Sonntag, 12. Mai 2013

+++DAS WUNDER VON WIGAN, oder der FA-Cup geht an einen Abstiegskandidaten+++


In der Premier League ist Wigan Athletic in größter Abstiegsnot, im FA-Cup-Finale aber haben sie den haushohen Favoriten Manchester City düpiert. Für die "Latics" ist der Titelgewinn der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte - für Englands Ex-Meister ManCity dagegen eine riesige Blamage.


Wigans Trainer Roberto Martínez würde den ersten großen Titel der 81-jährigen Clubhistorie am liebsten als Hollywood-Stoff verkaufen. "Ich habe schon Filme mit schlechteren Drehbüchern gesehen", sagte der Coach nach dem FA-Cup-Triumph seines Teams. Im Finale hatten die arg abstiegsbedrohten "Latics" durch ein Tor von Ben Watson in der Nachspielzeit sensationell Manchester City 1:0 geschlagen. Anschließend kannte die Freude bei Wigans Spielern keine Grenzen. "Unglaublich, einfach unglaublich", jubelte der vom Hamburger SV ausgeliehene Paul Scharner.

Genugtuung ist "Wigans Wunder" ("Times") auch für Club-Besitzer Dave Whelan. Vor 53 Jahren als hoffnungsvoller Jungprofi der Blackburn Rovers hatte er im FA-Cup-Endspiel gegen die Wolverhampton Wanderers (0:3) einen Beinbruch erlitten, der in die englischen Fußball-Geschichtsbücher als "Wembley Hoodoo (Unglück)" einging. Die Abdrücke der Stollen zieren nach eigenen Angaben noch heute sein Bein. "Jetzt ist die Rechnung von 1960 beglichen", sagte der 76-Jährige.
Auch Matchwinner Watson war in dieser Saison ein halbes Jahr wegen eines Beinbruchs nicht dabei - am Samstag fehlten bei Wigan zudem ein Dutzend Spieler verletzt. Ein Grund mehr für den "Observer" zu schreiben: "Das wird in Erinnerung bleiben als eine der FA-Cup-Geschichten der Neuzeit."

Der Club aus der 80.000-Einwohner-Stadt im Nord-Westen von Manchester spielt nun in der kommenden Saison in der Europa League, aber womöglich als Zweitligist. Zwei Spiele vor Saisonschluss liegt die "Blue white Army" mit 35 Punkten auf dem drittletzten Rang. Die nächste, schwere Aufgabe steht am Dienstag an beim noch um die Champions-League-Teilnahme kämpfenden FC Arsenal. "Das hier wird den Jungs so einen Schub geben", glaubt Whelan. "Wenn wir jetzt noch in der Premier League bleiben, haben wir alles erreicht."

Zukunft von Martínez und Mancini ungewiss

Ob Coach-Martínez dann aber noch auf Wigans Bank sitzt, scheint fraglich: Der 39-Jährige gilt als Favorit auf den Trainerposten des FC Everton. Auch die Zukunft von ManCity-Trainer Roberto Mancinis ist offenbar ungewiss: Nach Informationen britischer Medien wie dem "Guardian" hat ManCity hinter Roberto Mancinis Rücken mit FC-Málaga-Erfolgscoach Manuel Pellegrini Vertragsgespräche geführt. Schon vor der FA-Cup-Blamage.

"Diese Spekulation ist Müll. Ich werde nächste Saison hier sein", dementierte Mancini zunächst. Schien sich seiner Sache dann aber nicht mehr so sicher und beklagte mangelnde Rückendeckung vom Verein. "Ich weiß nicht, ob es wahr ist", sagte der Italiener. Falls an den Verhandlungen mit dem Chilenen Pellegrini etwas dran sei, "bin ich dumm, weil ich überhaupt nichts gemerkt habe, aber ich bin mir sicher, dass ich mit ernsthaften Leuten arbeite und ich einen guten Job gemacht habe."

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