.​

Am 17. Juni 1953 bewacht Stasi-Leutnant Günther Tschirschwitz (heute 81, siehe Foto) das Haus der Ministerien in der Leipziger Straße.​
Der damals 22-Jährige sieht von seinem Posten die Demonstration. Die Menschen, die vor seinen Augen für Gerechtigkeit kämpfen, sind für ihn damals vor allem „Krawallmacher, Nazis und Wessis“, die von der Bundesrepublik eingeschleust wurden.​

Wie denkt der Stasi-Mann 60 Jahre später über den Aufstand?​

Er ist immer noch verblendet, das Vorgehen der Staatssicherheit und der Sowjets empfindet er noch heute als legitim: „Wenn ein Staat angegriffen wird, muss er für Sicherheit sorgen.“​

Am Morgen des 17. Juni versammeln sich Tausende Menschen am Strausberger Platz und ziehen Richtung Potsdamer Platz.​
Es kommt zu blutigen Zusammenstößen – auch außerhalb von Berlin. In Rathenow bei Berlin lynchten Aufständische den stadtbekannten Stasi-Spitzel Wilhelm Hagedorn, in der Nähe von Görlitz (Sachsen) werden Stasi-Mitarbeiter in einen Hundezwinger gesperrt. In Gera wird das Stasi-Gefängnis gestürmt und Häftlinge befreit.​

Die Orte des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni

In der ganzen DDR wird nun demonstriert. Mehr als eine Millionen Menschen auf den Straßen!​
Das hatte es im Ostblock bis dahin noch nie gegeben. Im Kreml herrscht Alarm! Es folgt: der Marschbefehl in den Kasernen der Roten Armee rund um Berlin!​

Die DDR-Regierung flüchtete sich nach Berlin-Karlshorst unter den Schutz der sowjetischen Behörden.​
600 Panzer der Roten Armee rücken auf Berlins Stadtzentrum vor. Am Haus der Ministerien drängen sie die Demonstranten zurück. Arno Heller (83) und Hans-Joachim Maître (79) werfen Steine gegen die Panzer. Ihr Foto geht später um die Welt.​
Am Abend des 17. Juni ist der Aufstand in Berlin niedergeschlagen.​

In den Tagen danach werden 18 Demonstranten zum Tode verurteilt, zwei Urteile werden vollstreckt. 1800 Demonstranten werden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.​
In der Bundesrepublik Deutschland wird der 17. Juni zum Nationalfeiertag erklärt – als Mahnung an den Freiheitswillen auf der anderen Seite von Mauer und Stacheldraht.​

Der Wille zur Freiheit konnte unterdrückt, aber niemals ganz erstickt werden. Der „Tag der Deutschen Einheit“ ist seit 1990 der 3. Oktober – der Tag der Wiedervereinigung.​

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