Samstag, 2. Februar 2013

+++EINE (STRESS)WOCHE mit der KANZLERIN+++



Santiago de Chile, Berlin, Stralsund.

Langstreckenflüge durch die Nacht, ein Parforceritt durch die internationale Politik, Gespräche mit Mächtigen aus aller Welt und zum Abschluss ein Wahlkreistermin tief in der Provinz in Mecklenburg-Vorpommern.
BILD.de zeigt den ganz normalen Termin-Wahnsinn von Bundeskanzlerin Angela Merkel (58, CDU) binnen einer einzigen Woche, vom Freitag vergangener Woche bis zum heutigen Tag, eine temporeiche Hatz von Gespräch zu Gespräch, von Auftritt zu Auftritt, meist im Blickpunkt der Öffentlichkeit, im Visier unzähliger Kameras.
Ohne eine gigantische Kondition wäre das Pensum auch kaum durchhaltbar. „Merkel“,sagt jemand, der sie gut kennt, „ist physisch in hohem Maße belastbar“.

Extremtour nach Chile

Am Freitag Abend vergangener Woche, als die Masse der Deutschen die Füße hochlegen konnte, ging es für Merkel nach einer vollgepackten Arbeitswoche nicht in ein ruhiges Wochenende, sondern nochmals so richtig los.
Die Kanzlerin begann ihre härteste Reise, eine Extremtour nach Chile zum Gipfeltreffen der EU mit den Ländern Lateinamerikas und der Karibik!

Freitag vergangene Woche: Gegen 18 Uhr hebt in Berlin die Kanzlermaschine (Airbus A340-313) ab. 17 Stunden Hinflug mit zwei Stunden Tankpause auf den Kapverdischen Inseln: 15 Stunden Nonstop-Rückflug, 32 Stunden in der Luft, knapp 33 Stunden Aufenthalt. Vier Stunden Zeitverschiebung. Beim Abflug in Berlin am Freitag -10 Grad Celsius, in Chile knapp über 30 Grad Hitze bei der Ankunft am Samstag. Ein Höllentrip.
Aber schwächeln geht nicht. Auf die Kanzlerin wartet ein Termin-Marathon, sechzig Staats- und Regierungschefs und ein Gipfeltreffen.
Plenar-Sitzung, endlose Reden, zahllose Gespräche mit einzelnen Staatenlenkern, Merkel muss eine Rede halten. Es gibt ein gemeinsames Abendprogramm. Feierabend erst tief in der Nacht.
Am Montag ist die Kanzlerin am späten Vormittag wieder zurück in Berlin. Die Nacht verbrachte sie im Flugzeug. Dort hat sie zwar eine Schlafkabine, aber im Flugzeug schläft es sich nun mal nicht so gut wie im eigenen Bett.
Kriegsrat in der Morgenlage
Kaum Pause nach der Rückkehr: Aktenstudium im Kanzleramt, Gespräche mit Mitarbeitern, Vorbereitung zu etlichen Themen. Es ist obendrein Sitzungswoche des Parlaments. Das bindet weitere Kraft.

Über die internen Termine im Kanzleramt gibt es keine offiziellen Auskünfte.
Aber es ist bekannt, dass Merkel sich sehr konsequent auch in Details einarbeitet, sich von Fachleuten vortragen lässt, Gespräche mit Experten aus dem Kanzleramt führt, mit externen Wissenschaftlern und vielen Beratern.
Das alles frisst Zeit. Merkel so heißt es, sei „sehr aufnahmefähig und aufnahmewillig“. Sie wühlt sich tief in jede Materie. „Sie geht in kein Gespräch unvorbereitet“, heißt es .
Ist die Kanzlerin in Berlin, wie am Dienstag nach der Rückkehr aus Chile, gibt es zwischen 7 und 8 Uhr früh im Kanzleramt die „Morgenlage“. Merkel hält „Kriegsrat“ mit den engsten Mitarbeitern.
Kanzleramtschef Ronald Pofalla ist dabei, Merkels Büroleiterin und enge Vertraute Beate Baumann, Medienberaterin Eva Christiansen und Regierungssprecher Steffen Seibert. Danach wieder interne Termine.

Dienstag Mittag , 13 Uhr, ein Termin der eher lockeren Art.

Karneval im Kanzleramt. Merkel empfängt Prinzenpaare aus allen Bundesländern. Eher ein Moment der Entspannung, obwohl Merkel bis dato kein ausgeprägter Hang zur jecken fünften Jahreszeit nachgesagt wurde.
Danach wird es wieder ernst.
Um 15 Uhr Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Lagebeurteilung nach der bitteren Wahlniederlage von Schwarz-Gelb in Niedersachsen. Gegen Abend muss Merkel zum „festlichen Abend“ des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI).
Ein umstrittener Gast aus Ägypten
Dann ein Mittwoch, der es in sich hat:

SCHWIERIGER GAST AUS ÄGYPTEN

Ausstellungseröffnung „Berlin 1933 – Der Weg in die Diktatur“ im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, Merkel muss eine Rede halten. Dann geht es in den Bundestag. Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus.
Dann rasch zurück ins Kanzleramt. Merkel empfängt Ägyptens umstrittenen Präsidenten Mohammed Mursi, mit militärischen Ehren wie es Brauch ist. Merkel muss hellwach sein. Der Besuch ist äußerst heikel.
Nach dem Gespräch kurze Begegnung mit der Presse.
Kaum ist Mursi weg, am späten Nachmittag der nächste Termin: Jahresempfang für das diplomatische Corps.

Koalitions-Politik im Leerlauf

Donnerstag früh sitzt Merkel auf der Regierungsbank im Bundestag, verfolgt die Debatte, zeigt mit ihrer Präsident, dass sie eben auch Abgeordnete ist und auch die Parlamentssitzung sehr ernst nimmt.
Außerdem nutzt die Kanzlerin die Zeit im Parlament für diverse Gespräche mit etlichen Abgeordneten. Öfter ist sie in einer der hinteren Reihen konzentriert in ein Zweier-Gespräch vertieft. Soll es diskreter zugehen, oder steht ein wichtiges Telefonat an, kann sich Merkel auch zurückziehen. Sie hat ein Büro im Reichstag.
Mittags hat Merkel wieder einen wichtigen Gast im Kanzleramt. Italiens Ministerpräsident Mario Monti. Italien, hoch verschuldet und eines der europäischen Sorgenkinder, hofft auf eine Entlastung bei den EU-Beiträgen und sucht dafür Verbündete.
Am Donnerstagnachmittag drehte sich alles um die Koalition. Um 15 Uhr kommt CSU-Chef Seehofer zum Gespräch ins Kanzleramt. Um 17 Uhr tagt der Koalitionsausschuss.
Die Spitzen von CDU, CSU und FDP kommen zusammen. Die Ausbeute des Gesprächs ist karg. Es gibt kaum greifbare Beschlüsse. Je näher die Bundestagswahl im Herbst heranrückt, desto mehr dreht Politik im Leerlauf, schaltet auf Wahlkampfmodus.

KOALITIONSGIPFEL IM KANZLERAMT

Am Abend muss Merkel dann noch zum Kamingespräch mit den Ministerpräsidenten aus den Reihen der Union. Das Treffen gibt es regelmäßig am Vorabend von Bundesrats-Sitzungen. Schon öfter ging es da in früheren Runden etwas heftiger her. An diesem Donnerstagabend wohl nicht. Die Riege der Unions-Ministerpräsidenten ist klein geworden, ihre Macht geschrumpft. Im Bundesrat gibt es künftig eine rot-grüne Mehrheit.

Top-Gast aus Washington

Auch am Freitag kaum Ruhe und Pause für Merkel.
Am Vormittag spricht sie bei einer Klausurtagung des CDU-Wirtschaftsrates zur Energie- und Umweltpolitik. Später nimmt die Kanzlerin an der Präsentation der 2-Euro-Gedenkmünze „Baden-Württemberg“ im Kanzleramt teil.
Und dann der wichtigste Termin des Tages: US-Vizepräsident Joe Biden kommt am Nachmittag. Da ist die Kanzlerin ganz gefordert.
Denn nach der Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama hat Merkel mit dessen Vize Biden jede Menge Gesprächsstoff, um sich mit Deutschlands wichtigstem Verbündeten abzustimmen in unzähligen Fragen zu den schlimmsten Krisenherden dieser Welt.
Später dann reist sie in ihren Wahlkreis an der Ostsee-Küste. Als Abgeordnete hat sie auch dort reichlich Präsenzpflichten.

Und was macht Merkel am Wochenende?

Dazu schweigen ihre getreuen Helfer.
Vielleicht legt sie ja wirklich mal die Füße hoch. Die nächste Woche wird auch wieder hart. Es gibt deutsch-spanische Regierungskonsultationen, ein Treffen mit Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande in Paris, und einen EU-Gipfel gibt es auch...

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