Vor sechs Tagen explodierten zwei Bomben im Zielbereich des Boston-Marathons. Drei Menschen wurden getötet, 180 verletzt, viele verloren Gliedmaßen. Freitag wurden die Boston-Bomber gefasst, die Brüder Tamerlan (26) und Dschochar Zarnajew (19) aus Tschetschenien. Der Ältere starb bei einer Schießerei mit Polizisten, sein jüngerer Bruder Dschochar wurde nach weiteren 17 Stunden auf der Flucht schwer verletzt festgenommen.
Läufer, Zuschauer und Organisatoren haben die schrecklichen Bilder aus Boston noch vor Augen – trotzdem wurden am Sonntag die Marathons in London, Hamburg und Nagano gestartet.
Im Vorfeld war diskutiert worden, ob die Marathons überhaupt stattfinden sollten. In allen drei Städten haben sich die Organisatoren schließlich dafür Großveranstaltungen durchzuziehen.
Tausende laufen nun gegen den Terror!
Hamburg
In Hamburg starteten um 9 Uhr rund 15 000 Einzelläufer und 1500 Staffeln in den Marathon. Vor dem Rennen wurde der Toten und Verletzten aus Boston mit einer Schweigeminute gedacht. Die Läufer bekundeten ihre Verbundenheit mit den Betroffenen: Sie trugen gelb-grüne Armbänder mit der Aufschrift „Run for Boston”.
Kurz nach dem Start dann Aufregung bei den Sicherheitsleuten: Am U-Bahnhof Schlump wurde ein „verdächtiger Gegenstand“ entdeckt! Das MEK und ein Sprengmeister wurden alarmiert. Kurze Zeit später dann die Entwarnung: Es war nur ein leerer Pappkarton. Die Hamburger Hochbahn als U-Bahnbetreiber hatte die Linien U2 und U3 gesperrt.
Das Sicherheitskonzept in Hamburg wurde nach den Boston-Bomben noch weiterentwickelt. „Bei aller Betroffenheit über die Bombenanschläge von Boston sollten wir uns die Vorfreude auf den Marathon hier nicht nehmen lassen“, erklärte Hamburgs Innen- und Sportsenator Michael Neumann. „Es muss sich niemand Sorgen machen.“
Um kurz nach 11.00 Uhr lief der Kenianer Eliud Kipchoge als Erster durchs Ziel. Der 28 Jahre alte Ex-Weltmeister und Olympia-Zweite über 5000 Meter lief in 2:05,30 Stunden einen neuen Streckenrekord. Die bisherige Bestmarke des Äthiopiers Shami Dawit stand bei 2:05,58 Stunden.
London
Auch London verschärfte die Sicherheitsmaßnahmen. Die Zahl der Polizisten entlang der Strecke wurde um 40 Prozent erhöht, neben Hunderten zusätzlichen Beamten sollen auch Spürhunde an der Strecke mögliche Gefahren erkennen.
„Nach den schrecklichen Ereignissen in Boston haben wir uns mit der Polizeibehörde und weiteren Einrichtungen zusammengesetzt. Wir haben die Anzahl der Beamten entscheidend und sichtbar erhöht und weitere Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass die Veranstaltung so sicher und unterhaltsam wie immer ist”, sagte OK-Chef Nick Bitel im BBC-Radio am Samstag. „Ich denke, die Leute werden vor die Tür gehen und einen tollen Tag haben.”
Vor dem Start legten die Teilnehmer eine 30 Sekunden lange Schweigephase ein, viele Läufer trugen schwarze Armbinden. Die Veranstalter wollen für jeden der 35 000 Läufer einen Betrag von zwei britischen Pfund spenden, insgesamt etwa 80 000 Euro.
Nagano
Im japanischen Nagano ist der Marathon am Sonntagmorgen unserer Zeit bereits beendet worden. Yuki Kawauchi (25) hat die kenianische Siegesserie durchbrochen und als erster Japaner in Nagano triumphiert. Er setzte sich in der Stadt der Olympischen Winterspiele von 1998 in 2:14,17 Stunden durch. Bei den Frauen gewann die Russin Natalia Putschkowa in 2:30,40 Stunden.
Vor dem Start gedachten die 10 000 Läuferinnen und Läufer der Opfer des Terroranschlags in Boston. 650 Polizisten sorgten für die Sicherheit, die Organisatoren vermeldeten keine besonderen Vorfälle.
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