Dienstag, 26. Februar 2013

+++OLIVER KAHN bloggt - No.10+++


Liebe Fußball-Fans,

beim Pokalspiel am Mittwoch zwischen Bayern und Dortmund trifft die dominierende Mannschaft der Bundesliga auf den amtierenden Meister und Pokalsieger. Die Konstellation lässt auf einen großen Fußballabend hoffen. Sowohl der FC Bayern als auch der BVB verfügen in der Offensive über sehr hohe Qualität. Basis für den Erfolg ist aber vor allem die mannschaftstaktische und individualtaktische Defensivleistung. Diese Faktoren werden auch am Mittwoch von zentraler Bedeutung sein.

Mannschaftstaktisch erkennt man beim Bayern-Spiel Stärken, die auch den BVB auszeichnen. Auch der FC Bayern versucht seit dieser Saison nach Ballverlust schnellstmöglich, den Ball aggressiv zurückzuerobern. Gelingt dies nicht, ziehen sie sich enorm kompakt zurück, um dann erneut kollektiv gegen den Ball zu arbeiten. Was die Vermeidung von individuellen Defensiv-Fehlern anbelangt, sind die Bayern den Dortmundern momentan überlegen. Anders als in der letzten Saison kassieren die Bayern in dieser Spielzeit deutlich weniger Gegentreffer als der BVB (8 zu 27). Mit ausschlaggebend für die Stabilität der Münchner ist der Transfer von Dante. Der Brasilianer besitzt kaum Schwächen, ist stark in der Zweikampfführung, in der Abwehr-Organisation sowie in der Spieleröffnung und ist auch charakterlich ein echter Gewinn. Dantes Sicherheit strahlt zudem positiv auf seine Nebenleute ab. Daniel van Buyten oder David Alaba wirken gefestigter als im Vorjahr. Entlastet wird die Viererkette durch das Duo Bastian Schweinsteiger/Javi Martinez, das in der Besetzung der Doppelsechs im defensiven Mittelfeld mit hoher Spielintelligenz perfekt harmoniert, den Gegner vom eigenen Tor fernhält, ohne dabei auf offensive Akzente zu verzichten

Die Dortmunder hingegen produzieren zu viele individuelle Fehler. In der Bundesliga weist die Statistik für den BVB acht Gegentore nach Ballverlusten auf, bei den Bayern nur drei. Dies deutet darauf hin, dass nach zwei Meistertiteln in Folge beim BVB in der Bundesliga mitunter die letzte Konzentration fehlt. Hinzu kommt, dass der große Rückstand auf die Bayern nicht unbedingt motivationssteigernd wirkt.
Trotzdem hat die Klopp-Elf vor allem in der Champions League gezeigt, dass sie sich auf den Punkt konzentrieren kann und dann in der Lage ist, Top-Leistungen abzurufen.

Bei den Bayern verläuft die Spielzeit bisher praktisch reibungslos. Von 33 Pflichtspielen haben sie nur zwei verloren. Mich erinnert die aktuelle Bayern-Situation ein wenig an die Saison 1999. Damals lief es für uns in allen Wettbewerben nahezu perfekt - das Pokalfinale und das Champions League-Endspiel konnten wir allerdings nicht gewinnen. Zwei Jahre später war die Konstellation eine andere. In der Liga gab es viele Spiele, die äußerst eng waren. Meister sind wir nur über das bessere Torverhältnis geworden. Diese ständige Auseinandersetzung und Bewältigung schwieriger Situationen in der Liga war unfreiwillig eine wichtige Vorbereitung für den späteren Erfolg im Champions League-Finale. Extremsituationen erfolgreich lösen zu können, ist für jede Mannschaft ein wichtiger Prozess. Er schärft die innere Überzeugung der Spieler, mit allen Widrigkeiten fertig zu werden. Die Bayern haben solche echten Stresstests in dieser Saison selten erlebt. Erst fünf Mal sind sie in Rückstand geraten, allerdings haben sie nur ein Mal einen Rückstand noch in einen Sieg gedreht. Die Partie gegen den BVB könnte für die Bayern, die zuletzt fünf Mal in Folge Dortmund nicht schlagen konnten, zu einem wegweisenden Stresstest werden.

Euer Oliver Kahn

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