Montag, 11. März 2013

+++BETTELMÖNCH UND KRISENMANAGER, oder Sean Patrick Kardinal O'Malley (68) als neuer Papst?+++


Der Amerikaner Sean Patrick O’Malley (68) gilt als starker Krisenmanager. Als Franziskaner meidet er jeden Luxus. Zudem wäre er der erste Papst seit 313 Jahren mit Bart...

Es war der 20. Februar – acht Tage vor Benedikts historischem Flug in den Ruhestand – als BILD.de an dieser Stelle den Bettelmönch und Kardinal Sean Patrick O’Malley (68) vorstellte – als „einen der glaubwürdigsten Kirchenmänner“.
Die Sensation im Vatikan: Mit zunehmender Dauer des Vorkonklave, der Kardinalsversammlungen vor der eigentlichen Papstwahl ab Dienstag, sehen dies offenbar immer mehr seiner 114 wahlberechtigten Glaubensbrüder genauso.
Der Franziskaner und Kapuziner, der immer wieder in seiner typischen Mönchskutte und barfuß in Sandalen gesichtet wird, hat inzwischen ernsthaft Chancen, nächster Papst und damit Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken zu werden.

Obwohl in Anbetracht der zahlreichen Interessengruppen niemand vorhersehen kann, ob es für die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit (77 von 115 Stimmen) tatsächlich reichen kann.
Die Herzen der Italiener erobert der Mönch, der als Missionar und als Bischof in Boston an der Seite der Armen, Obdachlosen, Aids-Kranken und zuletzt der Opfer im US-Missbrauchsskandal stand, schon einmal im Sturm:
Die Internet-„Papstwahl“ von Italiens wichtigster Zeitung „Corriere della Sera“ führt O’Malley an – weit vor allen 28 italienischen Kandidaten.
Dabei stapelt der Mitfavorit gerne tief: „Ich habe meinen Leuten zu Hause gesagt, dass ich ein Rückflugticket gebucht habe. Und dass ich glaube, dass ich es auch brauchen werde“, sagte er noch vor wenigen Tagen in Rom.
Warum gilt O’Malley (sein Name verrät die irischen Familienwurzeln) so vielen als Hoffnungsträger?
Weil er als Krisenmanager im Missbrauchsskandal Glaubwürdigkeit verkörpert, Vertrauen zurückgewonnen hat. Als einer der wenigen nahm sich der Mönch die „Null-Toleranz“-Linie von Benedikt XVI. zu Herzen, setzte sie in Boston eins zu eins um.

Auf Bitte des Papstes fertigte er eine Liste mit 1000 Vornamen von Opfern sexueller Gewalt an, für die der Papst spezielle Gebete sprechen wollte. Mehr noch: Er legte sich offen mit dem ebenso mächtigen wie umstrittenen Kardinaldekan Angelo Sodano an, als der aus Rom mal wieder querschoss.
Weder Luxus noch Macht können O’Malley blenden: Als er merkte, dass das Vermögen seiner Diözese nicht ausreicht, um die Opfer zu entschädigen, verkaufte er kurzerhand seinen Bischofspalst, zog zurück in eine schlichte Mönchszelle.

Warum konnte ein solcher „Exot" in die Mitfavoritenrolle aufsteigen?
Weil er als Kompromiss-Lösung in Frage kommt zwischen denen, die den Stuhl Petri auch in Zukunft für Europäer reservieren wollen. Und jenen, denen es mit dem ersten Schwarzen an der Spitze der Weltkirche gar nicht schnell genug gehen kann.
O’Malley stammt zwar nicht aus Europa, hat aber seine Werte verinnerlicht. Selbst wenn ihm in Rom wegen seiner klaren Positionen gegen Abtreibungen und die Gleichstellung von Homosexuellen-Ehen ein schärferer Wind ins Gesicht wehen würde als in seiner Heimat.

Neben Englisch, Italienisch und Deutsch spricht der US-Kardinal auch ausgezeichnet Spanisch und Portugiesisch, engagierte sich viel für Latinos. Damit wäre er den aufstrebenden Südamerikanern ebenfalls vermittelbar, wenn sich abzeichnet, dass ihre eigenen Kandidaten (allen voran der Brasilianer Odilo Pedro Scherer) keine Chance haben.
Auch für jenen Teil der 28 Italiener, die für eine knackige Kurienreform sind, ist er wählbar, falls ihr größter Hoffnungsträger Angelo Scola (71), Erzbischof von Mailand, aus dem Rennen ausscheidet.
Denn: Es gilt als höchstwahrscheinlich, dass wieder ein Italiener „Nummer zwei“ und Kardinalstaatssekretär wird, sollte ein Nicht-Europäer gewählt werden. Weichen müsste für den Amtsinhaber Tarcisio Bertone, mit dem viele noch eine Rechnung offen haben. Längst kursieren Namen für seine Nachfolge...

Schließlich wäre aufgrund der Persönlichkeit von O’Malley die Gefahr gebannt, dass die muslimische Welt in ihm den typischen „Yankee“ sieht, der den Dialog der Weltreligionen in einer hochexplosiven Phase (Ägypten, Nigeria, Irak...) um Jahre zurückwerfen könnte.
Was vielen als optische Nebensächlichkeit erscheinen mag, kann in manchen Kulturkreisen Türen weit öffnen: O’Malley wäre der erste Papst seit Innozenz XII. (1615 – 1700), der einen Bart trägt.

Und dann ist da noch die Sehnsucht nach dem Einfachen, Wesentlichen, das nach Meinung vieler Katholiken wieder die Liturgie, die Gottesdienstordnung prägen sollte:
Weg mit dem Pomp, den die Welt unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. oft als Selbstbeweihräucherung missverstanden hat: Nicht aus Eitelkeit trug der Papst aus Bayern kunstvoll angefertigte Mitren, mit Goldfäden durchwebte Gewänder oder die traditionellen roten Papst-Schuhe. Sondern zur Ehre Gottes.
Doch das ist heute gegen den Zeitgeist: Wo es – wie in Boston – schlichter zuging, wuchs schnell wieder die Zahl der Messbesucher und die der Priester-Berufungen.
Vielleicht, weil die Gottesdiener wieder mehr an den Mann erinnern, von dem sie den Menschen erzählen sollen und wollen: Dem einfachen Zimmermannssohn Jesus von Nazareth.

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