Mittwoch, 27. Februar 2013

+++CLOWN-AFFÄRE, oder ein beleidigter italienischer Präsident+++


Das riecht nach diplomatischen Querelen...
Tag zwei nach der Italien-Wahl. Die Schädel brummen immer noch, es ist ein großer, großer Kater.
Und obwohl das Tagesgeschehen in Rom nun erst einmal vom Papst-Rücktritt geprägt wird, beginnt im Parlament nicht weniger schlagzeilentauglich der große Poker: Wer mit wem? Kann Italien nach diesem Wahlergebnis überhaupt regiert werden?

Ganz Europa schüttelt den Kopf. Und einer spricht!

Sehr klare Worte wählte (mal wieder) SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Er sei zu einem „gewissen Grad entsetzt”, dass „zwei Clowns” gewonnen hätten. „Ein beruflich tätiger Clown, der auch nicht beleidigt ist, wenn man ihn so nennt”, sagte er mit Blick auf den populistischen Chef der „5-Sterne”-Bewegung und Komiker, Beppe Grillo (64). „Und ein anderer, der definitiv ein Clown mit einem besonderen Testosteronschub ist”, giftete er gegen den ehemaligen Regierungschef Silvio Berlusconi (76).

Das hat gesessen.

So tief, dass der italienische Präsident Giorgio Napolitano seinen für heute Abend geplanten Termin mit Steinbrück kurzerhand abgesagt hat! Ein SPD-Sprecher bestätigte gegenüber BILD.de, dass Steinbrücks Äußerungen der Grund für die Absage sind.
Die Nerven liegen also blank.
Was die verkorkste Wahl zudem kostet, zeichnet sich bereits ab. Die unklaren Machtverhältnisse bedeuten zunächst einmal steigende Zinskosten.
Bei der ersten Versteigerung einer zehnjährigen Staatsanleihe nach der Parlamentswahl kletterte die Rendite am Mittwoch auf 4,83 Prozent und damit auf den höchsten Wert seit Oktober 2012! Die Anleger verlangen als eine höhere Risikoprämie. Immerhin: Insgesamt wurde die Auktion von Experten jedoch als positiv eingeschätzt. Italien konnte wie geplant 6,5 Milliarden Euro bei Investoren einsammeln.

Die Ratingagentur Moody's warnte aber vor den Folgen einer drohende Blockade in Italien für die gesamte Eurozone und drohte mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit.
Die italienische Linke war zwar als stärkste Kraft aus der Wahl hervorgegangen. Sie errang die meisten Stimmen im Abgeordnetenhaus. In der zweiten Parlamentskammer, dem Senat, fehlt ihr aber eine Mehrheit. Zur Regierungsbildung wäre sie auf eine Koalition angewiesen.
Der Spitzenkandidat des Mitte-Links-Bündnisses steht nun in den Startlöchern für einen Regierungsauftrag. Pier Luigi Bersani (61), der sich gestern erst mehr als 24 Stunden nach Schließung der Wahllokale öffentlich geäußert hat, will loslegen. Allerdings mit gebremstem Optimismus: „Wir haben diese Wahlen nicht gewonnen, obwohl wir Erster sind”, sagte er.

Machen sie jetzt unseren Euro kaputt?

Doch es dürften Tage vergehen, bis Staatspräsident Giorgio Napolitano überhaupt den Auftrag zur Regierungsbildung erteilt. Napolitano, der zur Zeit in Deutschland ist, gibt sich optimistisch. Die Situation sei in der Tat kompliziert, man werde sie aber meistern, sagte der 87-jährige.
Klar ist aber bereits: Dem hochverschuldeten Land steht eine wochenlange Hängepartie bevor. Eine stabile Regierung zu bilden, das ist ein bisschen Quadratur des Kreises.

PRESSESCHAU

★ Weitgehend negativ fallen deshalb auch zwei Tage nach der Horror-Wahl die Kommentare und Berichte in der Presse aus. Ein „Wahlsieger“, der vom „Wähler zum Regieren verurteilt“ worden sei, nennt „La Republicca“ in den glücklosen Bersani. Und: „Mission Impossible“ schreibt die Zeitung zur Sauertopf-Miene des 61-jährigen.
★ Die „Süddeutsche Zeitung“ titelt ihre Seite drei mit einem gepflegten „Lecko mio“ und lässt unter anderem einen enttäuschten Römer zu Wort kommen: „Wir sind ein Volk, das sich gerne verarschen lässt.“
★ Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zeigt zur Foto-Überschrift Bella Italia passend Model-Beine von der Mailänder Modewoche. Ansonsten heißt es im Kommentar: „Zurück in die Krise“: „Das Bedrückende am Ausgang der Parlamentswahl in Italien ist der anti-europäische Grundakkord, den die beiden Wahlgewinner Berlusconi und Grillo angeschlagen haben.“

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