Donnerstag, 23. August 2012

+++MAHNUNG DER GESCHICHTE+++



Es ist Sonntag, der 23. August 1942. In Russland hat die Erntezeit begonnen. Doch durch die Steppe fahren keine Mähdrescher, sondern Hitlers Feuer speiende Tötungsmaschinen.
Hitler will Stalin in die Knie zwingen, mit der Eroberung der Wirtschaftsmetropole die Sowjetunion von den kaukasischen Ölfeldern abschneiden.
Noch heute, 70 Jahre später, steht der Name für Hybris und Heldentum, für Leiden und Sterben. Auf den Tag genau drei Jahre zuvor hatten Hitler und Stalin einen Nichtangriffspakt geschlossen.
Jetzt ziehen die Armeen des braunen und des roten Diktators in die schlimmste Vernichtungsschlacht des Zweiten Weltkriegs.
Zuerst kommen die Flugzeuge. 600 Bomber der Luftflotte 4 werfen eine Million Spreng- und Brandbomben ab. Die 100 000 Tonnen Sprengstoff verwandeln Stalingrad in eine rauchende Ruine. 40 000 Zivilisten sterben in dem Inferno.
Die „Stalinstadt“ ist ein riesiges Waffenarsenal, Stahlwerke und Panzerfabriken laufen auf Hochtouren. Auf der Wolga schwimmen Erdöl aus dem Kaukasus und vom Kaspischen Meer an die Front.
Hitler setzte für den „Fall Blau“, den Code-Namen der Operation, auf General Friedrich Paulus.
Paulus kennt den Krieg aus Polen, Frankreich und Nordafrika. Im Mai 1942 hatte er in der großen Schlacht von Charkow gesiegt. Hitler befördert ihn an älteren Generälen vorbei. Der 51-jährige Nordhesse kommandiert die 300 000 Soldaten der 6. Armee.

Auch Stalin schickt seinen besten Mann: Nikita Chruschtschow. Der kleine, bullige Bauernsohn aus der Ukraine soll die Stadt retten, die für Stalin auch symbolisch von hoher Bedeutung ist. Hatte er sie doch selbst im russischen Bürgerkrieg verteidigt, ihr 1925 seinen Namen gegeben.
Hitler glaubte an einen raschen Sieg: „Die Russen sind am Ende ihrer Kraft!“ Stalin aber will durch verlustreiche Abnutzungskämpfe Zeit für eine große Gegenoffensive gewinnen.

Friedrich Paulus (1890–1957) war während der Schlacht von Stalingrad der Oberbefehlshaber der 6. Armee.
Adolf Hitler beförderte ihn im Januar 1943, kurz vor Ende der Schlacht, zum Generalfeldmarschall.
Paulus blieb zehn Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, lebte danach in der DDR.
„Der Vorstoß der 6. Armee“, schreibt der Artillerie-General Walter Warlimont im Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), „war geeignet, die krampfhaft aufrechterhaltenen Erwartungen in einen guten Ausgang der Offensive insgesamt neu zu stärken“.
Hitler will in Stalingrad alle Männer umbringen lassen. Chruschtschow befiehlt, Feiglinge sofort zu erschießen.
Die „Schlacht des Jahrhunderts“ dauert 160 Tage. In den knapp fünf Monaten kommen 700 000 Menschen ums Leben.
„Die Hauptkampfmittel sind in den Ruinen die Maschinenpistole, das Bajonett, die Handgranate, das leichte Maschinengewehr, der Handflammenwerfer und die Flasche mit chemischen Brennstoffen“, kabelt ein britischer Korrespondent aus der sterbenden Stadt.
„Am grauenhaftesten ist es aber, dass niemand mehr Zeit findet, sich um die Gefallenen zu kümmern. Es ist buchstäblich richtig, dass sich vor den Barrikaden die Leichen zu Haufen türmen.“

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