Papst Franziskus lebte in den Achtzigern mehrere Monate in Deutschland - unter anderem zur Untermiete in Rheinland-Pfalz. "Er ging immer betend durch unseren Garten", erinnert sich Gastgeberin Helma Schmidt. Nun will die 95-Jährige einen Briefwechsel mit dem Pontifex wieder aufnehmen.
Boppard - Helma Schmidt zeigt auf einen Stuhl am Kopf des Esstisches. Dahinter gibt ein großes Fenster den Blick frei auf das malerische Rheintal. "Hier hat er oft gesessen", sagt die 95-Jährige. "Er" - das ist der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der mittlerweile als Papst Franziskus an der Spitze der katholischen Kirche steht.
1985 war er einige Monate in Deutschland unterwegs, unter anderem an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen. Zwei Monate lernte er auch Deutsch am Goethe-Institut im rheinland-pfälzischen Boppard. Und im Haus vom Helma und Josef Schmidt lebte er in einem Zimmer zur Untermiete.
Schmidt erinnert sich noch sehr gut an den damals 48 Jahre alten Gast. "Er war sehr bescheiden, sehr normal", sagt sie. "Er hat wohl nie angenommen, dass er mal Papst wird." Bergoglio habe in ihre Hausgemeinschaft gepasst. "Er war einfach und schlicht - so wie es bei uns zugeht."
Auch heute herrscht bürgerliche Gemütlichkeit. Dicke Teppiche auf Parkett, Pflanzen auf dem Fensterbrett, ein Hund und zwei Tauben aus Porzellan, daneben eine Standuhr.
Die Amtseinführung von Papst Franziskus in Rom hat Helma Schmidt im Fernsehen verfolgt. Sie holt einen Stoß an Briefen hervor: Jahrelang schrieben sich die Schmidts und Bergoglio an Ostern, Weihnachten und manchmal auch zwischendurch. Zusammengekommen ist ein stattlicher Stapel an Luftpost-Umschlägen. "Via Aerea" (spanisch: Luftpost) steht darauf geschrieben, der Absender namens Bergoglio wird als "Arzobispo" - Erzbischof - ausgewiesen.
Die Briefe sind feinsäuberlich mit Tinte geschrieben, auf Deutsch. "Das hat er immer so gemacht", sagt Schmidt. 1992 informierte Bergoglio das Paar über seine Berufung zum Weihbischof von Buenos Aires. In einem Brief von 2007 betonte er, dass er sich oft an seine Tage in Boppard erinnere. "Er ging immer betend durch unseren Garten", sagt Schmidt. Außerdem habe der heutige Papst ihrem Mann häufig beim Klavierspielen zugehört. "Er hat selten alleine in seinem Zimmer gesessen."
Schmidt und ihr zehn Jahre jüngerer Mann wollen den Briefwechsel nun wieder aufnehmen. "Ich habe seine Adresse bekommen", sagt sie. Schriftlich will sie Franziskus zur Papstwahl gratulieren. Der argentinische Gast von damals war halt etwas ganz Besonderes - auch wenn die Schmidts über die Jahre viele ausländische Schüler des Goethe-Instituts beherbergten.
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