Freitag, 1. Februar 2013

+++Was heißt AUFSCHIEBEN?+++



Was heißt Aufschieben?

Aufschieben bedeutet: Sie vermeiden es, sich einer Aufgabe, die Ihrer eigenen Überzeugung nach von Ihnen erledigt werden muss, konsequent, zeitnah und relativ stressfrei zu widmen. Sie beschäftigen sich stattdessen mit anderen, weniger wichtigen Dingen. Aufschieben entspricht dem Verlust der Handlungskontrolle an der Schnittstelle zwischen Persönlichkeit, Motivation und Aufgaben. Es geht einher mit Gedanken wie:


Ich warte, bis ich in der richtigen Stimmung bin.
Ich fange morgen an.
Ich muss erst schnell noch etwas anderes erledigen.
Es ist zu anstrengend.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
Meine gesundheitlichen Beschwerden werden schon von alleine wieder weggehen.
Der Denkende ist niemals der Handelnde.
Ich habe doch noch jede Menge Zeit.
Wieso habe ich auch so viele Aufgaben bekommen? Das ist nicht fair.
Ich arbeite sowieso unter Druck besser, also mache ich es später.

Es gibt Menschen, die aufschieben, um Spannung ins Leben u bringen (Erregungsaufschieber, arousal Procrastinator). Andere schieben auf, um negative Gefühle zu vermeiden (Vermeidungsaufschieber, avoidance procrastinator).

Wie häufig ist Aufschieben?

In einer Umfrage fü den Spiegel im Jahr 2009 wurde die Frage gestellt: „Kommt es bei Ihnen vor, dass Sie wichtige Dinge immer weiter aufschieben, Briefe an den Vermieter beispielsweise oder die Steuererklärung?“ 46 Prozent der Befragten antworteten mit „Ab und zu“, 7 Prozent mit „Ja, andauernd“. 47 Prozent gaben an, „immer alles sofort“ zu erledigen. Ähnlich die Antworten auf eine frühere repräsentative Emnid-Umfrage für die ZEIT: 43,5 Prozent stimmten der Aussage „Ich schiebe unangenehme Dinge oft bis zum letzten Moment hinaus“ zu. Nach einigen amerikanischen Untersuchungen sind 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung chronische Aufschieber, nach anderen 60 Prozent. Eine Studie, die das Aufschieben in den USA, dem Vereinigten Königreich und Australien untersuchte, fand heraus, dass in all diesen Ländern etwa 20 Prozent der Befragten aufschieben. Jeweils ca. 15 Prozent sind Erregungs- beziehungsweise Vermeidungsaufschieber (man kann je nach Aufgabe auch das eine wie da andere sein). Bei Studierenden lieg der Anteil deutlich höher, bei bis zu 70 Prozent. Auf einer im Internet veröffentlichten Rangliste der Ziele liegt die Überwindung des Aufschiebens nach dem Abnehmen auf dem zweiten Platz.

Was weiß man über Menschen, die aufschieben?

Allgemein: Die meisten Vermeidungsaufschieber kennen die Störung bereits seit ihrer Kindheit beziehungsweise der Schulzeit. Sie kommen häufig zu spät, sind unvorbereitet, schlecht organisiert und haben schlechte Beziehungen zu Arbeitskollegen. Sie verbringen zu viel Zeit mit Projekten, die ohnehin scheitern. Sie behindern sich selbst, vermeiden es, sich Rechenschaft über ihren Arbeitsstil zu geben, und versuchen stattdessen, ihr Image zu pflegen. Auf einer deutschen Website, die sich mit Aufschieben beschäftigt (www.prokrastination.net/umfrage) gaben 96 Prozent der Besucher an, unter ihrem Aufschiebeverhalten zu leiden, 86 Prozent meinten, dass ihr Aufschieben ihnen im Studium oder im Beruf bereits geschadet hätte. Deutlich sind Zusammenhänge mit Depressionen, Angst und schlechtem Gewissen wegen des Aufschiebens.

Warum schieben Menschen auf? 

Erregungsaufschieber: weil Aufgabenerledigung auf den letzten Drücker ein Hochgefühl erzeugt, das mit gut geplanter Arbeit nicht zu bekommen ist. Vermeidungsaufschieber: allgemein um Unlust zu vermeiden und aus einem Bedürfnis nach Selbstschutz. Aufschieben wird dann wahrscheinlicher, wenn man nicht an einen Erfolg glaubt, die Aufgaben einem unangenehm sind, man leicht ablenkbar und impulsiv ist und sowohl die Ziele als auch die Belohnungen für die Arbeit zu weit in der Zukunft liegen. Spezifischer: aus Ängsten, insbesondere vor Versagen, aber auch vor Erfolg; aus Trotz und Ärger; aus Perfektionismus; aus Scham, Abhängigkeit und Ohnmacht; aus Minderwertigkeitsgefühlen.

Welche Merkmale kennzeichnen das Aufschieben?

Erregungsaufschieber: bewusste Entscheidung zum Verschieben, Aufbau von Druck, um arbeiten zu können. Vermeidungsaufschieber: Fixierung auf Intention, ewige Vorarbeiten, im entscheidenden Moment wird nicht zielgerecht gehandelt. Geringe Impulskontrolle und Unachtsamkeit; Unterschätzung der zur Aufgabenerledigung benötigten Zeit, schlechtes Zeitmanagement; Unterschätzung der Notwendigkeit, in Übereinstimmung mit wichtigen eigenen Zielen und der eigenen Motivation zu sein; Unterschätzung der Notwendigkeit, Vorhaben mit positiven Gefühlen zu verbinden.
Man kann zwischen state und trait procrastination unterscheiden: Trait-procrastination bezeichnet das Aufschieben, das stabil ist wie ein Persönlichkeitsmerkmal (und tatsächlich in engem Zusammenhang steht mit niedrigen Werten auf dem Big-5-Persönlichkeitsfaktor Gewissenhaftigkeit). State-procratsination, also das situative Aufschieben, entspricht mehr einem motivationalen Konflikt.

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