Wie oft kann man in 24 Stunden vom Drei-Meter-Brett springen? Sportstudent Dennis Bettin wollte beweisen: Die 334 Hüpfer, die derzeit im Guinness-Buch stehen, sind viel zu wenig. Seit Samstag Mittag sprang er vom Dreier. Und sprang. Und sprang.
Dennis Bettin sieht fertig aus, richtig fertig. Tiefe Ringe um die geröteten Augen, der Blick leer, das Gesicht aschfahl. Krämpfe schütteln den 25-Jährigen, zwei Helfer müssen ihn stützen, damit er überhaupt aufstehen kann. Dennis schreit vor Schmerzen. "Wir machen jetzt erst mal Pause", sagt einer seiner Betreuer. Da ist es Samstag Abend, kurz nach 22 Uhr - und der Sieger sieht wie ein Verlierer aus.
Denn neuer Weltrekordhalter ist der Sportstudent aus Wermelskirchen zu diesem Zeitpunkt schon: in der Disziplin 24-Stunden-Springen vom Drei-Meter-Brett. Die Guinness-Buch-Verantwortlichen zählen dabei nicht die Zahl der Sprünge, sondern die zurückgelegte Strecke im freien Fall. Und da lag die bisherige Marke bei einem Kilometer - oder eben 334 Sprüngen. Eine Leistung, die Extrem-Spaß-Sportler Dennis schon nach sechs Stunden, sieben Minuten und 25 Sekunden eingestellt hatte.
Kreislaufprobleme und blaue Flecken
"Als er danach eine kurze Pause machen wollte, sackte sein Kreislauf weg", sagt Betreuer Thomas Buchholz. Sogar ein Notarzt musste kommen, gab allerdings Entwarnung: Der Student solle sich einfach etwas ausruhen und dann weiter sehen. Nachts um halb zwei stieg Dennis Bettin dann wieder aufs Brett - und brachte es innerhalb der 24-Stunden-Frist noch auf insgesamt 714 Sprünge.
Kühles Nass? Fluten, in die man sich mit Schwung und vielleicht sogar kopfüber stürzt? Die naheliegenden Beschreibungen für den Weltrekord im Hückeswagener Hallenbad bei Remscheid gehen weit an dem vorbei, was Dennis erlebte. Wo sonst Halbstarke in Bermudashorts mit Arschbomben und Hechtsprüngen um die Gunst der anderen Besucher balzen, musste der Student der Deutschen Sporthochschule an seine körperliche Leistungsgrenze gehen. Bis zu 38 Grad Lufttemperatur, dazu eine Schwüle wie kurz vor dem schlimmsten Sommergewitter - "das wird hart, richtig hart", hatte Dennis Bettin ein paar Tage vorher schon geahnt. Er sollte Recht behalten: Etliche blaue Flecken an seinen Beinen zeigten die Wucht, mit denen er immer wieder auf die Wasseroberfläche geknallt war.
Skurrile Rekorde als Hobby
Dabei hat der 25jährige durchaus Erfahrungen mit skurrilen Aktionen zwischen Spaß-Event und Extremsport. So war er eine Zeit lang Rekordhalter im Vier-Stunden-Team-Rutschen auf der Wasserrutsche und nahm schon mal an einem Fünf-Kilometer-Barfuß-Lauf durch Eis und Schnee teil. Im vergangenen Herbst machte Dennis sich zusammen mit einem Partner zu Fuß, aber ohne Geld und Zelt auf den Weg von der Nordsee bis auf die Zugspitze. Den Versuch, schneller zu sein als Extremsportler Joey Keller auf der selben Strecke, musste der Sportstudent aber abbrechen. Statt dessen landete er mit Nierenproblemen im Krankenhaus.
Jetzt also der - schon nach wenigen Stunden erfolgreiche - Weltrekordversuch im Dauer-Springen vom Dreier. "Mit dem normalen Lernpensum im Sportstudium lässt sich so was gar nicht vorbereiten", sagt Dennis. An der Hochschule ist es deshalb seit einem Semester beurlaubt, der Rekordversuch wollte schließlich vorbereitet sein: mit täglichen Lauf- und Schwimmeinheiten, um dann möglichst oft pro Stunde die 16 Stufen zum Sprungturm raufzuklettern, sich fallen zu lassen und wieder aus dem Becken zu krabbeln. "Ich weiß überhaupt nicht, wie mein Körper reagieren wird", hatte Dennis vorher gesagt. Verrückt? Nein, verrückt findet er das nicht, nennt solche Extrem-Spaß-Events "eher extrem".
"Rekord für die Ewigkeit"
Als die Uhr am Sonntag Nachmittag nach 24 Stunden stehen bleibt, haben die Protokollanten exakt 714 Sprünge vermerkt. Und weil die Guinness-Regeln ein starres und kein flexibles Sprungbrett vorschreiben, war in Hückeswagen noch eine Konstruktion darüber gebaut worden - was pro Sprung elf Zentimeter mehr ausmacht. Im freien Fall kommt Dennis damit auf 2220 Meter und 54 Zentimeter - "ein Rekord für die Ewigkeit", strahlt Betreuer Thomas Buchholz.
Viel Zeit zum Ausruhen hat der neue Weltrekordhalter allerdings, trotz Beurlaubung an der Hochschule, nicht: Schon in der übernächsten Woche strebt Dennis Bettin den nächsten Weltrekord an - beim Hüpfball-Rennen über die 100-Meter-Strecke.
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