Dienstag, 1. Oktober 2013

+++Blut, mehr Blut..."Borgia"+++


Es gruselt sich so schön in der Geschichte. Deshalb darf sie aus Quotengründen nicht sterben. Die grausigen Kirchenfürsten der Renaissance – sie leben hoch! 

Ist es das, was der Zuschauer will? Das ZDF läutet den Gong zur zweiten Runde für die „Borgia“. Und die grausamen Kirchenfürsten des 15. Jahrhunderts lassen sich – weiß Gott, wenn der Ausruf an der Stelle einmal wirklich angebracht ist – nicht lumpen. Wir sehen: rote Kardinäle, die das Freudenleben, das sie den einfachen Christen fürs Jenseits versprechen, selber lieber schon im Diesseits genießen. Rote Lippen blutjunger Gespielinnen, die sich den Kirchenoberen sehr gerne nackt zeigen. Und wir sehen Blut, viel Blut, überall und immer wieder Blut.

Ausstattungskino im TV-Format

Großes Ausstattungskino ist es, was das ZDF ins kleine Fernsehformat presst. Aber gelingt inhaltlich Großformat? Es ist nicht wirklich wichtig. Erinnern wir uns: Die unfreiwillige Groteske „Die Wanderhure“, der das Kunststück gelang, Emanzipation ins Mittelalter zu verlegen, sahen vor drei Jahren fast zehn Millionen Zuschauer auf SAT.1. Und die erste Staffel der „Borgia“ erreichte im ZDF im Durchschnitt fünf Millionen Menschen. Wenn das keine guten Gründe sind, noch einmal sechs Folgen ins Programm zu nehmen...

Der Vatikan, ein „Tarantelnest“

Es gelingen schöne Bilder. Eine Sintflut plagt Rom, und das mit einigem Recht. Um dagegen ein Symbol zu setzen, erlegt Cesare Borgia ein geheimnisvolles Ungeheuer am Tiber und stemmt einen abgeschlagenen Eselkopf in die Höhe, um das Volk zu beruhigen. Das kann nicht schaden, denn der Vatikan ist, so wissen die Kardinäle, „ein Tarantelnest“. Deshalb beäugen sie voller Misstrauen den Gegenentwurf in Florenz, wo der Dominikanermönch Savoranola Schlichtheit nicht nur predigt, sondern lebt. 

Knochen brechen, Gelenke springen

Es gibt viel Pathos, wenn eine Feuerprobe mit zwei Mönchen auf dem Scheiterhaufen den Kirchenstreit entscheiden soll. Und in diesem entscheidenden Moment Savoranola die Arme zum Himmel reckt, um das Wunder eines rettenden Gewitters herbei zu rufen. Es gibt große Gefühle, wenn Andrea Sawatzki als Adriana de Mila schon beim Anblick frösteln lässt. Es gibt ausufernde Folterszenen, wenn die Kirchenchristen dem Mönch die Knochen brechen und die Gelenke sprengen. Aber sehen wir eine große Geschichte? In vielem, so deuten die ersten beiden Folgen an, wird auch das doch nur ein Eselkopf fürs Volk. Oder wie die Quotendiskussion im 15. Jahrhundert geheißen haben mag.

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