Können Sie sich noch erinnern, wann Sie ein Kollege oder Freund zum letzten Mal in den April geschickt hat?
So mancher pflegt das jährliche Ritual zwar noch, viele halten es dagegen für unmodern. Und alt, sogar uralt, ist der Aprilscherz in der Tat.
Woher er genau kommt, und wie er entstanden ist, das weiß man zwar nicht sicher. Ein römisches Narrenfest, eine Kalenderreform oder der Todestag des Jesusverräters Judas sind nur einige mögliche Erklärungen für den Ursprung des internationalen Brauchs.
Klar ist jedoch: Anderen einen Streich zu spielen, das macht Spaß – Schadenfreude! Der Aprilscherz erlaube uns einen sogenannten Abwärtsvergleich, erklärt der Psychologe Michael Titze.
Das heißt: Können wir jemandem erfolgreich einen Bären aufbinden, dann schneiden wir im Vergleich zu dieser Person besser ab. Wir sind kompetenter, wir wären selbstverständlich nie darauf hereingefallen und fühlen uns überlegen.
Eigentlich ganz schön gemein, aber der Abwärtsvergleich erfüllt eine wichtige psychologische Funktion: Er fördert den eigenen Selbstwert, und das gefällt uns besonders gut. „Man lacht dann am heitersten, wenn es die Möglichkeit zum Abwärtsvergleich gibt“, sagt Titze.
► Dennoch sei der klassische Aprilscherz in eine Krise geraten, meinen manche Experten. Das habe unter anderem damit zu tun, dass über die Medien das Bedürfnis nach Abwärtsvergleichen das ganze Jahr über bedient werde, erklärt Humorforscher Titze.
In Comedy-Serien, Dokusoaps und bei Castingshows kann man sich Tag für Tag über die Missgeschicke anderer Menschen amüsieren.
Hinzu kommt, dass es insbesondere für Radiosender mittlerweile fast zum guten Ton gehört, selbst einen Aprilscherz aufzulegen. Der professionelle Schabernack schlägt dann häufig hohe Wellen, wie etwa vor einigen Jahren, als zahlreiche Radiostationen von der angeblichen Einführung eines E-Mail-Portos berichteten.
Durch diese Profi-Scherze sinke allerdings die Motivation, sich selbst was auszudenken, meint Titze.
Die medialen Aprilscherze sind für unsere Informationsgesellschaft nicht unwichtig. Sie weisen uns ironisch und humorvoll darauf hin, dass wir Medien in der Regel glauben, ihnen ihre Nachrichten als wahr abkaufen und nicht hinterfragen, sagt Trendforscher Christian Rauch vom Zukunftsinstitut im hessischen Kelkheim. Nur an diesem einen Tag seien wir dafür sensibilisiert, dass da was nicht stimmt.
Rauch: „Der 1. April dient natürlich auch ein Stück weit dazu, dieses System der Sensationen und spektakulären Meldungen zu persiflieren, indem man es noch mal übertreibt.“
Schade nur: Die Profi-Streiche verschaffen uns zwar auch ein gutes Gefühl. Aber es sei natürlich toller, von Angesicht zu Angesicht zu erleben, dass jemand auf den eigenen Scherz hereinfalle, sagt Humorforscher Titze.
Außerdem ist das Ausdenken eines Aprilscherzes ja etwas Kreatives, fördert die soziale Interaktion und vor allem ist es erlaubt, ohne dass der andere sehr böse sein kann – also, nutzen Sie die Gelegenheit!
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