Helsinki 1952
Kalter Krieg überschattet die Spiele
1.08.1952 / Helsinki, Finnland Ein impulsiver Vater (mit Barett) springt nach dem Sieg seines Sohnes über 400 m Freistil bei den Olympischen Spielen ins Wasser, um seinem Sohn, dem Franzosen Jean Boiteaux, zu gratulieren.
Dank der überaus herzlichen und familiären Atmosphäre bei den Spielen der XV. Olympiade in der finnischen Hauptstadt Helsinki erwarben die Gastgeber millionenfache Sympathien. Nur allzu gern vergaßen die Athleten darüber manche Improvisation, beispielsweise bei den Unterkünften.
Zum ersten Mal seit 1912 nahmen wieder Sportlerinnen und Sportler aus dem Gebiet der Sowjetunion an Olympischen Spielen teil – damals waren die Athleten noch für das Zarenreich angetreten. Allerdings gab es bereits im Vorfeld Probleme, da die sowjetischen Aktiven nicht mit kapitalistischen Sportlern im olympischen Dorf in Käpylä wohnen wollten. Nachdem sich die übrigen Ostblockstaaten solidarisch erklärt hatten, erhielten die Mannschaften und Offiziellen Ausweichquartiere in einem Studentenwohnheim.
Seine Olympiapremiere feierte Süd-Korea, das 1948 noch als "Gesamt"-Korea angetreten war. Das Land war einer der Brennpunkte des Kalten Krieges zwischen den Supermächten USA und UdSSR, die sich im Konflikt zwischen Nord- und Süd-Korea engagierten. Die Auseinandersetzung der Systeme drückte den Spielen von Helsinki ihren Stempel auf. Jeder Erfolg "ihrer" Athleten wurde von den Delegationsleitern der Supermächte zugleich als Beweis für die Überlegenheit des eigenen Gesellschaftssystems gewertet.
“Tschechische Lokomotive” siegt eindrucksvoll
Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg trat eine deutsche Mannschaft bei Sommerspielen an. Ein gesamtdeutsches Team war nicht zustandegekommen. Die Bundesrepublik und die DDR hatten sich im Vorfeld der Veranstaltung nicht über die Auswahlkriterien einigen können, so dass die DDR-Sportler schließlich zu Hause blieben. Eine eigene Mannschaft entsandte das Saarland, das als eigenständige Region über ein Nationales Olympisches Komitee verfügte.
Auf sportlichem Sektor setzte Emil Zátopek Maßstäbe. Die "tschechische Lokomotive" begeisterte mit Siegen über 5000m, 10.000m und erstmals auch über die Marathonstrecke das Publikum. Als erstem Zehnkämpfer gelang Bob Mathias (USA) die Wiederholung seines Olympiasiegs. Den größten persönlichen Erfolg aber verbuchte die Dänin Lis Hartel auf ihrem Pferd Jubilee in der Dressur: Mit ihrer Silbermedaille triumphierte sie über die Kinderlähmung, die sie zeitweise zum Pflegefall gemacht hatte. Der große Star der Wettkämpfe von London 1948, die Niederländerin Fanny Blankers-Koen, beendete die Spiele in Helsinki und ihre internationale Karriere mit Tränen. Die 34-Jährige stürzte im 80m-Hürdenfinale, das die Australierin Shirley Strickland für sich entschied.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen