Vor zehn Jahren, am 28. April 2003, ging Apple mit seinem iTunes Music Store an den Start. Es war ein günstiger Zeitpunkt – die Musikindustrie war verzweifelt.
Die CD-Verkäufe waren im Sinkflug. Im Internet grassierte die Musik-Piraterie mit immer neuen Tauschbörsen wie Napster. Und eigene Abo-Dienste der Musikverlage im Netz fanden kaum Nutzer wegen komplizierter Bedienung und umständlicher Kopierschutz-Auflagen. Entsprechend gespannt war die Branche, wie sich der neue Dienst entwickeln würde.
Dabei war es damals gar nicht so einfach, alle an einen Tisch zu bekommen, erinnert sich Eddy Cue, Vizepräsident für Internet-Software und –Dienste bei iTunes. „Unsere Botschaft an sie war, dass man die Piraterie nicht mit Klagen oder Fernsehwerbung schlagen kann, sondern nur, indem man tatsächlich anbietet, was auch durch Piraterie erhältlich war, und dass die Leute dann tatsächlich dafür zahlen würden.“
Von null auf Boom!
Doch der iTunes Music Store wurde viel mehr als eine Lösung: Er veränderte die Art, wie wir Musik konsumieren ebenso wie unseren Zugang zu Unterhaltungsinhalten. Er ist nicht nur der weltweit größte Musik-Einzelhändler, sondern dominiert auch den digitalen Videomarkt.
Doch während Napster heute als legale Download-Plattform nur ein Angebot von vielen ist, ist iTunes mit seinen Apps am profitabelsten. Mittlerweile ist der Digital-Shop in 119 Ländern erreichbar. In dieser Woche meldete iTunes einen Rekordumsatz von 2,4 Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) für das erste Quartal. Mittlerweile wurden über 25 Milliarden Songs heruntergeladen. Aktuell seien es 393 Lieder pro Sekunde, rechnet das Unternehmen vor. Das Angebot ist auf 26 Millionen Titel angewachsen.
Konkurrenz und Piraterie
Diese Zahlen sind aber auch ein Beleg, dass illegale Musik-Downloads der Industrie nicht so stark schaden, wie häufig behauptet. Eine aktuelle Studie der EU zeigt, dass legale Angebote sogar von Online-Piraterie profitieren.
Zum zehnten Jahrestag am Sonntag stellt sich nun die Frage, ob die iTunes-Vorherrschaft auch das kommende Jahrzehnt überdauern wird – immerhin ist mit Abo-Diensten wie Spotify oder anderen Anbietern wie Amazon.com, Netflix, Watchever oder Hulu Konkurrenz vorhanden.
Überzeugungsarbeit war nötig
Apple-Mitgründer Steve Jobs legte den Höchstpreis auf seinerzeit 99 Cent pro Titel fest und gab den Hörern mehr Freiheiten, was Übertragbarkeit und Eigentumsrechte angeht. „Wir konnten die Plattenlabel davon überzeugen, das wir einen Geschäftsvorschlag haben, der für sie langfristig besser wäre und gaben ihnen die Gelegenheit, gegen die Piraterie anzutreten”, sagt Cue, der an der Entwicklung von iTunes maßgeblich beteiligt war.
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Insgesamt steigt der digitale Absatz von Musiktiteln, die Zahl verkaufter Alben ist jedoch ebenso wie der Gewinn in der Branche in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen. Die Sängerin und Schauspielerin Jennifer Lopez sagt, iTunes habe die Musikindustrie völlig verändert. Jetzt hätten die Konsumenten die Macht, nicht mehr die Plattenfirmen.
Zu Spekulationen über einen Abonnement-Dienst von Apple sagt Cue, Nutzer bevorzugten immer noch das iTunes-Modell. Ein Premium-Abonnement koste 120 Dollar pro Jahr. Das sei mehr, als der durchschnittliche Musikkunde ausgebe. Wenn der Kunde dagegen einen Titel kaufe, besitze er ihn. Wer eine Musiksammlung anlegen wolle und 99 Cent oder 1,29 Dollar pro Titel oder bis zu 9,99 Dollar für ein Album zahle, erhalte einen höheren Gegenwert als beim Abonnement, sagt Cue.
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