Samstag, 2. März 2013

+++BRUCE REYNOLDS, oder der dreist geniale "Postzug-Räuber" ist tot+++



Der Coup war so dreist wie genial: Am 8. August 1963 stoppte eine Räuberbande aus 15 Männern einen Postzug, der Geld von Glasgow nach London transportierte. Die Männer klauten 2,6 Millionen Pfund (heutiger Wert: rund 47 Mio Euro). Der „große Postzugraub“ ging als größter Raub in die britische Geschichte ein. Er wurde mehrmals verfilmt, darunter auch in Deutschland: „Die Gentlemen bitten zur Kasse“.

Jetzt starb des Chefplaner des Raubes, Bruce Reynolds, im Alter von 81 Jahren. Sein Sohn Nick sagte laut BBC, sein Vater sei am frühen Donnerstagmorgen im Schlaf gestorben. „Er war seit ein paar Tagen krank, ich kümmerte mich um ihn.“

Der irre Postzugraub

Bruce Reynolds, damals 32, hatte die Idee, den Nachtzug auf freier Strecke bei Cheddington (Grafschaft Buckinghamshire) anzuhalten – mithilfe eines Handschuhs!
Den zog einer der Räuber, Roger Cordrey, über das auf Grün stehende Streckensignal. Mit einer mitgebrachten Batterie stellte er ein rotes Licht an – und der ahnungslose Lokführer stoppte prompt. Es war war 3.10 Uhr. Auch seine Kollegen vom Stellwerk hatten von dem Täuschungsmanöver nichts mitbekommen.

Mit einer Eisenstange wurde Lokführer Jack Mills niedergeschlagen, das übrige Zugpersonal gefesselt. Dann fuhr die Bande mit dem Zug rund 800 Meter weiter zu einer Brücke. Dort luden die Posträuber ihre Beute um, fuhren zu einem Versteck auf einem Bauernhof.
Nach wenigen Monaten war der Großteil der Räuber gefasst – zu harten Strafen verurteilt.

Doch Bruce Reynolds gelang die Flucht nach Mexiko, wo er einige Jahre unter falschem Namen lebte. Als er 1968 nach Torquay (England) reiste, schlugen die Fahnder zu.

Er wurde 1969 zu 25 Jahren verurteilt, 1978 vorzeitig entlassen. Wegen einiger Rauschgiftdelikte kam er erneut ins Gefängnis, wurde aber 1985 begnadigt.
In den späten 80er Jahren arbeitete er als Berater für den Film „Buster“, in dem Phil Collins einen der Räuber spielte. 1995 erschien seine Autobiographie.

Zuletzt lebte Reynolds völlig verarmt in einer Wohnung in Süd-London, wurde von einer Wohltätigkeitsorganisation unterstützt.

Auch in Deutschland wurde der Postzugraub verfilmt, mit Horst Tappert als „Michael Donegan“ (Bruce Reynolds).
Viele nötigten den Bandenmitgliedern auch Respekt ab für den reibungslosen Coup, der ohne Schüsse über die Bühne gegangen war – auch wenn sich Zugführer Jack Mills von der Kopfverletzung nie wieder ganz erholte.

Weltweit berühmt wurde Reynolds Komplize Ronnie Biggs: Ihm gelang 1965 die Flucht aus dem Gefängnis, er tauchte in Brasilien unter. Aus Heimweh kehrte er 2001 nach England zurück – da war er 71 Jahre alt. Er kam ins Gefängnis, wurde 2009 aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands entlassen. Er lebt seitdem in einem Altenheim.

Der Großteil der Beute ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Einer der Geldscheine, eine Fünf-Pfund-Note, ist jedoch im Thames-Valley-Polizeimuseum ausgestellt.


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