Montag, 5. August 2013

+++NEUE PUTIN-STAATSKAROSSE, oder das Kreml-Konzept-Auto des russischen Präsidenten+++



Ein Auto für Putin: Nachdem eine Staatskarosse des Herstellers Zil beim Kreml-Chef in Ungnade gefallen war, wurde in Russland ein Design-Wettbewerb für die Präsidentenlimo ausgeschrieben. Die Gewinner stehen fest - ihr Entwurf ist eine lupenreine Staatskarosse.


Yaroslaw Yakowlew & Bernd Weel

Wladimir Putin gefällt sich in der Pose des Kraftburschen. Immer wieder inszeniert Russlands Präsident sich als Tiefseetaucher, Ultraleichtflieger oder Waljäger - gerne auch mit nacktem Oberkörper. Seine Politik ist alles andere als fortschrittlich, bestes Beispiel dafür sind seine diskriminierenden Gesetze gegen Homosexuelle. Das Konzeptauto von Bernd Weel und Yaroslaw Yakowlew ist ihm also auf dem Leib geschneidert: Denn ihr Modell ist laut den beiden jungen Designern "vor allem kraftvoll und überhaupt nicht futuristisch".

Der Holländer Weel, 25 Jahre alt, und der Russe Yakowlew, 28, kennen sich aus gemeinsamen Studienzeiten in Italien. Als Team beteiligten sie sich an einem Wettbewerb, zu dem die Betreiber der russischen Webseite cardesign.ru und der russische Autohersteller und Formel-1-Rennstall Marussia aufgerufen hatten. Die Aufgabe: Eine standesgemäße Staatslimousine für Putin zu entwerfen.
Hintergrund der Ausschreibung war ein PR-Desaster des russischen Autobauers Zil. Der Hersteller, dessen Haupteigentümer der Staat ist, präsentierte im Dezember 2012 ein neues Gefährt für Putin - den Zil-4112P. Neben ihrem Wagen, spotteten die Zil-Chefs bei der ersten Präsentation, wirke die Staatskarosse von US-Präsident Obama "wie ein schreckliches U-Boot und völlig unästhetisch".

Hätten sie mal lieber den Ball flach gehalten: Putin war vom Ergebnis ihrer Bemühungen nämlich weniger überzeugt - und weigerte sich prompt, das Auto zu nutzen.

Daraus schlug wiederum die Konkurrenz von Marussia Profit und rief mit cardesign.ru umgehend dazu auf, dem Kreml-Herrscher ein ordentliches Fahrzeug zu entwerfen. Am besten hat ihnen nun der Vorschlag von Weel und Yakowlew gefallen.

Ein Auto wie ein Palast




"Die Größe und Ausmessungen für das Auto waren vorgegeben", erzählt Weel, "beim Design hatten wir aber freie Hand." Die Studie der beiden jungen Männer sieht aus wie ein getunter Straßenkreuzer, mit XXL-Motorhaube und bombastischem Heck. "Wir haben uns von der Architektur der Gebäude am Roten Platz inspirieren lassen", sagt Weel. Natürlich haben sie ihrem Entwurf keinen Zwiebelturm aufgesetzt, sondern dabei die "majestätische und klassische Aura" im Sinn gehabt.

"Auf keinen Fall wollten wir, dass der Wagen futuristisch aussieht", sagt Weel, "so wie er dasteht, sollte er in Serie gebaut werden können." Deshalb empfand er die Arbeit an dem Design auch als willkommene Abwechslung, denn normalerweise entwirft er Konzeptfahrzeuge "für das Jahr 2040". Sogar den Herstellernamen zitierten die beiden und tauften ihr Modell einfach Zil President.

"Ich glaube, die sind alle im Urlaub"

Nachdem Weel und Yakowlew für den Wettbewerb zugelassen waren, hatten sie nur drei Wochen Zeit, um ihre Studie einzureichen. Keine einfache Aufgabe - vor allem, weil Weel im niederländischen Alkmaar saß und sein Freund im mehrere tausend Kilometer entfernten St. Petersburg. "Wir haben nur übers Internet kommuniziert", sagt Weel, "aber weil wir keine Meinungsverschiedenheiten hatten, wurden wir rasch fertig". Letztendlich setzten sie sich gegen mehr als 100 andere Teilnehmer durch.
Ob Putin schon einen Blick auf ihren President geworfen hat, weiß Weel nicht. Überhaupt hat er von Marussia und cardesign.ru seit der Verkündung des Wettbewerbsiegers nichts mehr gehört, kein einziger Rubel ist gerollt. "Ich glaube, die sind alle im Urlaub", sagt Weel und muss dabei lachen. "Kein Ahnung, wie es weitergeht, im Moment ist das alles noch sehr geheimnisvoll."

Allein die Aufmerksamkeit, die Yakowlew und er jetzt von den Medien bekommen, ist den Einsatz wert gewesen, freut sich der 25-Jährige. Und welcher Machthaber sich irgendwann mal im Zil President chauffieren lässt, ist ihm egal: "Dieser Wagen ist für jeden russischen Präsidenten geeignet", sagt Weel.

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