AACSB, AMBA, EQUIS - alles verstanden? Wer auf der Suche nach einer guten Business School ist, muss erst einmal durch einen Wald aus seltsamen Zertifkatnamen. Wir erklären, welche Gütesiegel Mogelpackungen sind und wohinter ein echtes MBA-Studium steckt.
Was taugt ein MBA-Programm? Wie gut ist es wirklich? Und vor allem: Ist es überhaupt ein echter MBA - also eine Weiterbildung in General Management? Oder steckt dahinter in Wirklichkeit nur ein spezialisierter Master, der sich mit dem Etikett MBA aber besser verkaufen lässt?
Orientierung bieten international gängige Gütesiegel, die von Organisationen nach verschiedenen Standards an MBA-Studiengänge oder die gesamte Business-Schule - was hierzulande wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten entspricht - vergeben werden. Für den MBA zählen vor allem die drei international relevanten Akkreditierungsorganisationen AACSB, EQUIS und AMBA. Als Krönung in der MBA-Welt gilt, alle drei Zertifikate zu bekommen. In Deutschland hat bisher nur die Mannheim Business School diese sogenannte Triple Crown.
Die in Florida ansässige AACSB (Association to Advance Collegiate Schools of Business) gibt es schon seit 1916, sie ist die älteste und weltweit größte Akkreditierungsorganisation. Derzeit stehen auf ihrer Liste mehr als 650 Schulen in rund 50 Ländern, knapp 500 davon sind in USA und Kanada - immerhin acht deutsche sind auch dabei.
Kernstück der Qualitätsprüfung ist die Mission einer Schule: Hat sich eine Schule etwa zum Ziel gesetzt, mit ihrem Programm Experten für Fusionen und Unternehmenszukäufe für den nationalen Markt auszubilden, dann spielt es für die AACSB keine Rolle, ob das Studium ein "echtes" MBA-Programm ist oder nur eine Mogelpackung.
Die einen lax, die anderen streng
Dass hinter dem Titel MBA eigentlich ein spezialisierter Master stehe, komme öfter vor, sagt Jerry Trapnell, Berater des AACSB-Präsidenten. "Da können wir keine Vorgaben machen, um die Flexibilität der Schulen nicht einzuschränken." Es sei daher Aufgabe der potentiellen Studenten herauszufinden, ob ein Studiengang mit seinen Inhalten ihren individuellen Bedürfnissen entspricht.
Da sind die Auflagen vom europäischen Zertifikat EQUIS (European Quality Improvement System) strenger: "Wir folgen den Europäischen MBA-Leitlinien", sagt Michael Osbaldeston, der für die Brüsseler Organisation die Qualität der Schulen überprüft.
Nach diesen vom Zusammenschluss europäischer Zertifikatagenturen erarbeiteten Regeln ist ein MBA-Programm nur dann ein MBA-Programm, wenn es einen breiten General-Management-Ansatz hat und die Studenten ein abgeschlossenes Erststudium sowie ein paar Jahre Berufserfahrung vorweisen müssen. Einen spezialisierten Master, den eine Hochschule fälschlicherweise MBA nennt, zählen sie nicht. Ein wesentliches Kriterium ist auch die Internationalität einer Schule. "Wir schauen uns an, ob eine Schule ihre Studenten auf eine internationale Karriere vorbereitet", sagt Osbaldeston.
Die dritte im internationalen MBA-Markt relevante Akkreditierung vergibt die britische AMBA (Association for MBAs). Auch sie zertifiziert weltweit, allerdings nicht wie EQUIS und AACSB die gesamte Schule oder Fakultät, sondern nur alle MBA-Programme einer Schule. Erfüllt einer der Studiengänge nicht die Anforderungen, gibt es auch kein Gütesiegel. Rund 202 Schulen in knapp 50 Ländern stehen auf der Liste, die meisten sind in Großbritannien, vier deutsche gehören auch dazu.
Wenn das Siegel trügt
Bei all diesen Abkürzungsbandwürmern verliert man leicht den Überblick. Umso wichtiger ist es zu wissen, dass diese internationalen Zertifikate nicht zu verwechseln sind mit der staatlichen Anerkennung einer Schule oder der Akkreditierung von Studiengängen staatlich anerkannter Hochschulen, wie in Deutschland Pflicht - die Stempel von AACSB, AMBA oder EQUIS, um die sich Schulen freiwillig bewerben, sagen darüber natürlich nichts aus.
Kurz: Eine Schule, die damit wirbt, etwa ein FIBAA-Gütesiegel zu haben, sagt damit nur, dass die Bonner Agentur Foundation for International Business Administration Accreditation das Programm überprüft und dem offiziellen Akkreditierungsrat für neue Studiengänge mitgeteilt hat, dass gewisse Mindestanforderungen erfüllt sind. "Vorgeschrieben ist nur, dass der MBA ein weiterbildender Studiengang ist und man mindestens ein Jahr Berufserfahrung hat", erklärt FIBAA-Geschäftsführer Daisuke Motoki.
Die Inhalte sind eher zweitrangig. Die verschiedenen Agenturen, die der Akkreditierungsrat beauftragt, schauen nur darauf, ob die Inhalte zum Studienziel passen. So ist es nicht verwunderlich, dass es in Deutschland zwar zahlreiche akkreditierte MBA-Studiengänge gibt, die aber von den gelehrten Inhalten her gar keine sind.
Letztlich bieten diese MBA-Gütesiegel zwar einen Anhaltspunkt für die Qualität eines Programms. Aber wie man schon an der Praxis des AACSB sieht, sind sie nun einmal keine Garantie, dass ein Studiengang, auf dem MBA draufsteht, auch wirklich einem echten MBA entspricht.
Geschweige denn, dass die Schule selbst kein Problemfall ist. Wie etwa die seit zwei Jahren in Skandale verwickelte Wiesbadener EBS Universität für Wirtschaft und Recht, die im April 2012 das Gütesiegel bekam. Dabei kämpft die Schule mit massiven finanziellen Problemen und überlebt derzeit nur mit Überbrückungskrediten.
EQUIS hat mittlerweile seine Standards geändert: Künftig überprüft sie auch, ob die Wirtschaftsschulen auch gut wirtschaften können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen