Fußball-Europa liegt King Jupp zu Füßen: Bayerns Meister-Trainer Heynckes stürmt nach einer sagenhaften Saison in Liga und Champions League aufs Triple zu. Real Madrid will den 68-Jährigen, der seinem Nachfolger Pep Guardiola ein schweres Erbe hinterlässt.
Ganz wohl war ihm nicht, als ihn seine Bayern-Spieler nach dem Sieg gegen Borussia Dortmund im Finale der Championsam Samstagabend im Wembley-Stadion freudig in die Luft warfen: Jupp Heynckes, King Jupp, der König des europäischen Fußballs. Das sah man dem 68-Jährigen Meister-Coach an. Wieder auf den eigenen Füßen, genoss Heynckes die Krönung seiner grandiosen Karriere umso mehr.
15 Jahre musste er warten, bis er den begehrten Henkelpott, die größte Trophäe des europäischen Vereinsfußballs zum zweiten Mal in Händen halten durfte. 1998 gelang Heynckes das Kunststück mit Real Madrid, 2013 mit Bayern München. Damit zählt er jetzt zum exklusiven Zirkel jener Trainer, die den Champions-League-Titel mit verschiedenen Vereinen holte. Das gelang vor ihm nur Ernst Happel (1970 mit Feyenoord, 1983 mit dem Hamburger SV), José Mourinho (2004 mit Porto, 2010 mit Inter Mailand) und Ottmar Hitzfeld (1997 mit Dortmund, 2001 mit Bayern).
Heynckes am Höhepunkt
„Das ist natürlich ein Höhepunkt in einer Trainerlaufbahn, wenn man die Champions League zum zweiten Mal gewinnt oder dreimal teilnimmt und dreimal ins Endspiel einzieht und zweimal gewinnt“, sagte Heynckes. „Das ist sicher auch eine Leistung, die nicht selbstverständlich oder alltäglich ist.“
Noch immer ist unklar, ob er nach dieser Saison weitermacht oder sich auf seinen Lorbeeren auf seinem Bauernhof bei Mönchengladbach ausruht. Nur einen Verbleib in der Bundesliga hat er bislang ausgeschlossen. Erfolg macht bekanntlich sexy, so verwundert es kaum, dass Heynckes von Real Madrid angebaggert wird.
Zwischen den Zeilen lässt sich das auch aus der Danksagung seines Freundes Uli Hoeneß erkennen: „Für Jupp ist es ein unglaublicher Schluss, zumindest in München und in Deutschland. Er hat hier einen sensationellen Job gemacht“, sagte der Bayern-Präsident. „Die Mannschaft mit so vielen Stars bei Laune zu halten und immer wieder zu Höchstleistungen zu treiben, das ist die Handschrift von Jupp Heynckes. Dafür möchte ich ihm sehr herzlich danken.“
Nächster Titel im Visier: der DFB-Pokal
Aber Heynckes wäre nicht Heynckes, wenn er nicht kurz nach dem Sieg gegen Dortmund bereits am nächsten Ziel arbeiten würde, dem historischen Triple: „Heute können die Spieler die Sau raus lassen. Aber unser Weg ist noch nicht zu Ende. Wir wollen nach Berlin und wir wollen in Berlin das Pokalendspiel gewinnen. Danach können die Spieler alles machen. Aber vorher sollen die Spieler sich regenerieren und vorbereiten.“
Sollte Heynckes am 1. Juni auch gegen den VfB Stuttgart triumphieren, wird es sogar für seinen prominenten Nachfolger Pep Guardiola schwer, die Leistung Heynckes‘ zu wiederholen. Zu toppen ist dann noch wenig. Auch die 91 Punkte in der Bundesliga sind eine Bestmarke für die Ewigkeit.
Hitzfeld meinte Richtung Pep Guardiola: „Er ist nicht zu beneiden, falls Bayern das Triple holt. Die Erwartungshaltung ist sowieso riesig, und man will jetzt auch noch Zauber-Fußball von Pep Guardiola sehen. Jupp Heynckes hat es vorgemacht. Besser kann man fast nicht spielen.“
Auch Heynckes hat sich Gedanken zu seinem Erbe gemacht und dabei gleich noch den Kauf von BVB-Star Robert Lewandowski indirekt bestätigt: „Ich übergebe an meinen Nachfolger eine perfekt funktionierende Mannschaft. Mario Götze kommt für die neue Saison und Robert Lewandowski wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Dann hat man noch zwei top Offensivspieler dazu. Es ist gut möglich, dass man mit gezielten Einkäufen eine neue Ära in Europa schaffen kann.“
Außer Heynckes selbst verhindert diese Bayern-Ära – als Coach von Real Madrid. Das Zeug dazu hätte er. Ganz sicher.
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