Freitag, 10. Mai 2013

Zitat des Tages am 10. Mai 2013

"Der Mensch ist das, woran er glaubt!"  (Anton Tschechow)

Anton Tschechow (29.1.1860 -  15.7.1904) kam 18-jährig nach Moskau, war Arzt und Mitarbeiter von Zeitungen und Zeitschriften. 1890 unternahm er eine Informationsreise zur Strafkolonie auf Sachalin. Ab 1898 lebte er, an Tuberkulose erkrankt, im wärmeren Südrussland und in westeuropäischen Kurorten; 1901 heiratete er die Schauspielerin Olga L. Knipper.

Tschechow, der seine literarische Laufbahn mit kurzen, humoristischen Prosaskizzen begann, bevorzugte als Erzähler die Kleinform. Längere Erzählungen wie "Step'" (1888; deutsch "Die Steppe") bildeten die Ausnahme. Zwar bezeugt auch sein reifes Erzählwerk den Sinn für Humor, aber die anfangs direkte Komik und Satire weicht hier einer teils heiteren, teils melancholischen Ironie, die auch die tragischen Aspekte menschlichen Zusammen- und Alleinseins zur Geltung bringt. Die Schilderungen der zeitgenössischen russischen Gesellschaft, des sich auflösenden Gutsadels, des neu entstandenen Kleinbürgertums und der "Intelligenzija" setzten einerseits durch die liebevolle, aber unbestechliche Analyse menschlichen Verhaltens und sozialer Missstände die Tradition des kritischen Realismus fort; andererseits waren sie in der subtilen Darstellung und Deutung seelischer Zustände und nuancierter Stimmungen dem europäischen Impressionismus und Symbolismus verbunden. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist die Vorstellung einer besseren Welt, die sich meist als Illusion entpuppt.

Dies gilt in noch höherem Maß für die Dramen, in denen zunächst ebenfalls die humoristische Kleinform überwog. Dann aber entwickelte Tschechow in seinen dramatischen Hauptwerken, mit denen er Weltruhm erlangte, "Čajka" (1896; deutsch "Die Möwe"), "Djadja Vanja" (1897; deutsch "Onkel Wanja"), "Tri sestry" (1901; deutsch "Drei Schwestern") und "Višnevyj sad" (1904; deutsch "Der Kirschgarten") einen neuen Typus des "impressionistischen" Stimmungsdramas, das bei weitgehendem Verzicht auf äußere dramatische Handlung seine Wirkung aus dem Neben- und Gegeneinander von Seelenzuständen und Stimmungen bezieht. Das erforderte einen eigenen, neuen Inszenierungsstil, der von K. S. Stanislawskis Moskauer Künstlertheater an diesen Dramen erarbeitet wurde und die neuere Bühnenkunst ebenso nachhaltig prägte wie die Wirkung Tschechows als Dramatiker.



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