Freitag, 29. März 2013

+++SOMMERZEIT, oder wer hat an der Uhr gedreht?+++


Der Raub passiert hinterlistig im Schlaf: Während man gerade zufrieden grunzt und sich einmal um 180 Grad wälzt, springt der Wecker Sonntagmorgen von zwei auf drei. Die verlorene Stunde schadet dem Schlafrhythmus, sagen Forscher. Unter dem Zeitdiebstahl leiden Langschläfer besonders.

Die Umstellung auf Sommerzeit raubt Menschen eine Stunde

Nein, lieber Leser, Sie sind nicht allein. Auch wir sind von der Zeitumstellung genervt. Jedes Jahr heißt es in der Redaktion: "Wir müssen etwas zur Zeitumstellung machen!" Dabei haben wir Deutschen gar keine Lust auf die Sommerzeit. 70 Prozent wollen laut einer Umfrage der DAK-Gesundheit ihre Uhren nicht eine Stunde nach vorne verstellen. Sie haben keine Lust auf Schlappheit, Schlafprobleme und Schnappatmung, wenn man plötzlich merkt, dass man die Zeitverschiebung versehentlich verpennt hat.

Aber nicht nur Sie und wir würden gerne auf die Umstellung verzichten. Könnte unsere Gesundheit laut schreien, sie würde mitprotestieren. Denn, auch wenn es nur eine Stunde ist, unserem Körper macht die verkürzte Nachtruhe zu schaffen.
Sie glauben das nicht? Zumindest leidet der aktuellen Umfrage der DAK-Gesundheit zufolge fast jede dritte Frau (30 Prozent) nach der Zeitumstellung unter gesundheitlichen Problemen. Und auch 18 Prozent des starken Geschlechts bekundeten, Schwierigkeiten damit zu haben: Die meisten fühlen sich schlapp und müde, haben Einschlafprobleme und Schlafstörungen.

Meist verschwinden die Beschwerden zwar nach wenigen Tagen bis hin zu einer Woche wieder. Doch einzelne Untersuchungen berichten sogar von schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit. Eine schwedische Studie etwa kam zu dem Schluss: In den Tagen nach der Zeitumstellung erleiden tendenziell etwas mehr Menschen einen Herzinfarkt. Na gut, werden Sie zu Recht sagen, das scheint ja nicht so richtig gesichert zu sein. Tatsächlich war der gemessene Effekt auch eher marginal und überhaupt: Der Montag ist und bleibt der Wochentag mit dem höchsten Herzinfarktrisiko. Kein Wunder, dass die Boomtown Rats davon singen, Montage nicht zu mögen.

Die innere Uhr bleibt in der Winterzeit hängen

Eine weitere Studie mit 55.000 Menschen ergab, dass vor allem bei Nachteulen - also Menschen, die spät ins Bett gehen und morgens länger schlafen - die innere Uhr dauerhaft in der Winterzeit hängen bleibt. "Haben die Menschen frei, richtet sich ihr Schlafrhythmus nach der saisonalen Entwicklung des Sonnenaufgangs - an die Sommerzeit passt er sich nicht an", heißt es da. Die Zeitumstellung reiße den Körper somit unsanft aus seinem natürlichen Takt.

Die Probleme kommen durch unsere innere Uhr - sie schert sich nicht um politische Richtlinien. Gerade erst hat sich der Körper vieler Menschen daran gewöhnt, dass sich mit ein bisschen Glück beim Weckerklingeln draußen die ersten Sonnenstrahlen hinter den Wolken hervorkämpfen. Und jetzt plötzlich soll er wieder in der Dämmerung fit werden? Die Mehrheit sagt: nein danke!

Aber wirklich um seine Gesundheit fürchten, muss kaum jemand. Abgesehen von den Schlafproblemen gab keiner der Befragten der DAK-Umfrage an, gravierende gesundheitliche Probleme mit der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit zu haben. Unmittelbar nach der Zeitumstellung, berichtet die Krankenkasse zudem, seien keine vermehrten Krankmeldungen zu beobachten.

Mit ein paar Tricks den Mini-Jetlag vermeiden

Wenn Sie trotzdem keine Lust auf den Mini-Jetlag haben, hören Sie auf das, was Schlafmediziner raten: Am besten bereitet man sich auf den Zeitdiebstahl vor, indem man schon die Tage vor der Umstellung früher ins Bett geht. Verschieben Sie die Mahlzeiten stückchenweise nach vorne und lassen Sie zu viel Fettiges und anderes Schwerverdauliches weg - das belastet den Kreislauf nur zusätzlich.

Außerdem wichtig: immer schön locker bleiben! Klappt es nicht mit dem frühen Schlafen, regen Sie sich bloß nicht auf. "Wer ins Bett geht, um zu schlafen, bleibt wach", sagt Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Am besten sei es, nicht bewusst schlafen zu wollen.
Wie das geht? Überlisten Sie ihr Hirn! "Mit Phantasiereisen", so Weeß "kann man das Gehirn auf entspannte Art beschäftigen und von quälenden Gedanken ablenken." Erinnern Sie sich an etwas Schönes, das Sie erlebt haben. Durchleben Sie es in Gedanken nochmal. Dann klappt es laut Weeß mit dem Einschlafen auch besser.

Die Zeitumstellung quält die Deutschen übrigens seit 1980. Damals war die Überlegung, durch den verschobenen Tag abends Energie einzusparen. Gebracht hat es, das kritisieren Experten seit langem, wenig. Das Einzige, was schrumpft, ist die Energie vieler Menschen in den Tagen nach der Zeitumstellung. Mal sehen, ob sich etwas bewegt und die Zeitumstellung bald zur Vergangenheit gehört - oder ob wir im nächsten Jahr wieder solch einen Text schreiben müssen.


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