Dienstag, 5. März 2013

+++HUGO CHÁVEZ IST TOT+++


Sie haben für ihren Comandante gebetet, Kerzen angezündet. Doch das bange Hoffen der Chavistas in Venezuela war vergeblich. Staatschef Hugo Chávez hat seinen Kampf gegen den Krebs verloren.
Der 58-Jährige starb am Dienstag in Caracas, teilte sein Stellvertreter Nicolás Maduro mit. In der Nacht zum Dienstag hatte die venezolanische Regierung mitgeteilt, dass sich der Zustand des krebskranken Präsidenten drastisch verschlechtert habe.

Erst am 5. März hatte Informationsminister Ernesto Villegas von einem sehr heiklen Gesundheitszustand und einer neuen schweren Atemwegsinfektion gesprochen.
Chávez hatte seinen Stellvertreter Nicolas Maduro (50) zum Nachfolger erkoren. Doch die Opposition verlangt Neuwahlen.

HUGO CHAVEZ – DER COMANDANTE

Priester stand mal auf seinem Berufs-Wunschzettel, oder Profi-Baseballer – doch dann wurde aus Hugo Chavez DIE Führungsfigur der Linken in Lateinamerika und der starke Mann Venezuelas.
Als 17-Jähriger entschied sich der Teenager Hugo Chavez (geboren 1954) für eine Ausbildung beim Militär. Der Lehrersohn aus dem venezolanischen Bundesstaat Barinas schloss die Militärakademie 1975 als Ingenieur ab. Bei der Armee brachte er es bis zum Oberstleutnant und Kommandanten der Fallschirmspringer.
Chavez` Revolution gegen die Korruption im Land begann, als er 1982 in Anlehnung an den Befreiungskämpfer Simón Boliva die Bolivianische Revolutionäre Bewegung (MNR) gründete. 1992 führte Chavez einen Putsch gegen Staatspräsident Carlos Andrés Pérez an, der jedoch scheiterte. Chavez landete im Gefängnis, saß zwei Jahre bis zu seiner Begnadigung.

Als sich 1994 die Knast-Tore öffneten, war Chavez so populär im Volk wie nie zuvor. Der politische Aufstieg war nicht mehr aufzuhalten.
Mit seinen flammenden Reden über Korruption, „wilden Kapitalismus“ und die „verfaulte Elite Venezuelas“ eroberte der Mann mit dem roten Barett die Herzen der Armen. Gleichzeitig setzte eine Kapitalflucht ein. Wer Geld hatte, hatte Angst vor dem Sozialrevolutionär an der Macht.
Der Sprung an die Spitze des Staates gelang Chávez 1999. Im Alter von 44 Jahren war er der jüngste Präsident Südamerikas.
Nach der Annahme einer neuen Verfassung gewann der Comandante im Jahr 2000 mit klarer Mehrheit erneut die Wahl. 2002 überstand er einen Putsch. 2006 gewann er die nächste Wahl und im Oktober 2012 siegte Chavez erneut. Dank einer Verfassungsänderung von 2007 darf der Präsident in Venezuela unbegrenzt oft antreten.
Im Oktober 2012 wurde Chavez, der zwei Mal verheiratet war und vier Kinder hat, zum vierten Mal im Amt bestätigt.
Venezuela ist einer der weltweit führenden Ölproduzenten, und Chávez unterstützte mit den Petrodollar auch andere linke Regierungen der Region, vor allem das verbündete Kuba. Revolutionsführer Fidel Castro (86) galt als politischer Ziehvater und guter Freund, ebenso Staatschef Raúl Castro (81).

Im Westen machte sich Chávez auch stets unbeliebt wegen seines „anti-imperialistischen“ Kurses sowie seiner Unterstützung für Syrien, Iran und seinerzeit Muammar Gaddafi, Libyens Diktator.
Er bezeichnete George W. Bush als Teufel und schwor seine Partner in Lateinamerika auf eine sozialistische Revolution ein. 2005 verurteilte er den „nordamerikanischen Imperialismus“ und rief zur weltweiten Revolution gegen den Neoliberalismus auf.
Chávez kämpfte in Venezuela um sein Lebenswerk, die Bolivarische Revolution, mit der er sein eigenwilliges Sozialismus-Modell immer fester verankerte. Der für stundenlangen Reden bekannte und gefürchtete Präsident regierte in seiner Amtszeit mit Dekreten, enteignete große Konzerne, schloss Radio- und TV-Stationen und sympathisierte mit den marxistischen FARC-Rebellen in Kolumbien.
Doch zeigte er sich nach dem Sieg im Oktober 2012 auch selbstkritisch und versprach, ein „besserer Präsident“ zu sein. Was er darunter verstand, das konnte Chávez nicht mehr zeigen.

DIE KRANKHEIT

2011 brachte für Chávez eine einschneidende Wende. Im Juni wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. Es folgten zwei Operationen auf Kuba, Chemo- und Strahlentherapien. Chávez ließ sich eine Glatze rasieren. Sein Gesicht quoll in Folge der Medikamente stark auf. Dennoch erklärte er sich im Juli 2012 als völlig geheilt und stürzte sich erneut in den Wahlkampf – und gewann.

Doch der Krebs war nicht besiegt. Am 11. Dezember 2012 unterzog sich Chávez zum vierten Mal auf Kuba einer Operation. Kurz zuvor hatte er dem Volk seinen langjährigen Freund und Vize-Präsidenten Nicolas Madoro (50) als Nachfolger empfohlen, sollte ihm etwas passieren.
Am 18. Februar kehrte Chávez zurück nach Venezuela, einen Tag zuvor hatte die Regierung erstmals seit der Abreise ein Foto veröffentlicht. Chávez im Krankenbett, an seiner Seite die Töchter. Nach der Rückkehr ließ Madoro berichten, Chávez erteile aus dem Krankenbett Ratschläge. Gleichzeitig kursierten die Gerüchte, es gehe dem Staatschef immer schlechter.

DIE NACHFOLGE

Auf den Nachfolger wartet eine große Aufgabe, Probleme gibt es genug zu lösen. Die Kriminalitätsrate ist hoch, die Inflation horrend und der Investitionsbedarf in die oft marode Infrastruktur gigantisch.
Und die Schulden des Landes stiegen trotz der Milliarden-Einnahmen aus dem Ölgeschäft von 33 Mrd. Dollar 1999 auf 150 Mrd. im vergangenen Jahr.
Im Februar 2013 lag die Inflation bei 32 Prozent. Das staatlich verordnete Tauschverhältnis vom Dollar zum Bolivar von 1 zu 6,3 trifft die Wirtschaft hart und hat zu einem florierenden Schwarzmarkt geführt. Bestimmte Importgüter sind bereits knapp geworden.
Um die Ölproduktion weiter anzukurbeln, wären ausländische Investitionen notwendig. Ob die Investoren nach der schlechten Behandlung durch Chávez zurückkommen werden, bleibt erstmal ungewiss.


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