Sonntag, 20. Januar 2013

+++KIM DOTCOMS MEGA-Show - Neuer Online-Speicherdienst+++



Kim Dotcom wird seinem Ruf gerecht: Der 38-jährige nutzt den Start seines neuen Cloud-Speicherdienstes Mega am Jahrestag der Razzia auf seinem Anwesen für eine große PR-Show in eigener Sache - und für politische Botschaften an die US-Regierung und Hollywood.


Spektakuläre Produkteinführungen sind in der Online-Branche keine Seltenheit, aber was Kim Dotcom am Sonntag auf seinem Anwesen in Coatesville bei Auckland inszenierte, war wirklich speziell. Um Punkt 6.48 Uhr morgens neuseeländischer Ortszeit drückte er den Startknopf für seinen neuen Online-Speicherdienst Mega, genau zu der Zeit, als vor einem Jahr neuseeländische Polizisten und Mitglieder einer Spezialeinheit sein Anwesen stürmten - auf Basis einer Anklage des amerikanischen Justizministeriums, die ihm und seinen Mitangeklagten eine "Mega-Verschwörung" zur Verletzung von Copyrights vorwarfen.

Bei der offiziellen Launch-Veranstaltung am Abend des Jahrestages, vor rund 250 Journalisten und geladenen Gästen, knattert plötzlich ein Helikopter in geringer Höhe über der "Dotcom Mansion", mit Gewehrattrappen bewaffnete Stuntmen in Kampfanzügen seilen sich vom Hausdach ab, Pseudobeamte brüllen "Ihr seid alle verhaftet", Schüsse knallen, und der Hausherr lässt sich bestens gelaunt von einer Riege junger Tänzerinnen abführen.
Es ist das freche Reenactment der Razzia, die den 1974 in Kiel als Kim Schmitz geborenen schlagartig international in die Schlagzeilen hievte. Die Behörden durchsuchten im Rahmen der "Operation Takedown" am 20. Januar 2012 Wohnungen und Büros in neun Ländern, beschlagnahmten einen ganzen Fuhrpark an Luxuskarossen und froren zahlreiche Konten ein - vor allem nahmen sie aber die Webseiten vom Netz, deren Geschäfte der Anklage zugrunde lagen: Megaupload, Megavideo, Megaporn und weitere Ableger von Dotcoms Mega-Firmenfamilie.

"Notwehr und Selbstverteidigung"

Es gehe ihm nicht darum, mit dem neuen Speicherdienst Regierungen zu ärgern, sagte Dotcom auf einer großen Bühne im Innenhof der Dotcom-Mansion vor Beginn der turbulenten Showeinlage. Aber natürlich ist seine persönliche "Operation Neustart" am Jahrestag die denkbar größte Provokation in Richtung seiner Ankläger und gegenüber denjenigen, die Dotcom dahinter vermutet: die großen Hollywood-Studios.

Die Anklage gegen ihn sei "politisch motiviert" und im übrigen "böswillig, konstruiert und falsch" sagte Dotcom dem SPIEGEL, der ihn und mehrere seiner Mitangeklagten vorige Woche in Neuseeland besuchen konnte. Sein Kompagnon, der Megaupload-Mitgründer Mathias Ortmann, bezeichnet den Start von Mega gegenüber dem SPIEGEL als Akt der "Notwehr und Selbstverteidigung".

Dotcom saß einen Monat in Haft und kam danach unter Auflagen vorerst frei, sein Reisepass wurde eingezogen und er muss sich einmal wöchentlich bei der Polizei melden. Eine Entscheidung über das Auslieferungsersuchen der USA ist mehrfach verschoben worden und wird aktuell frühestens für August dieses Jahres erwartet.

Das Leben eines Grenzgängers

In dieser Situation einen neuen Onlinespeicher an den Markt zu bringen ist einigermaßen vermessen und verrückt - und fügt sich damit nahtlos in den Lebenslauf des flamboyanten Internetunternehmers, der als Grenzgänger zwischen Boulevard und Business schon in seinem ersten, deutschen Leben als Kim Schmitz während der kurzen Blüte der sogenannten "New Economy" für Furore sorgte. Diese kurze Periode der Wirtschaftsgeschichte war nicht arm an schillernden Charakteren. Schmitz zählte zu den schillerndsten - und zu jenen, die wegen Insiderhandels vor Gericht landeten.

Er kam mit einer Bewährungsstrafe davon, habe sich aber "unfair behandelt" gefühlt, sagte er dem SPIEGEL. Deshalb habe er Deutschland verlassen und sich umbenannt - zuerst in Kim Tim Jim Vestor und schließlich nach seiner Internetadresse kim.com. Zunächst von Manila und später von Hongkong aus baute er Megaupload auf, einen Dienst mit seinen Angaben zufolge zuletzt 220 Mitarbeitern. Die Grundidee sei gewesen, einen Transportweg für Dateien zu entwickeln, die für den E-Mail-Versand zu groß sind. Daraus entwickelte sich in wenigen Jahren eine florierende File-Sharing-Börse, die es zeitweise unter die Top 20 der meistabgerufenen Webseiten brachte. Laut Anklage soll Dotcom persönlich allein im Jahr 2010 mit seinen Mega-Geschäften 42 Millionen Dollar verdient haben.

Verschlüsselung soll Anwender und Betreiber absichern

Dass über Megaupload in großem Stil Copyright-Piraterie betrieben wurde, können auch seine Macher nicht leugnen - sie lehnen nur jede juristische Verantwortung dafür ab. Er sei "Service-Provider", so Dotcom. Wofür die Anwender seine Plattform nutzten, sei deren Sache. Nach geltendem Recht müssten Rechteinhaber selbst Verstöße ausfindig machen und melden. Eine entsprechende Missbrauchs-Abteilung habe es bei Megaupload gegeben, sie habe Millionen von Links gelöscht. Große Hollywood-Studios wie Warner, Disney und Sony hätten inkriminierte Links bei Megaupload direkt entfernen können. Alle Vorwürfe aus der 72-seitigen US-Anklage, die Megaupload-Betreiber hätten selbst geschützte Dateien hochgeladen und Dritte dafür bezahlt, bestritt Dotcom vehement.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

bonjоur Je me nomme Oρhelia.
J'ai quarante-sixA .
Je suis libraire . Mon caractère est plutôt souriant.

Also visit my webpage http://blogspongebob99.blogvie.com/