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Dienstag, 9. Oktober 2012
+++SAMMER-BILANZ - 100 Tage Sportdirektor beim FC Bayern München+++
Es war DER Hammer direkt nach dem EM-Finale. Am 2. Juli wurde bekannt, dass Bayern Matthias Sammer (45) als neuen Sportvorstand verpflichtet. Der ehemalige DFB-Sportdirektor löste damit Christian Nerlinger (39) ab.
100 Tage ist es jetzt her, dass bekannt wurde, dass Sammer der neue starke Mann beim deutschen Rekordmeister wird. Zeit, Bilanz zu ziehen.
Sportlich sieht es bei den Bayern sehr gut aus – bestimmt auch mit ein Verdienst von Sammer. Mit dem 2:0 gegen Hoffenheim am vergangenen Samstag hat das Team von Trainer Jupp Heynckes (67) einen neuen All-time-Startrekord in der Bundesliga aufgestellt: 7 Spiele, 7 Siege, 21:2 Tore.
Im DFB-Pokal steht man in der zweiten Runde, nur die 1:3-Blamage bei BATE Borissow in der Champions League trübt die Bilanz. Im Rahmen dieses Spiels wurde zum ersten Mal deutlich, dass das Verhältnis zwischen Sammer und Heynckes nicht so ist, wie es der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge (57) Mitte Juli ausdrückte („Ich habe den Eindruck, dass zwischen beide kein Blatt Papier passt.“).
Was war passiert?
Nach dem 2:0-Sieg bei Werder Bremen kritisierte Sammer die Mannschaft: „Wir waren nicht richtig hellwach, wir waren nicht richtig gallig. Wir waren zu lätschern.“ Laut Sammer soll die Kritik mit Heynckes abgesprochen gewesen sein. Der wehrte sich allerdings dagegen. Heynckes: „Mit der Form, der Art und Weise war ich nicht einverstanden. Das habe ich ihm auch gesagt.” Der erste Bayern-Zoff in der Amtszeit Sammers!
Es folgte ein „Friedens-Gipfel“ mit Rummenigge an der Säbener Straße, die Unstimmigkeiten wurden ausgeräumt.
Warum die Bayern Sammer geholt haben, machte der schon Mitte Juli klar. Sammer: „Wir müssen wieder eine Siegermentalität entwickeln, eine eigene Identität. Wir wollen nicht immer nur Zweiter werden.“ Und dazu gehört auch immer eine gewisse Reibung, für die der sehr ehrgeizige Ex-Nationalspieler sorgt. Genau das wünscht sich Bayern-Präsident Uli Hoeneß (60): „Es ist seine Aufgabe, dass er mal den Finger in die Wunde legt.“
Nach dem Vize-Triple in der letzten Saison ist die Sehnsucht nach Titeln groß. Klar ist: Nach 100 Tagen Sammer haben die Bayern noch nichts gewonnen. Aber: Der Champions-League-Sieger von 1997 (als Spieler) hat das „Mia san Mia“-Gefühl zurück gebracht. Und gemeinsam mit Heynckes war er dafür verantwortlich, dass die Bayern für 40 Mio den Spanier Javi Martinez verpflichtet haben. Viele dachten damals: viel Geld für einen defensiven Mittelfeldspieler. Sammer konterte: „Die Art und Weise, wie er Fußball spielt, ist entscheidend. Wir haben hier keinen Künstler geholt wie Robben und Ribéry. Sein ganzes Wesen wird uns gut tun. Es kommt drauf an, am Ende Ah und Oh zu sagen, nicht direkt am Anfang.“
Fakt ist: Sammer ist sehr nah an der Mannschaft dran, redet viel mit den Spielern. Bei den Partien sitzt er – adrett gekleidet mit Anzug, Krawatte und Weste – mit auf der Trainer-Bank. Franck Ribéry (29) zu BILD: „Matthias Sammer ist ein Teil unserer Mannschaft. Er darf kritisieren wie jeder andere. Er ist auch für die gute Stimmung bei uns im Team verantwortlich. Dafür, dass wir voll da sind.“
Aber Sammer ist nicht nur für die Profis zuständig: Gemeinsam mit Mehmet Scholl (Trainer der zweiten Mannschaft), Michael Tarnat (Sportlicher Leiter der Juniorteams) und Wolfgang Dremmler (Jugend-Abteilungsleiter) soll er dafür sorgen, dass wieder mehr Spieler aus dem Unterbau in die erste Mannschaft aufrücken – und dass die Jugendteams und die Zweite (momentan Regionalliga Bayern) wieder erfolgreicher Fußball spielen. Als Sammer beim DFB war, sind die U17-, U19- und U21-Auswahlmannschaften Europameister geworden.
100 Tage Matthias Sammer. Er hat keine Buddhas aufgestellt wie einst Jürgen Klinsmann. Aber mit Sammer ist die Sieger-Mentalität nach zwei titellosen Jahren nach München zurückgekehrt. Abgerechnet wird dann im Mai, wenn die Titel vergeben werden. Aber das weiß niemand besser als – Matthias Sammer.
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