Dienstag, 13. November 2012

+++DU SOLLST DIR ÜBER ANDERE NICHT DAS MAUL ZERREIßEN+++



Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir brauchen einander, um uns gut zu fühlen – sogar die extrem einzelgängerisch Veranlagten benötigen meist ein Mindestmaß an Sozialkontakten. Seltsam also, dass wir oft dazu neigen, ein wichtiges zwischenmenschliches Gebot zu missachten: "Du sollst dir nicht über andere das Maul zerreißen!" Klar: Einerseits ist es verständlich, dass sich Menschen austauschen. Und zwar miteinander übereinander. Immerhin müssen wir wissen, was die anderen so tun und wie sie ticken. Andererseits aber mögen wir nicht wirklich, wenn andere über uns tratschen. Denn allzu oft wird dabei beurteilt, belächelt, kritisiert, gelästert oder sogar gemobbt.

Der Antrieb dahinter scheint meist folgende Haltung zu sein: "Ich habe Recht, der andere macht etwas falsch!" Das heißt, wir maßen uns ein Urteil an – in der Regel ohne alle Fakt(or)en zu kennen. Dafür aber ganz bequem durch unsere eigene Brille betrachtet. Und ohne die Gefahr, vom abwesenden Dritten korrigiert zu werden. Das Bedürfnis dahinter ist meist auch ganz simpel erklärt (und ziemlich traurig): "Ich fühle mich im Kern unsicher. Daher muss ich mich über andere stellen, um mein Ego zu streicheln." Klar soweit? Weniger klar ist uns leider oft der Effekt, den wir dadurch hervorrufen: Wir schaden uns selbst!

Erstens mögen und vertrauen Menschen Tratsch- und Lästermäulern nicht. Wer will schon einen verbalen Scharfrichter zum Freund? Zwar kann man sich ihrer Aussagen bedienen, um sich eine Meinung zu bilden – aber offen austauschen wird man sich mit ihnen nicht. Zu gefährlich … Zweitens führt das leicht in eine verzwickte Spirale der Meinungsisolation. Vorne herum wird man dem Tratschmaul nach – genau! – dem Maul sprechen: "Ja, du hast Recht!" Hintenherum sich aber seinen eigenen Teil denken. Dies wiederum bekommt das Tratschmaul nicht direkt mit, sondern höchstens dadurch, dass die Welt anders handelt als das Tratschmaul urteilt. Wie dumm ...

Das untergräbt – drittens – die Position des Klatsch- und Tratschmauls, dem die Widersprüche wirklich zu schaffen machen. Es reagiert nun zunehmend neurotisch auf Abweichungen von seiner Weltsicht: "Das darf doch nicht sein!" Und verunsichert geht es erneut in die Offensive, was die Dynamik leider nur verschärft. Es hat ein Teufelskreis begonnen in dessen Verlauf alle Beteiligten genau das verspielen, was sie tief drinnen brauchen: Souveränität – und die Sympathien ihrer Mitmenschen. Kein Wunder also, dass die Beziehungen mancher ständig laut knirschen und knarzen ...


Drei Fragen für bessere Beziehungen


 1.) "Stimmt das Gesagte überhaupt?"

Es ist nämlich erstaunlich, wie oft unkritisch nachgelabert wird, was irgendein Lästermaul in die Welt setzt. Also: Seien wir Urteilen gegenüber immer möglichst skeptisch – und hüten wir uns selbst davor, vorschnell zu urteilen! Besser checken wir die Fakten! Außerdem sollten wir lernen, Dinge auch einfach mal stehen zu lassen. Es ist unnötig, ständig Richter zu spielen.

2.) "Ist das Gesagte gut gemeint?"

Denn unabhängig von "richtig" oder "falsch" ist die Intention einer Aussage über Dritte wichtig: Will man damit etwas Gutes bewirken – oder nur ein wenig Gift verspritzen? Ich meine: Wenn dahinter keine positive Absicht steckt, lässt man Gesagtes besser gleich wieder zum anderen Ohr hinaus ...

3.) "Ist das Gesagte irgendwie hilfreich?"

Manchmal kann Gesagtes zwar nicht hundertprozentig richtig und sogar böse gemeint sein – aber trotzdem hilfreich: Etwa wenn uns jemand vor Gefahren warnt und wir dadurch ein Risiko umgehen. Allerdings sind diese Fälle extrem selten – meist ist Geläster weder hilfreich noch nützlich. Daher tun wir wieder gut daran, uns nicht weiter zu beteiligen. Schließlich sind wir soziale Wesen. Wir brauchen einander. DANKE

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