Ok, am Tag danach kann man eine Menge Witze reißen über den italienischen Wahl-Wahnsinn: Pizza Quattro Stagnazioni! Macht zu viel Pasta doch blöd? Jetzt hat Italien Sch... am Stiefel!
Aber in Wahrheit ist es zum Weinen.
Eine demokratische Wahl in einer ehrwürdigen europäischen Demokratie verschafft einem alternden Polit-Clown mit der Gesichtshaut eines überprall aufgepumpten Fußballs so viel Macht, dass er alle sinnvollen Gesetze blockieren kann.
Assistiert wird ihm von einem zweiten, jüngeren Clown, dessen einziger Programmpunkt bislang „Nein zu allem“ heißt. Und der wackere Sanierer, der dem heruntergewirtschafteten Staat weltweit neues Vertrauen verschafft hat, kriegt gerade mal zehn Prozent der Stimmen, Premierminister Mario Monti.
Noch einmal: Jeder Italiener hat das Recht zu wählen, wen er wählen will. Und wenn in Summe der größte Stuss dabei heraus kommt, ist das eben so.
Aber eines hat sich geändert, und deshalb bleibt einem das Lachen im Halse stecken: Früher konnte der Rest Europas manchen Polit-Kapriolen der Italiener zuschauen wie ulkigen Schimpansen im Zoo.
Heute trifft es ein anderes Bild besser: Alle Europäer sitzen in einem Boot, rudern mit ganzer Kraft gegen den Krisensturm – und einer im Boot haut plötzlich ein Loch in den Boden.
Einfach, weil er einen Hammer hat.
► Und mal ehrlich: Vor ziemlich genau einem Jahr hat sich in Griechenland Ähnliches zugetragen. Eine erste Parlamentswahl endete im Patt zwischen Blockierern und Reformern. Aber weil die anderen Euro-Staaten sich weigerten, unter diesen Bedingungen weitere Hilfs-Milliarden auszuzahlen, wählten die Griechen noch einmal, dieses Mal anders, nämlich „richtig“.
Mit der neuen Regierungs-Mehrheit konnten die anderen Euro-Staaten Verträge schließen und Absprachen treffen. Dann ließen sie das Geld ihrer Steuerzahler fließen.
So steht es um Italien (noch) nicht. Das Land ist in der Europäischen Union eines der wenigen, die in den gemeinsamen EU-Haushalt deutlich mehr einzahlen als sie herausbekommen. Noch braucht es auch keine Euro-Rettungs-Pakete.
Trotzdem: Mit „Pizza Quattro Stagnazioni“ ist die Euro-Krise auf einen Schlag zurück. Das Misstrauen, das andere Wackel-Staaten wie Portugal oder Spanien seit heute früh bares Geld bei den Zinsen für neue Schulden kostet. Die Angst, es könnte den Euro doch noch zerreißen, weil ein so großes Land wie Italien unter keinen der aufgespannten Rettungsschirme passt.
Kurzum: Die Italiener haben an der Wahlurne ihren Spaß gehabt. Aber von der möglichen Zeche zahlen sie nur den kleineren Teil – den großen Rest die anderen, die in Italien naturgemäß nicht wählen durften.
Darauf hat Europa, so wie es heute ist, keine Antwort. Wir brauchen aber eine.
BON GUSTO!
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